0109 - Broadway-Krieg
sagte ich zu Phil und erhob mich. »Du bleibst besser hier!«
»Hallo, Ranco!«, grüßte ich.
Er riss den Blick von den Mädchen los und sah mich an.
»Hallo«, sagte er und runzelte die Brauen.
Ich setzte mich kurzerhand auf den einzigen noch freien Stuhl. »Können wir uns ein bisschen unterhalten, Ranco?«
»Bist du ein Bulle?«
»Die Richtung stimmt!«
Er legte die Hände auf den Tisch, Pranken von beachtlichem Ausmaß.
»Hör zu, Bulle! Ich habe keine Lust auf eine Unterredung! Troll dich!«
»Später! Ranco, kennst du Cress Hollyway?«
»Nein! Hau ab!«
»Für wen arbeitest du jetzt?«
»Für den Kaiser von China! Wann gehst du endlich?«
»Du bist gut bei Kasse! Woher kommt dein Geld?«
»Von ’ner Erbtante! Geh, oder ich frikassiere dich!«
»Ranco, warst du bei dem Überfall auf die Hesters-Bank dabei?« Das saß! Er wurde blass unter der braunen Haut. Leider wurde er nicht vernünftig. Vielleicht dachte er, es wäre die einfachste Art, meine Fragen nicht beantworten zu müssen; vielleicht war er auch betrunkener, als ich vermutete. Jedenfalls griff er über den Tisch hinüber nach meinen Jackenaufschlägen und stand auf. Er wollte mich über den Tisch zerren, aber ich vereitelte diese Absicht, indem ich rasch mit aufstand.
Die beiden Animiergirls flohen kreischend nach beiden Seiten. Sie hatten ihre Erfahrungen und wussten, was jetzt kommen musste.
Ich stieß mit dem Knie den Tisch gegen Tozzo. Er löste eine Hand von meinem Jackett und knallte mir eine. Es war gar nicht einmal so schlecht. Ich wurde zwei Schritte zurückgeworfen. Ranco fegte mit einer großartigen Bewegung den Tisch zur Seite und ging mich an mit großen Schritten und dem Gesicht des sicheren Siegers.
Die Gäste des Yankee hatten sich von den Tischen erhoben. Es kommt in amerikanischen Bars öfters vor, dass zwei Gentlemen sich in die Haare geraten. Gewöhnlich greifen nach dem ersten Schlagwechsel die Kellner ein und befördern beide Kontrahenten auf die Straße. Hier taten sie es nicht. Wahrscheinlich kannten sie Ranco und wussten, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war.
Tozzo feuerte einen großartigen Schwinger ab, einen Schwinger, die so aussehen, als könnten sie einen Ochsen fällen, aber ich blockte den Hieb ab. Tozzo schlug einen linken Haken, ebenfalls von der Totschlagsorte, aber ich hatte die Hand dazwischen, und das Ding zischte an meinem Ohr vorbei.
Die Gäste sahen interessiert zu. Wahrscheinlich gab mir keiner in diesem Augenblick eine Chance. Ranco sah viel besser aus.
Aber ich war besser. Ich ließ den Gangster noch ein bisschen in der Gegend herumballern, und dann hielt ich meine Faust an die richtige Stelle. Ranco hieb sein Kinn dagegen, begann mit den Augen zu rollen und ließ die Fäuste für eine Sekunde sinken.
Ich ließ zwei Brocken auf seiner Nase explodieren. Tozzo segelte ab, stolperte über den von ihm selbst umgeworfenen Tisch und verwandelte ihn unter sich zu Kleinholz.
Die Gäste stießen ein bedauerndes »Ohh«, aus. Ihre Sympathien waren offensichtlich nicht bei mir.
Ranco Tozzo begriff, dass ich ihn soeben blamiert hatte. Er schnaufte, dass man den Dampf aus seinen Nüstern beinahe sehen konnte. Dann rappelte er sich aus dem Kleinholz hoch und ging mich an.
Ich schlug ihn hinunter. Es war ganz einfach. Er war viel zu wütend und auch schon unklar im Kopf, um auf seine Deckung zu achten. Er landete erneut auf den Tischtrümmern und zerkleinerte sie noch mehr.
Noch war er nicht besinnungslos. Er lag auf dem Rücken, schöpfte Atem und starrte mich an. Eines seiner kühnen Räuberaugen begann sich langsam zu schließen. Seine herumtastenden Hände fanden den Rest eines Tischbeines. Er war gerade lang und schwer genug, um einem Mann den Schädel einzuschlagen. Tozzos Pranke schloss sich darum.
»Lass los, Ranco!«, warnte ich scharf. »Du bezahlst es teuer, wenn du unfair wirst.«
Er hörte nicht. Er riss den Arm mit dem Tischbein hoch, richtete sich auf und kam.
Die Leute stöhnten auf, als sie Tozzo mit der Waffe sahen. Jemand rief aufgeregt: »Verdammt! Alarmiert endlich die Polizei!«
Ich ließ Tozzo nicht aus den Augen. Langsam wich ich vor ihm zurück. Er kam mir nach, leicht gebückt, den linken Arm vorgestreckt, die rechte Hand mit dem Tischbein zum Schlag erhoben.
Ich ließ ihn nahe genug heran, dass er glaubte, mich treffen zu können. Er schlug mit dem Tischrest zu. Ich wich zur Seite. Er warf sich herum und schlug noch einmal. Ich wich wieder aus, aber aus der
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