0109 - Broadway-Krieg
antwortete Phil. »Kanntest du ihn?«
Ich schüttelte den Kopf, aber ich tat es ohne rechte Überzeugung.
***
Als Terry Doun am Morgen aufstand, wusste er bereits, was sich in der Yankee Bar zugetragen hatte. Einer seiner Leute war Augenzeuge gewesen und hatte ihn noch in der Nacht angerufen.
Der »Schöne« machte in der gewohnten Weise sorgfältige Toilette, aber er war schlechter Laune. Er war unzufrieden, dass die G-men Tozzo nicht festgenommen hatten. Er hatte sich die ganze Sache einfacher vorgestellt. Er hatte gehofft, die G-men würden Tozzo zum Reden bringen können, die ganze Gang kurzerhand ausheben und ihn damit von seinen Sorgen befreien.
Terry Doun hatte zwei Gründe, sich Sorgen zu machen. Der eine Grund lag in einer Unterredung, die er vor einigen Tagen mit Tozzo geführt hatte. Er hatte seinem ehemaligen Gorilla Vorwürfe gemacht, dass er das Lager gewechselt hatte. Tozzo hatte nur gelacht.
»Jeder sorgt für sich, Terry. Ich habe das Gefühl, deine Tage als Broadway-Chef sind gezählt. Es gibt heute Leute in New York, die das Geschäft wirklich verstehen. Du, Terry, bist nie mehr gewesen als ein schleimiger Angsthase. Sieh zu, dass du mit einem blauen Auge davonkommst«.
Doun wusste, dass diese Worte mehr bedeuteten als leeres Gerede. Da Tozzo unmöglich auf eigene Faust eine Gang organisieren konnte, um ihn, Doun, abzuservieren, musste irgendwo ein anderer Mann sein, der dieses Ding organisierte.
Der »schöne Terry« wusste natürlich von Cress Hollyways Rückkehr. Er war sich darüber klar, dass er auf einem Gebiet arbeitete, das Hollyway zu seiner Zeit als seine Domäne betrachtet hatte. Es schien ihm logisch, dass Hollyway der Mann war, der ihn aus seinem Nest herausschießen würde, um sich selbst wieder hineinzusetzen.
Unzufrieden ging Doun in einem seidenen Morgenrock auf und ab. Er witterte instinktiv, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, um den Angriff abzuwehren. Er hasste Gewalt, besonders wenn er sie gegen einen Gegner anwenden sollte, den er für mindestens gleichwertig halten musste. Er hatte versucht, das FBI zwischen sich und seine Feinde zu schieben, aber jetzt begriff er, dass dieser Versuch frühestens in einiger Zeit Erfolg haben konnte.
Es klopfte. Sandy kam herein und brachte das Frühstück. Sandy war Douns Vertrauter, sein Diener, Sekretär und Butler in einer Person. Sandy war nicht weniger verschlagen als sein Boss, aber es fehlte ihm Terrys gutes Aussehen, um auf eigene Rechnung zu Erfolgen zu kommen.
»Sandy«, fragte der »Schöne«, während er sich den Kaffee eingoss, »wer außer Cress Hollyway könnte auf die Idee kommen, mir mein Geschäft abzunehmen?«
»Ich wüsste niemanden«, antwortete Sandy mürrisch. »Es gibt keinen Burschen in New York, der an einem Krieg interessiert sein könnte. Sie haben alle ihren Anteil am Geschäft und werden fett und faul dabei.«
»Außer dem Alten!«
»Er soll sich zur Ruhe gesetzt haben«, meinte Sandy. »Warum sollte er seine alten Knochen riskieren? Er muss Geld genug haben.«
»Aber wer sonst kann Tozzo abgeworben haben? Verstehst du nicht, dass es jemand gewesen sein muss, der von Ranco Einzelheiten über unsere Organisation erfahren wollte?«
»Das ist selbstverständlich. Aber warum tippst du ausgerechnet auf den alten Hollyway?«
»Er war früher Chef von ganz Manhattan, und der Broadway ist das Herz von Manhattan. Klar, dass er damit anfängt, wenn er sein altes Reich zurückerobern will. Und ich sage dir, er denkt nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Er war eine große Nummer, bevor er außer Landes gehen musste. Ich habe seine Biografie gelesen. Ein Mann wie er holt sich wieder, was ihm einmal gehörte.«
»Und das, was ihm gehörte, hast du jetzt in den Fingern«, stellte Sandy nicht ohne Schadenfreude fest.
Doun lief unruhig im Zimmer auf und ab. In einem plötzlichen Entschluss blieb er vor dem Telefon stehen und rief die Auskunft'an.
»Ich brauche die Nummer von Mr. Cress Hollyway, Broadway 3437.«
Sobald ihm die Nummer genannt worden war, drückte er die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und wählte.
»Überlege dir, was du tust«, riet Sandy. Doun nickte ungeduldig. Dann glitt ein süßes Lächeln über sein Gesicht, und er flötete in den Apparat: »Morning, Mr. Hollyway. Entschuldigen Sie die Störung am frühen Morgen. Hier spricht Terry Doun. Ich denke, wir haben uns eine Menge zu sagen.«
»Wer sind Sie?«, bellte Hollyway grob zurück.
Doun lachte die Tonleiter hinauf und
Weitere Kostenlose Bücher