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011 - Die Amazonen von Berlin

011 - Die Amazonen von Berlin

Titel: 011 - Die Amazonen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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dieser Zeit, vor allem die Nomaden, zu denen auch Aruula gehörte, hatten einen ausgeprägten Orientierungssinn. Vermutlich lag das an ihrem wesentlich engeren Kontakt zur Natur.
    Matt hatte bei sich selbst bereits bemerkt, dass er im Freien automatisch nach bestimmten Zeichen suchte, die ihm die Himmelsrichtung verrieten. Nur in stockdunklen Kellern half ihm das herzlich wenig.
    Aruulas Schwertspitze schabte über Metall.
    »Hier ist der Gang zu Ende«, sagte sie überrascht.
    Matt tastete sich vor, bis er kaltes Metall unter den Handflächen spürte. Er ließ seine Finger über die glatte Oberfläche gleiten. Es gab keinerlei Vorsprünge oder Erhebungen, nur einen haarfeinen-Riss, der senkrecht über die Metallplatte verlief.
    Nein, korrigierte sich Matt, das war kein Riss, sondern der Spalt, wo beide Teile der Platte aufeinander stießen.
    Es war eine Tür.
    Allerdings gab es weder eine Klinke noch einen anderen Mechanismus, um sie zu öffnen.
    Wie bei einem Fahrstuhl, dachte er.
    Der Gedanke brachte ihn auf eine Idee. Er tastete den Bereich rund um die Tür ab und wurde fündig. Seine Fingerspitzen berührten einen kleinen Metallkasten und eine Plastikabdeckung. Als er daran zog, klappte sie nach oben. Eine grüne Digitalanzeige blinkte ihm entgegen. Nach der absoluten Dunkelheit erschien sie Matt so hell wie ein Signalfeuer.
    »Was ist das?«, fragte Aruula misstrauisch.
    »Ein Aufzug«, erklärte Matt. »Ein sehr bequemer Weg in die Freiheit… wenn er noch funktionieren würde. Aber das können wir wohl ausschließen.«
    Er drückte auf den Knopf unter der grün leuchtenden - 02.
    Nichts passierte. Natürlich nicht.
    Er legte horchend den Kopf gegen die Tür. Es war auch nichts zu hören.
    Matt seufzte leise.
    »Na bitte«, sagte er. »Ich hab's ja geahnt: Wir werden klettern müssen. Gib mir mal dein Schwert.«
    Aruula reichte ihm die Waffe, die er im Licht der Digitalanzeige eben so erkennen konnte.
    Matt stemmte die Spitze in den Spalt und lehnte sich gegen das Schwert, um die Tür aufzuhebeln.
    Die beiden Türhälften glitten sanft auseinander. Matt wurde vom eigenen Schwung in die Kabine getragen. Er fing sich und prallte gegen eine Wand. Der Fahrstuhl erbebte. Gleißend helles Kunstlicht blendete ihn. Er hörte Aruula Aufschrei.
    »Es ist okay«, rief er ihr automatisch zu.
    Doch was er sagte, stand im krassen Widerspruch zu seinen Gedanken. Elektrisches Licht?
    Aber das war unmöglich! Er dachte an die Geschehnisse in Mailand. Dort hatte Smythe einen Generator in Schwung gebracht, um seine Festung des Blutes zu erleuchten.
    Aber die Frawen waren keine technischen Genies. Und dass die Stromversorgung nach all der Zeit noch von selbst funktionierte, schien ihm ausgeschlossen. Da hätte sie schon über einen eigenen Reaktor verfügen müssen.
    Doch allen Zweifeln zum Trotz: das Neonlicht war nun mal da. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit. Er sah, dass seine Gefährtin unsicher einen Schritt vortrat.
    »Mach dir keine Sorgen«, versuchte er sie zu ermuntern.
    Fing. Die Türen begannen sich zu schließen. Aruulas Augen weiteten sich in plötzlichem Schrecken. Sie stieß sich ab und landete mit einem gewaltigen Satz in der Kabine, die bedrohlich wackelte. Anscheinend hatte die Barbarin die Vorstellung, allein in dem dunklen Gang zurückzubleiben, mehr erschreckt als dieser kleine Raum, der plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
    Matt half seiner Gefährtin auf die Beine.
    »Du musst wirklich keine Angst haben«, versicherte er. »Ich weiß zwar nicht warum, aber dieser Auf zug scheint wirklich noch zu funktionieren. Wir werden damit an die Oberfläche fahren. Stell dir einfach vor, du sitzt in einem Eimer, der in einem Brunnen steckt, und jemand zieht dich nach oben.«
    »Und wer zieht uns nach oben?«
    Bevor Matt auf ihre durchaus berechtigte Frage eingehen konnte, schlossen sich die Türen.
    So sah er den Schein der Fackeln nicht mehr, der den dunklen Kellergang erhellte.
    Aruula ergriff Matts Hand und bemerkte, wie er zusammen zuckte.
    »Der Bluugluu hat dich verletzt«, sagte sie besorgt, als sie seinen geröteten, angeschwollenen Handrücken sah.
    »Es ist nicht schlimm«, entgegnete er, obwohl seine Hand immer noch teuflisch brannte.
    »Wenn…«
    »Herzlich willkommen im Deutschen Reichstag«, unterbrach ihn eine sanfte Frauenstimme.
    Aruula zuckte erschrocken zusammen.
    Matt sah nach oben und entdeckte einen kleinen Lautsprecher, der in die Decke eingelassen war. Die

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