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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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vom Wege abkam, war zu groß. Über
einen verhältnismäßig schmalen, aber festen Weg erreichte er beinahe das von
ihm gekaufte Herrenhaus. In unmittelbarer Nähe des großen weißen Gebäudes, das
einsam und menschenleer inmitten eines ausgedehnten, gepflegten Parks lag,
führte eine befestigte Privatstraße zum Sanatorium des Professors.
    Fernand
Gourmon sah mit Unbehagen, daß das Eingangstor zu seinem Grundstück weit
offenstand. Doch nichts auf der Welt hätte ihn jetzt dazu gebracht, anzuhalten
und das Tor zu verschließen. Er wollte keine Minute verlieren, er mußte wissen,
was mit seiner Tochter geschehen war. Durch Professor Mineau wußte er
lediglich, daß sie einen Schock erlitten hatte und sich in seiner Behandlung
befand.
    Fernand
Gourmon trat das Gaspedal durch, und sein Wagen schoß über die noch regennasse
Fahrbahn. Wenige Minuten später fuhr er in den Hof des Sanatoriums. Auf dem
Parkplatz standen zahlreiche Wagen von Besuchern.
    Das Gebäude
war U-förmig gebaut. Der Mittelbau stand mitten in der parkähnlichen Anlage.
Links und rechts schlossen sich zwei nach vorn gebaute, flachere Gebäudeteile
an. In dem linken Anbau war die große Küche untergebracht, in der für die
tausend Patienten drei Mahlzeiten zubereitetet wurden, eine Diabetikerküche, in
der täglich vierzig verschiedene Menüs zusammengestellt werden konnten und ein
Casino, in dem die Patienten ein Glas Bier oder Rotwein trinken konnten, wenn
sie abends nach den Behandlungen den Wunsch und die Zeit dazu hatten.
    Im Keller des
Hauptgebäudes waren die Therapieräume untergebracht, ein Operationssaal,
Laboratorien. Der linke Anbau galt hauptsächlich Untersuchungseinrichtungen und
der Verwaltung.
    Es war ein
recht umfangreiches Gelände, das man Professor Mineau zur Verfügung gestellt
hatte.
    Er war Arzt
und Forscher aus Leidenschaft. In seinem Sanatorium war manches Medikament
entwickelt und zum Wohl der Kranken eingesetzt worden. Professor Mineau hatte
zahlreiche Hilfsmittel erdacht, um das Leben der Nerven- und Geisteskranken
erträglicher und leichter zu machen.
    Fernand
Gourmon verließ seinen Citroen. Er machte sich erst gar nicht die Mühe, das
Türschloß abzuschließen. Mit eiligen Schritten näherte er sich dem Glasportal,
das automatisch vor ihm zurückwich. In einem großen, gemütlichen
Aufenthaltsraum saßen die Kranken beieinander, beobachteten die Ankömmlinge und
die Weggehenden, plauderten oder lasen Zeitungen. Frauen strickten, ein
Jugendlicher – bleich, mit tiefen, eingefallenen Augen – malte an einem
grellbunten Bild. Links hinter dem Eingang reihten sich acht Telefonzellen,
genau gegenüber befand sich ein Raum, an dem groß und deutlich das Wort
Anmeldung stand.
    Fernand
Gourmon sagte dort, wer er war und weshalb er gekommen sei. »Professor Mineau
erwartet mich«, fügte er abschließend hinzu. »Wo kann ich ihn finden?«
    »Der Herr
Professor ist in seinem Büro anzutreffen, im zweiten Stockwerk, Zimmer 125. Ich
melde Sie an, Monsieur.«
    Noch während
sie wählte, ging Fernand Gourmon schon hinaus. Er wollte ursprünglich einen
Aufzug nehmen, doch er fand nicht die Ruhe, auf den Lift zu warten. In langen
Sätzen sprang er die breiten Treppen hinauf. Von jedem Treppenabsatz aus konnte
er die langen, breiten Gänge überblicken, in denen sich auf jeder Seite Tür an
Tür reihte. Krankenzimmer wohin das Auge blickte. Am Ende des Ganges war ein
großes Fenster, durch das helles Tageslicht fiel.
    Während
seines Weges nach oben stieß Fernand Gourmon immer wieder auf Kranke. Er
blickte in glanzlose, stumpfe Augen, in stupide Gesichter. Die
Krankenschwestern in ihren sauberen, adretten Trachten wirkten auf ihn wie
Erscheinungen aus einer anderen Welt. Unwillkürlich öffnete er einen weiteren
Knopf seines Sporthemdes. Er fühlte sich beengt. Erst in einem solchen
Sanatorium wurde einem bewußt, welch ungewöhnliches und ungeheuerliches
Schicksal ein Mensch erleiden konnte. Und dabei hatte er aller Wahrscheinlichkeit
nach nur die »harmlosen« Fälle gesehen, die sich frei bewegen durften.
    Als er um die
Gangecke bog, zuckte er zusammen. Unmittelbar vor ihm stand eine Gestalt, die
ihn um Haupteslänge überragte. Fernand Gourmon wich zurück. Sein Gegenüber war
ein Bulle von einem Mann. Er trug einen dunkelblauen Anzug, der eher wie der
Overall eines Arbeiters aussah. Darunter wurde ein schwarzes, offenes Hemd
sichtbar.
    Der Fremde
hatte ein dickes, fleischiges Gesicht und etwas hervorquellende

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