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011 - Die Amazonen von Berlin

011 - Die Amazonen von Berlin

Titel: 011 - Die Amazonen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Aruula als Kamauler bezeichnet wurde, über dem Feuer gegrillt. Das Fleisch war zwar ein wenig zäh, aber nach dem anstrengenden Tag stellte keiner von ihnen große Ansprüche.
    Aruula hielt das längliche Fleischstück, das er abgelehnt hatte, zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Warum willst du das nicht essen?«, fragte sie in Englisch. »Es ist das beste Stück eines Kamaulers.«
    »Gerade weil es sein bestes Stück war, möchte ich es nicht essen«, entgegnete Matt trocken.
    Aruula runzelte die Stirn. Es fiel ihr immer noch nicht leicht, Wortspiele in der fremden Sprache zu verstehen.
    »Okay«, setzte Matt zu einer Erklärung an, »ich habe bereits Dinge gegessen, über die ich nicht näher nachdenken will. Insekten, deren Larven, schleimiges Zeug und irgendwelche Echsen, aber es gibt eine Grenze, die ich nicht überschreiten werde. Und die ist genau hier.« Er deutete auf das Fleischstück.
    »Wenn es so gut schmeckt, dann iss du es doch.«
    Aruula hob die Schultern. »Na gut«, sagte sie knapp und biss herzhaft ab. »Aber es ist eine Delikatesse«, fuhr sie mit vollem Mund fort. Matt wandte sich ab, holte einige Felle und breitete sie näher am Feuer aus. Das sollte ihr Lager für die Nacht werden. Dann legte er sich hin. Nachdem Aruula ihr Mahl beendet hatte, kam sie zu ihm und kuschelte sich zärtlich an ihn.
    Matt empfand es immer noch als ein Wunder, dass er in dieser fremden Welt, fünfhundertvier Jahre von seiner eigenen Zeit entfernt, eine Frau gefunden hatte, die er vorbehaltlos lieben konnte - auch wenn ihre Ansicht von Delikatessen und ihre Kleiderordnung etwas gewöhnungsbedürftig waren. Aber solche Dinge waren Kleinigkeiten, die daran erinnerten, wie verschiedenartig ihrer beider Kulturen waren. Was zählte, waren die Liebe und das Vertrauen, das sie einander entgegen brachten.
    »Bist du müde?«, fragte Aruula lächelnd. Der Schein des flackernden Feuers ließ ihre Augen blitzen.
    Matt grinste. »Ich glaube, du kennst die Antwort.« Er beugte sich vor und küsste sie leidenschaftlich.
    Ein Ast knackte.
    Matt und Aruula sprangen gleichzeitig auf. Die Kriegerin griff nach ihrem Schwert, während Matt seine Pistole zog. Die Waffe gehörte zu den wenigen Dingen, die er aus dem Jet gerettet hatte. Auch wenn inzwischen nur noch karge vier Patronen im Magazin steckten.
    Es knackte erneut.
    Matt drehte sich, die Pistole im Anschlag, einmal um die eigene Achse. Befand sich ein Tier oder gar ein Mensch dort draußen im Wald? Beides konnte gefährlich sein.
    Im gleichen Moment brach eine Gestalt aus dem Unterholz.
    Matt fuhr herum. Aruula hob kampfbereit das Schwert.
    Die Gestalt blieb schwankend stehen. Es war ein Mann, der einige schmutzige, von dunklen Flecken bedeckte Lumpen trug.
    Das ist Blut, erkannte Matt erschaudernd.
    Der Mann taumelte weiter. Er schien die beiden Menschen gar nicht zu bemerken. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem flackernden Feuer. Matt hatte den Eindruck, dass nur noch eiserner Wille den Unbekannten auf den Beinen hielt.
    Aruula ließ das Schwert halb sinken und ging auf den Mann zu.
    » Atweeno tuu wa feesa? «, fragte sie. Kommst du in Frieden?
    Der Mann fuhr beim Klang ihrer Stimme herum und schrie auf.
    Er wich vor Aruula zurück, hob abwehrend die Hände und sah sich in offensichtlicher Panik um.
    Erst jetzt schien er Matt zu bemerken. Er änderte seine Richtung, taumelte auf ihn zu.
    Seine Augen waren vor Todesangst geweitet.
    »Es ist alles in Ordnung«, versuchte ihn Matt in der Sprache der Wandernden Völker zu beruhigen. »Niemand wird dir etwas antun.«
    Direkt vor ihm brach der Unbekannte in die Knie. Matt fing ihn auf und konnte die Knochen des Mannes unter seinen Fingern spüren. Er musste völlig abgemagert sein.
    Der Unbekannte hob den Kopf und hustete trocken.
    »Sie…«. flüsterte er.
    »Sie kommen… Flieh…«
    »Wer?«, fragte Matt zurück. »Wer kommt? Was…«
    Er brach ab, als er in leere Augen blickte. Der Mann war in seinen Armen gestorben.
    Matt schluckte und ließ ihn langsam ins hohe Gras sinken. Und erstarrte.
    Im Rücken des Unbekannten steckten zwei Pfeile.
    ***
    »Was hat er gesagt?«, fragte Aruula, während Matt seine blutbefleckten Hände am Gras abwischte.
    »Dass wir fliehen sollen.« Er stutzte. »Nein«, korrigierte er sich dann. »Er hat gesagt, dass ich fliehen soll.«
    Das war ein wesentlicher Unterschied. Der Unbekannte hatte sich nur an Matt gewandt, war vor seiner Gefährtin sogar in Panik zurück gewichen.
    »Er schien Angst vor

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