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011 - Die Amazonen von Berlin

011 - Die Amazonen von Berlin

Titel: 011 - Die Amazonen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Situation wurde immer bizarrer!
    »Wenn Sie an der Führung teilnehmen möchten«, fuhr die Stimme fort, »drücken Sie die Eins. Sollten Sie zum Personal gehören und den nicht öffentlichen Bereich betreten wollen, ziehen Sie Ihre Kennkarte durch das Erkennungsgerät rechts neben Ihnen. Bei technischen Problemen drücken Sie die Zwei. Sie werden dann mit einem Techniker verbunden. Bitte wählen Sie jetzt.«
    Matt hob die Schultern. Er bezweifelte, dass es irgendwo in diesem Gebäude noch einen Techniker gab. Eine Kennkarte hatte er auch nicht, also blieb ihm nur noch eine Alternative. Er presste seinen Daumen auf die Eins einer neben ihm angebrachten Tastatur.
    »Vielen Dank für Ihre Wahl und viel Spaß im Deutschen Reichstag.«
    Die Frauenstimme verstummte und wurde von einem männlichen Sprecher abgelöst.
    »Dieser Service wird Ihnen präsentiert von der Stiftung Deutscher Reichstag und Sorry - Technologie für das nächste Jahrtausend.«
    Wenn ihr wüsstet, dachte Matt und musste ob der Absurdität dieser Situation grinsen. Da stand er mit einer in Fell gehüllten Nomadenfrau in einem hochmodernen Fahrstuhl, während über ihm Riesenkatzen durch die Trümmer des zerstörten Berlins zogen und Amazonen Jagd auf Männer machten.
    Als leise Fahrstuhlmusik einsetzte, überraschte ihn das nicht einmal mehr. Es wunderte ihn nur, dass Aruula die unsichtbaren Stimmen so gelassen hinnahm.
    Sie stand nicht zum ersten Mal in einem Relikt der versunkenen Zivilisation. Vielleicht hatte sie längst akzeptiert, dass in dieser Welt einfach alles möglich war.
    Mit einem leichten Ruck setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Aruula stieß erschrocken den Atem aus, fing sich aber gleich wieder.
    »O nein«, sagte Matt frustriert, als er merkte, dass die Fahrt nach unten ging, »falsche Richtung.«
    »Vielleicht sind wir zu schwer und die Leute können uns nicht hochziehen?«, warf Aruula ein.
    Matt schüttelte den Kopf. »Nein, das Problem ist, dass der Aufzug vollautomatisch funktioniert. Wir werden also an der Führung teilnehmen müssen.«
    Die Barbarin runzelte die Stirn. Sie verstand nicht, was er damit sagen wollte. Wie konnte sie auch? Es wusste ja selbst nicht, was sie erwartete. Bei seinem eigenen Besuch im Reichstag war ihm jedenfalls nichts in der Art aufgefallen.
    Der Fahrstuhl stoppte. Die Türen öffneten sich.
    Und Matt erhielt die Antwort auf seine Fragen.
    Er trat mit Aruula aus der Kabine und in einen breiten, hell erleuchteten Gang. An den Wänden hingen Luftaufnahmen von Berlin und Landschaftsfotos der Umgebung.
    Willkommen im Schutzbunker Deutscher Reichstag, verkündete ein Schild neben dem Aufzug. Nächste Führung: 12:30 Uhr.
    »Es macht wohl kaum Sinn zu warten«, murmelte Matt in einem Anflug von Sarkasmus. Er bemerkte Aruulas Verwirrung.
    »Wir sind in einem Bunker«, erklärte er ihr.
    »Bevor die große Katastrophe kam, gruben die Menschen tiefe Löcher in die Erde und legten Vorräte an. In diesen Löchern wollten sie abwarten, bis die Oberfläche wieder bewohnbar sein würde.«
    Aruula sah sich um. »Das ist aber ein sehr großes Loch«, sagte sie beeindruckt.
    Matt nickte. »Es gab auch sehr viele Menschen, die hinein wollten.«
    Er erinnerte sich nur zu gut an den Skandal, als ein Nachrichtenmagazin aufdeckte, dass in den Berliner Bunkern weniger als ein Viertel der Bevölkerung Schutz finden konnte. Der Senat hatte die Enthüllung zwar als Verleumdung angeprangert, aber eiligst mit dem Bau weiterer Bunker begonnen - auch eine Art Schuldeingeständnis.
    Matt dachte daran, dass bei seinem Besuch ein Teil des Reichstags abgesperrt gewesen war.
    Anscheinend hatte man dort diesen Vorzeigebunker gebaut. Matt ging davon aus, dass man ihn auch benutzt hatte, da die Energieversorgung immer noch funktionierte. Aber was war mit den Menschen passiert?
    »Maddrax«, sagte Aruula. »Du denkst zu viel an die Vergangenheit. Wir sollten lieber einen Ausgang suchen.«
    »Du hast Recht«, entgegnete er entschuldigend. Hatte Jennifer nicht etwas Ähnliches gesagt?
    Er drängte die Erinnerung beiseite und folgte dem Gang, der an einer Metalltür endete. Probeweise drehte er den Knauf und zog die Tür auf.
    Vor ihm lag ein Raum, der ihn an die Soldatenmesse auf seinem Stützpunkt erinnerte. Eine lange Reihe von Tischen und Stühlen zog sich bis zur weit entfernt liegenden Rückwand, an der sich eine Großküche befand. Kisten stapelten sich an den Seitenwänden. Die Etiketten, die darauf geklebt waren, bezeichneten

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