011 - Das Transmitterinferno
reisen können wie auf der Erde von einem Haus zum anderen.
Das war Jerrys Traum und das war auch der Traum der Menschen gewesen, die allen technischen Widernissen und allen Stimmen der Spötter zum Trotz dieses Projekt vorangetrieben und endlich auch verwirklicht hatten.
Dass dieser Traum noch viel schneller Wirklichkeit geworden war, konnte Jerry Bernstein doch nicht ahnen, weil über Phönix absolute Nachrichtensperre verhängt war. Phönix war noch geheimer als die Konstruktionsdaten des Star Gate. Nur eine Handvoll Menschen wussten, dass sie in ein bestehendes Transmitter-Netz eingebrochen waren und schon längst gedankenschnell von Stern zu Stern reisen konnten.
Bernstein überlegte.
Er hatte verschwinden wollen. Er hatte untertauchen wollen, Flucht vor Fisher und seinen Männern, die in ihm ein Sicherheitsrisiko sahen. Aber war das, was er beobachtete, nicht ein viel größeres Sicherheitsrisiko?
Er konnte sich vielleicht rehabilitieren, wenn er Fisher informierte. Wenn er das Risiko einging, doch wieder behandelt zu werden.
Vielleicht musste es sein?
Bernstein fasste seinen Entschluss. Er musste von den Toten wiederauferstehen. Seine scheinbare Freiheit nutzte ihm doch ohnehin nichts. Erst jetzt begriff er, dass er viel zu planlos gehandelt hatte, zu sehr im Affekt, einfach drauflos. Wohin sollte er gehen? Wer konnte ihm helfen. Das alles hätte von langer Hand vorbereitet werden müssen.
Er konnte nicht einfach aussteigen. Sein Fallschirm würde sich niemals öffnen können, weil er einfach nicht existierte.
Es war ein Versuch gewesen, mehr nicht.
Er war gescheitert, mehr nicht.
Jerry Bernstein machte sich auf den Weg zu Clint Fisher.
*
Damals wie jetzt war es dasselbe Theater. Pieto, der Bulowa, wollte mit zur Erde.
Damals wie jetzt blieb Ken Randall stur bei seinem ›Nein‹ und musste sich zwingen, die traurigen Augen des Jungen zu ignorieren. Da hatte er sich damals etwas Schönes eingebrockt, als er ihm bei ihrer ersten Begegnung leichtfertig versprochen hatte, ihn mitzunehmen!
Und jetzt bedrängte der Bulowa ihn immer wieder, sobald sich die Chance auf einen Transport zur Erde bot. Randall dachte aber nicht im Traum daran, den Jungen mitzunehmen. Auf der Erde würde er nichts anderes sein als ein Forschungs- und Studienobjekt für die Mechanics-Wissenschaftler. Dieses Schicksal wollte Ken dem Bulowa ersparen.
»Gut. Ich frage Commander Haller. Er wird es mir erlauben«, sagte Pieto schließlich.
Ken ließ ihn laufen. Er wusste, dass Haller Pieto notfalls einsperren lassen würde. Aber ansonsten vertrat er dieselbe Meinung wie Ken. Pieto hatte auf der Erde nichts zu suchen. Noch nicht.
Ken ahnte, dass trotz allem wieder ein herzzerreißender Abschied bevorstand. Aber da ließ sich eben nichts machen.
Der Zeitpunkt der Rückkehr zur Erde kam immer näher.
*
Der Kontrollautomat im Eingangsbereich des Verwaltungstraktes wollte Bernsteins Karte wieder nicht akzeptieren. Bernstein verwünschte den gesamten Rechnerverbund, der ihm einfach keine Chance lassen wollte, irgendwohin zu gelangen – weder hinaus noch hinein.
Dabei musste Fisher gewarnt werden!
Und diesmal tauchte auch kein menschlicher Wachposten auf, um die Sachlage zu klären. Es war zum Verzweifeln!
Bernstein suchte den nächsten Intercom-Anschluss auf. Um einen Anruf zu tätigen, musste er zunächst seine Kreditkarte in den Eingabeschlitz speisen – und die war nach wie vor gesperrt. Aber Bernstein konnte noch etwas anderes versuchen.
Er berührte die SOS-Taste.
Der Intercom gab Alarm.
Nur wenige Minuten später tauchten umformierte Werkspolizisten auf. Bernstein sah ihnen lächelnd entgegen. »Endlich«, stöhnte er erleichtert auf.
»Warum haben Sie den Alarm ausgelöst?«, fragte der Ranghöhere der beiden Männer.
»Ich bin Jerry Bernstein«, sagte der Reporter. »Bitte, bringen Sie mich zu Mister Clint Fisher. Allein komme ich nicht durch. Die Kontrollautomaten akzeptieren meine ID-Karte nicht mehr …«
»Aber darüber hinaus haben Sie keine weiteren weltbewegenden Probleme, nicht wahr?«, grinste der Beamte ihn an. »Wenn ich Zeit habe, werde ich mal drüber lachen. Bis dahin sind Sie festgenommen, wegen groben Unfugs, Mann! Einfach einen Alarm auszulösen … als wenn wir nicht in der letzten Zeit auch ohne solche Scherzbolde genug zu tun hätten!«
»Hören Sie, es geht um das Projekt Star Gate«, protestierte Bernstein. »Ich muss unbedingt mit Fisher sprechen …«
»Ah, ja. Vorhin
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