011 - Die Amazonen von Berlin
starrsinnig«, sagte er nach einer Weile auf Englisch.
»Vielleicht«, bestätigte Aruula halbherzig. Sie sah ihn ernst an. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Ich bin eine Kriegerin, Maddrax. Niemand bestimmt über mein Leben, selbst du nicht. Du hast eben für uns beide eine Entscheidung getroffen, und das war falsch. Ich habe in dem tiefen Loch nicht auf dich gehört. Auch das war falsch. Möge Wudan uns beiden mehr Vertrauen schenken.«
Matt nickte und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Er musste sich eingestehen, dass Aruula Recht hatte. Obwohl er nur das Beste gewollt hatte, war seine Entscheidung nicht richtig gewesen. Wenn die Männer nicht aufgetaucht wären, hätten die Frawen Aruula wohl kurz nach ihm getötet - als Gefangene und nicht als Kriegerin. Das war ein Unterschied, der für die Barbarin wichtig war.
»Es stimmt«, sagte er. »Hoffen wir, dass Wudan deine Bitte erhört.«
Aruula straffte sich. Es schien, als habe jemand ein Gewicht von ihren Schultern genommen. »Gut. Und ich möchte, dass du mir zeigst, wie man diesen Schlag macht, der betäubt ohne zu schmerzen.«
Matt grinste und nahm sie in den Arm. Er spürte, dass die Spannung, die zwischen ihnen gestanden hatte, sich auflöste. »Du willst den doch nicht etwa bei mir ausprobieren?«, fragte er scherzhaft.
»Wenn du dich nicht benimmst«, gab Aruula im gleichen Tonfall zurück.
»Mesis«, unterbrach Gorkan die Un- terhaltung. »Wir haben bald das Lager der Frawen erreicht. Wie lauten deine Befehle?«
Matthew dachte einen Moment nach. Er konnte die zerfallenen Mauern des Reichstags und die schräge Glaskuppel in der Ferne erkennen. Es war mehr von dem Gebäude übrig geblieben, als er gedacht hatte. Die dichte Vegetation im Inneren hatte den Blick getäuscht.
»Wir gehen weiter, bis sie uns aufhalten. Dann reden wir.«
Der Stammesführer wischte sich nervös den Schweiß von der Stirn. »Was, wenn sie die Sebezaan auf uns hetzen?«
Matt schüttelte den Kopf. »Das werden sie nicht«, sagte er überzeugt. »Wir haben rund dreißig ihrer Kriegerinnen als Geiseln. Deren Tod werden die Frawen nicht riskieren.«
Hoffte er zumindest, als zehn der Riesenkatzen auf der Straße auftauchten. Ihre Reiterinnen senkten die Speere. Die Tiere setzten vor.
Matt fasste Gorkan am Arm. Der Stammesführer ließ den Wurfdolch, den er instinktiv erhoben hatte, sinken.
»Mesis, steh uns bei«, flüsterte er und Matt hoffte, dass der echte Mesis - wenn es ihn denn gab - seine Worte hörte.
Die Sebezaan waren bis auf ein paar Meter herangekommen und blieben dann stehen. Ihr Raubtiergestank wehte zu der Gruppe herüber.
»Gebt die Kriegerinnen frei!«, forderte eine Frawe vom Rücken einer Riesenkatze herab. Matt trat vor.
»Das wäre nicht sehr klug, oder?«, antwortete er so laut, dass nicht nur die Kriegerinnen, sondern auch die Menen seine Worte hören konnten. Es war wichtig, dass keiner von ihnen in Panik geriet. »Wir sind hier, um der Königin ein Angebot zu unterbreiten«, fuhr er fort. »Ich verlange, dass ihr mich zu ihr führt. Die Geiseln bleiben so lange hier, um für meine Sicherheit zu garantieren. Ihr habt mein Wort, dass ihnen nichts geschehen wird.«
Die Frawen begannen leise aber heftig miteinander zu diskutieren. Matt konnte sehen, dass ihnen die Entscheidung nicht leicht fiel.
Schließlich nickte die Wortführerin zu seiner großen Erleichterung.
»Also gut. Du sollst mit der Königin reden. Meine Kriegerinnen werden hier bleiben, um darauf zu achten, dass die Menen dein Wort halten.«
Sie zeigte auf eine der Frawen, die graziös von ihrem Sebezaan sprang und das Tier an den Zügeln zu Matt führte. Der gab sich keine Blöße, nahm die Lederriemen entgegen und schwang sich etwas weniger graziös auf den breiten Rücken des unwillig knurrenden Sebezaans.
Die Menen raunten beeindruckt, was genau die Reaktion war, die Matthew auslösen wollte. Sie sollten sehen, dass er keine Angst vor den Bestien hatte.
Er warf einen letzten Blick auf Aruula, deren Mund lautlos die Worte »Pass auf dich auf« formte. Dann wandte Matt sich ab und ritt dem Reichstag mit einem mulmigen Gefühl entgegen.
Die Frawen starrten Matthew misstrauisch entgegen, als er mit seinen schweigenden Begleiterinnen in ihr Lager ritt. Er zügelte den Sebezaan und glitt von seinem Rücken. Die Riesenkatze war erstaunlich angenehm zu reiten, jedenfalls um Längen bequemer als Frekkeuscher.
Mehrere Kriegerinnen begleiteten ihn zu den Gemächern der
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