0109 - Broadway-Krieg
wenige Gäste spielten an den verschiedenen Automaten.
Health Dirie war ein Laden, in dem es Dutzende von allen Spielautomaten gab, die nicht verboten waren. Außerdem konnte man tanzen und trinken. Wahrscheinlich konnte man im Allgemeinen auch sein Geld bei illegalen Würfelspielen verlieren, aber heute hatte Doun dafür gesorgt, dass nichts Illegales geschah.
»Ich werde Ihnen etwas zu trinken schicken«, sagte der »Schöne«. Wenig später stand eine Flasche ausgesuchten Whiskys vor uns.
»Endlich einmal ein angenehmer Dienst«, seufzte Phil und goss die Gläser voll.
Wir machten es uns bequem und im Laufe der Stunde leerten wir die Flasche. Durch das Fenster behielten wir den Saal im Auge. Bis Mitternacht füllte sich die Bude. Die Apparate rasselten ununterbrochen, die Musicbox lärmte und die Kellner liefen mit vollen Tabletts.
Doun hatte sich mit einigen Leuten an einen Ecktisch gesetzt und spielte eine Bridgepartie. Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, um einen neuen Gast hereinzulassen, warf er den Kopf nervös hoch.
Ab Mitternacht leerte sich das Lokal nach und nach.
»Ich lass mich hängen, wenn sich hier irgendetwas ereignet, bevor wir diese Flasche geleert haben«, sagte Phil heiter und zeigte auf Douns feinen Whisky.
Er behielt recht. Um vier Uhr morgens wrangen wir den letzen Tropfen in unsere Gläser. Das Health Dirie war bis auf Douns Leute menschenleer. Die Kellner gähnten, und Terry Doun hatte die Karten zusammengeschoben und starrte vor sich hin. Uns hatte der Whisky heiter gestimmt. Oh nein, wir waren nicht blau, nicht einmal beschwipst! Vermuten Sie so etwas nicht von einem FBI-Mann im Dienst. Wir waren nur gut gelaunt, wie man es nach einem vorzüglichen Essen oder einem vorzüglichen Drink zu sein pflegt.
Der »Schöne« kam herein und ließ die Unterlippe hängen.
»Es tut mir leid«, sagte er mürrisch, »aber ich scheine Sie umsonst bemüht zu haben.«
»Der Köder scheint dem Fisch nicht geschmeckt zu haben«, antwortete ich.
»Aber uns der Whisky!«, rief Phil dazwischen. Ich brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Nun rücken Sie mal mit der Sprache heraus. Wer sollte der Fisch sein?«
»Hollyway!«
Ich lachte. »Und was haben Sie als Köder ausgehängt?«
»Ich telefonierte mit ihm und sagte ihm, ich wäre heute in diesem Laden, und er könne mich hier finden, falls er mit mir verhandeln wolle.«
Ich lachte lauter. »Ich glaube, dass Hollyway zu raffiniert ist, um ausgerechnet dann zu kommen, wenn Sie mit ihm rechnen, Terry. Besonders dann nicht, wenn er nicht mit Ihnen verhandeln, sondern auf Sie schießen will. Wir können das Warten aufgeben. Er wird nicht kommen.«
»Ich fürchte, Sie haben recht«, gab er niedergeschlagen zu.
Doun besaß einen Cadillac. Er bot uns an, uns nach Hause zu fahren. Da wir einen Mietwagen besorgt hatten, der noch vor dem Hintereingang stand, dankten wir.
Wir fuhren den fast menschenleeren Broadway hinunter, über dem der Himmel anfing grau zu werden.
Vor uns, in dreißig Schritt Entfernung, fuhr Douns Cadillac.
»Wohnt er eigentlich am Broadway?«, fragte Phil.
»Klar«, antwortete ich. »Der Broadway ist sein Geschäftslokal, und er wohnt mitten darin.«
Vor uns leuchteten die Bremslichter des Cadillacs auf.
»Er scheint zu Hause zu sein«, meinte Phil.
In diesem Augenblick kam aus einer Seitenstraße ein dunkler Wagen. Er passierte Douns Cadillac so nahe, dass er ihn zu streifen schien.
Eine Maschinenpistole bellte. Kugeln knallten gegen Blech. Glas klirrte. Ein Schrei stieg hoch und brach ab.
Ich trat auf die Bremse. Unser Mietwagen stoppte wie geblockt. In der gleichen Sekunde huschte der schwere Wagen an uns vorbei. Wir zogen die Köpfe ein, aber die Maschinenpistole bellte nicht mehr.
Mein Fuß wechselte von der Bremse zum Gas. Ich wirbelte das Steuer herum. Der Wagen beschrieb einen Bogen über die Fahrbahn und brauste hinter dem schwarzen Mörderauto her. Klar, dass die Burschen einen beachtlichen Vorsprung hatten. Ich tat alles, um sie einzuholen, aber die Karre, in der wir saßen, war nur ein verdammtes Mietauto; außen zwar auf Hochglanz poliert, aber innen lahm wie eine Krähe.
***
Na ja, ich holte trotzdem alles aus der Mühle heraus, und ich kam ein bisschen an die schwarze Limousine, die ein Lincoln zu sein schien, heran. Dann aber merkten sie, dass sie verfolgt wurden und traten auf das Gas. Sie verdrückten sich vom Broadway in die Seitenstraßen, um uns abzuschütteln.
Ich sah eine Chance
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