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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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In achtundvierzig Stunden weiß ich mehr.«
    Damit schien
er das Gespräch für beendet zu betrachten, denn er wandte sich der Tür zu, und
seine Rechte drückte die Klinke herab.
    Fernand
Gourmon fand es ein wenig befremdend, daß ihn der Professor vor der Tür seines
Büros verabschiedete. Er sah, wie der Arzt sie öffnete, sagte »Adieu« und
wandte sich um. In dem Augenblick nahm er noch eine dunkle Bewegung wahr und
registrierte, daß der bullige Kerl, den Professor Mineau mit Marcel angeredet
hatte, im Raum stand, und für den Bruchteil eines Augenblicks schien es, als ob
der Professor leicht zusammenfahre… als ob er erschrecke.
    Dann schloß
sich die Tür.
     
    ●
     
    Fernand
Gourmon fuhr sofort nach Hause.
    Er ließ den
Citroen vor dem Haupteingang des Hauses stehen, schloß jedoch das große
Gittertor, bevor er in das Gebäude ging.
    Stille und
Einsamkeit umfingen ihn.
    Er lauschte
dem Ticken der Uhren im Haus, und das Geräusch wirkte lauter als je zuvor. Er
hörte sogar seinen eigenen Atem. Wie in Trance suchte er das Arbeitszimmer
seiner Tochter auf, sah, daß es so ordentlich aufgeräumt wie immer war. Er warf
einen flüchtigen Blick auf die Notizen und sauber aufgeschichteten
Manuskriptblätter, entdeckte viele Zeilen, die seine Tochter ihm während seines
kurzen Besuchs im Sanatorium bereits genannt hatte.
    Wie ein
Magnet zog es ihn schließlich ein Stockwerk höher, in Angeliques Schlafzimmer.
    Er sah die
Tür offenstehen, näherte sich dem Raum mit gemischten Gefühlen und blieb auf
der Schwelle stehen.
    Die Vorhänge
waren vor das breite Terrassenfenster gezogen.
    Fernand
Gourmon mußte daran denken, daß seine Tochter anstelle des breiten, hellen
Bettes einen Sarg gesehen hatte, anstelle des gläsernen Nachttischchens einen
schweren Bronzeleuchter mit einer schwarzen Kerze. Und die freundliche
hellblaue Tapete, die diesem Zimmer eine eigenartig verspielte Note gab, war
für ihre Augen schwarz gewesen. Schwarz wie die Nacht… schwarz wie eine Gruft.
    Fernand
Gourmon näherte sich mit drei großen Schritten dem Terrassenfenster, zog mit
Schwung die seidigen, langen Vorhänge zurück. Über die Terrasse, die vom Regen
noch deutliche Spuren zeigte, blickte er auf das weite, flache, sumpfige Land
hinaus, sah den Lauf des Sevre Niortaise. Die Sonne näherte sich langsam dem
westlichen Horizont. Über die schmalen Feldwege zwischen den Äckern und Wiesen
zogen die beladenen Wagen der Bauern, winzig und unscheinbar aus dieser
Entfernung. Das goldgelbe Korn zeichnete sich scharf gegen den blauen Himmel
ab, und Fernand Gourmon mußte unwillkürlich an die Farben denken, die ihn an
den Gemälden van Goghs faszinierten.
    Ruhe und
Frieden strahlte die Landschaft aus, ein beglückendes Bild, und doch schien es
trügerisch. Die Welt hatte sich für ihn um einhundertachtzig Grad gedreht. Die
Krankheit seiner Tochter überschattete mit einem Male sein Dasein, machte es
leer und trostlos…
    Wie unter dem
Druck einer unsichtbaren Hand wandte sich Fernand Gourmon um. Während der
letzten Stunden schien er gealtert. Kopfschüttelnd verließ er die Terrasse,
ging in das Zimmer zurück. Dort strahlte alles die Persönlichkeit seiner
Tochter aus. Sie hatte es stets verstanden, auch leblosen Dingen ihren
ureigenen Stempel aufzudrücken.
    Das Bettzeug
strömte ihren Duft aus, ein frisches, lebhaftes Parfüm, das zu ihrem Typ paßte.
    Leicht und
beschwingt war sie stets gewesen. Er konnte sich nicht daran erinnern, daß sie
ihm jemals bedrückt erschienen wäre. Sie begegnete couragiert auftretenden
Problemen und wurde mit ihnen fertig. Hatte es dennoch einen Keim in ihr
gegeben, den er niemals bemerkt hatte?
    Sarg,
schwarzes Zimmer, schwarze Kerze im Bronzeleuchter, es war, als höre er
Angeliques Stimme wie ein leises Echo in sich nachklingen. Das alles erinnerte
ihn an die Szene aus einem Gruselfilm.
    Er ging über
den bläulichen, langflorigen Teppich. Erst fiel es ihm gar nicht auf, doch dann
bückte er sich. Es war direkt neben dem Bett, unmittelbar vor dem gläsernen
Nachttisch, auf dem eine moderne, rote Lampe stand.
    Mit
zitternden Fingern berührte er den grauen, stumpfen Fleck, den seine Augen
erfaßt hatten.
    Wachs, dies
war Wachs von einer schwarzen Kerze.
     
    ●
     
    Ein
Scheinwerfer tauchte die schmale Bühne vor dem roten Samtvorhang in ein gedämpftes
Licht. Und dort tanzten sie. Die Go-Go-Girls. In wilden, ekstatischen
Bewegungen folgten sie dem Rhythmus der Musik, die eine Band in einer

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