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0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Lippen des Grünhäutigen. Sekundenlang trübte sich das Licht, wurden Energien freigesetzt und begannen, an der Struktur der Materie zu arbeiten. Dann war es soweit.
    Der Tod näherte sich mit der Geschwindigkeit fallender Regentropfen. Und es würde kein Entrinnen geben. Weder für Zamorra noch für seine Begleiter, auch wenn Ghoon dabei um seinen Spaß kommen würde. Pirrx war gewillt, es auf einen Bruch zwischen ihnen ankommen zu lassen. Lange genug hatte er die unsinnigen, leichtsinnigen Taten des Dämons hingenommen, hatte ihn gewähren lassen. Das würde jetzt vorbei sein. Pirrx war mit seiner Geduld am Ende.
    ***
    Dr. Artner bekam die Veränderung als erster zu spüren. »Au!« ertönte sein erschrockener Ausruf.
    Zamorra fuhr herum, seine Augen brannten sich an der Gestalt des Dozenten fest. »Was ist geschehen, Herr Artner, warum…?«
    Artner murmelte etwas Unverständliches. Dann stieß Babsy Castor einen mehr erschrockenen als schmerzhaften Schrei aus, und im nächsten Moment spürte auch Zamorra ein heißes Brennen. Er besah sich im fluoreszierenden Lichtschein des Amuletts den Handrücken, auf dem der Schmerz entstanden war. Die Stelle war gerötet, wie verbrannt. Als habe jemand ein Streichholz kurzzeitig darangehalten, oder als sei ein Tropfen Säure…
    Jäh überzog tödliche Blässe Zamorras Gesicht. Abermals verspürte er die punktuell begrenzte, glühende Hitze eines Treffers.
    »Was ist das?«
    »Säure«, stieß er betroffen hervor. »Säureregen! Es kommt auch Säure herab, nicht nur Wasser. Au!«
    Vorsichtig sah er nach oben. Ein violetter Schimmer zog sich durch die Dunkelheit über ihnen, wies eindeutig auf eine Säurewolke hin. Noch befanden sie sich an ihren Randausläufem, doch der Wind trieb die Wolke genau auf sie zu, steuerte sie förmlich mit ihrem Zentrum auf das Ziel zu, das aus sieben Menschen bestand, die bereits völlig durchnäßt waren.
    Ein unangenehmes Gefühl machte sich in Zamorra breit. Mit allem hatte er gerechnet, mit den Überfällen durch bösartige Bestien, durch Untote oder andere Spukerscheinungen, nicht aber hiermit. Ein Säureregen bedeutete das Ende für sie, würde sie töten. Denn waren sie dem normalen Regen schon schutzlos ausgeliefert, so würde es vor der Säure erst recht keine Rettung geben. Die ätzenden Tropfen fraßen sich durch die Kleidung hindurch, brannten sich in den Körper hinein und lösten sie in einem entsetzlichen, schmerzhaften Prozeß auf. In einer grauenhaften Vision sah Zamorra, wie sich ihr Ende abspielen würde.
    Soweit durfte es nicht kommen! Sie durften hier nicht in diesem tödlichen violetten Regen vergehen.
    Nicole stocherte mit dem Fuß im weichenden Lehm. »Wir könnten versuchen, uns einzugraben…«
    »Und ersticken!« schrie Conny Waltmann.
    Nicole nickte verzweifelt. »Chef, das Amulett«, stieß sie hervor. »Kann es uns nicht gegen den Regen schützen, wie es auch die Dunkelheit zurückhält?«
    Zamorra fuhr zusammen. Wieder erwischte ihn ein Säuretropfen, ließ einen grellroten Fleck auf seiner Stirn erscheinen. Der Professr unterdrückte einen Schrei. Die getroffene Stelle brannte teuflisch, als bohre jemand mit einem Messer darin herum.
    »Ich versuche es bereits«, keuchte er. »Doch es funktioniert nicht. Der Säureregen scheint hier eine normale Erscheinung zu sein, ich vermag ihn mit dem Amulett nicht zu bekämpfen, keine Schutzzone zu schaffen. Es… es ist furchtbar.«
    Die letzten Worte sprach er so leise, daß nur Nicole sie hörte. Niemand außer diesem prachtvollen Mädchen brauchte zu wissen, daß er mit seinem Latein nahezu am Ende war, nicht mehr weiterwußte. Es schien, als gäbe es keine Rettung mehr, als sei die Serie ihrer Abenteuer und Kämpfe gegen das Böse zu Ende, endgültig und ein für allemal. Wie teuflischer Hohn klang ihm das Prasseln des Wassers in den Ohren, vermischt mit dem Zischen der bisher noch wenigen Säuretropfen. Jedesmal, wenn einer jener tödlichen Tropfen auftraf, ertönte ein bösartiges, zischendes Geräusch. »Stirb, stirb, stirb!« schienen die Tropfen ihnen zuzuschreien.
    Er sah, wie sich Tränen der Angst aus Birgit Hansens Augenwinkeln lösten. Wie alle anderen, wußte auch dieses Mädchen, daß sie verloren waren - wenn kein Wunder geschah.
    Aber es mußte dieses Wunder geben! Sie durften hier nicht elendiglich zugrundegehen, konnten nicht sterben! Es konnte einfach noch nicht zu Ende sein, nicht hier und nicht auf diese erbärmliche Weise. Alles in Zamorra bäumte

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