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0109 - Broadway-Krieg

0109 - Broadway-Krieg

Titel: 0109 - Broadway-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Broadway-Krieg
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uns freiwillig im Hauptquartier aufsucht. Gewöhnlich genügt nicht einmal ein Haftbefehl, um sie herzubringen. Man muss sie mit Gewalt herschleifen.
    Terry Doun bildete also eine rühmliche Ausnahme, denn er saß uns vierzehn Tage nach dem Hesters-Raub in meinem Büro gegenüber.
    Vielleicht finden Sie es albern, wenn ich sage, dass ich eine bestimmte Sorte von Gangstern noch weniger leiden kann als irgendeine andere, aber es ist so. Doun gehörte zu den Typen, die mir einen Brechreiz verursachen.
    Terry war von jener angeblich so männlichen Schönheit, auf die eine bestimmte Sorte von Mädchen gern hereinfällt. In Wirklichkeit war Terry so etwas wie eine Ratte, brutal und giftig gegenüber Schwächeren, feige und kriecherisch gegenüber Stärkeren.
    Doun hatte es geschafft, sich zum Boss des sogenannten Vergnügungsgeschäftes auf dem Broadway zu machen. Die Spieler, Schlepper und Taschendiebe, die in den staunenden Touristen aus der Provinz und aus anderen Ländern ihre Opfer fanden, hörten auf seinen Befehl und lieferten einen Prozentsatz ihrer Beute an ihn ab.
    So zog der »schöne Terry«, wie er vielfach genannt wurde, seine Einkünfte aus jenem Sumpf, in dem das Nachtleben einer Großstadt schon seit den Tagen des alten Rom seine Fundamente hat. Die Bekämpfung Douns war eine Angelegenheit der Stadtpolizei. Seine Tätigkeit beschränkte sich auf den Broadway und ein paar Nebenstraßen. Er war im genauesten Sinne des Wortes eine lokale Größe. Außerdem galt Terry Doun als »sanfter« Gangster. Nie war ihm ein Mord nachgewiesen worden, ja, er hatte nicht einmal in Verdacht gestanden, einen Mord begangen oder veranlasst zu haben. Ihm gelang es, seine Gegner auf leisere Weise matt zu setzen. Nicht selten bediente er sich dabei der Verführungskünste der ihm verfallenen Damen.
    Der Kampf zwischen der Stadtpolizei und dem »schönen« Terry stand unentschieden. Terry verlor relativ häufig viele seiner Leute, die für kürzere oder längere Zeit hinter Gittern verschwanden, aber da das Gesetz ihre Taten nicht schwer bestraft, sahen sie keinen Grund, als Zeugen gegen Terry aufzutreten. Außerdem unterhielt Doun einen sogenannten Hilfsfond, der jedem Verurteilten einen möglichst angenehmen Gefängnisaufenthalt ohne Mangel an Zigaretten, Zeitungen und Extrakost ermöglichte. Doun selbst war nur zweimal zu Geldstrafen verurteilt worden, die er aus der Westentasche bezahlte. So saß er uns gegenüber, gekleidet wie ein Gentleman aus einer Modezeitung für Herren. Sein Gesicht war gebräunt, wahrscheinlich von einer Höhensonne, und wenn er lächelte, blitzten seine Jackettkronen.
    »Ich komme in meiner Eigenschaft als verantwortungsvoller Staatsbürger«, sagte er salbungsvoll. »Ich mache mir erhebliche Sorgen um die moralische Sauberkeit unserer Stadt.«
    Er sprach im völligen Ernst, ohne jede Ironie.
    »Treten Sie ab, Terry, und es wird sofort viel besser werden«, rief Phil. Doun überhörte den Rat vornehm.
    »Ist Ihnen bekannt, dass Cress Hollyway nach New York zurückgekehrt ist?«, fragte er feierlich.
    »Auch das FBI pflegt hin und wieder Zeitungen zu lesen«, antwortete ich.
    Doun stieß den Stockschirm, den er geziert in den Händen hielt, auf die Erde.
    »Ich finde es empörend von der Regierung, einen solchen Mann in die Staaten zurückkehren zu lassen. Kein anständiger Mensch wird in Zukunft seines Lebens mehr sicher sein.«
    Ich horchte auf. Terry Doun sah gleichmütig aus, aber witterte nicht so etwas wie Angst über sein parfümiertes Gesicht?
    »Fürchten Sie Cress Hollyway?«
    Natürlich log er. Es war fraglich, ob Doun überhaupt zwei Sätze hintereinander sprechen konnte, ohne zu lügen.
    »Fürchten, G-man? Merken Sie sich! Ich fürchte mich vor niemanden. Furcht ist nicht der Grund, warum ich Sie auf Hollyway hinweise, sondern…«
    »Geschenkt!«, unterbrach ich ihn. »Reden Sie noch einmal diesen Staatsbürgerstuss herunter! Ich glaube, Sie haben uns Interessanteres zu erzählen.«
    Der Vergnügungsboss sah mich listig an.
    »Was macht die Klärung des Hesters-Falles?«
    »Alles Schlechte! Sie müssten es aus den Zeitungen wissen.«
    Obwohl sich das FBI nicht offiziell in die Arbeiten der Klärung des Banküberfalles eingeschaltet hatte, wussten wir, dass die Stadtpolizei noch weit von der Lösung der Aufgabe entfernt war. Wain Smiths Tod zerstörte die letzte Spur, die zu den eigentlichen Tätern führte, und wenn auch die Umgebung des Tatortes sorgfältig abgesucht worden war, so

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