Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
der abrupt abriß. Nur ein Wölkchen Asche regnete langsam auf den harten, unheiligen Boden der Dämonenwelt hinab, wurde von einem Windhauch erfaßt und zersetzt…
    Noch ehe sich Zamorra und die Studenten von ihrer Überraschung erholt hatten, schlug das Amulett abermals zu. Handelte kompromißlos und sandte einen neuerlichen Magiestrahl aus, der nun auch Wolfgang Ritter erfaßte und zu einer Wolke verwehender Asche zersetzte. Wiederum erklang der klagende Todesschrei eines Wesens, das vor wenigen Sekunden erst durch den magischen Biß der anderen Kreatur zu einem Vampir geworden war, der unrettbar verloren gewesen war…
    Dann war alles vorüber. Die Hitze des Amulettes klang ab. Und bestürzte Menschen starrten auf die Ascheflöckchen, die einmal zwei ihrer Gefährten gewesen waren…
    ***
    »Es ist eine furchtbare Waffe«, sagte Peter Brandt betreten. »Wie sind Sie darangekommen, Professor? So etwas wird einem doch nicht geschenkt?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Es ist eine lange Geschichte«, sagte er. »Nein, geschenkt wurde es mir bestimmt nicht. Ich hatte einen harten Strauß darum zu fechten.« Nur ungern dachte er an jene schaurigen Ereignisse zurück, die sich auf Schloß Montagne abgespielt hatten, ehe er in den Besitz des Amulettes geriet.
    »Ich könnte mir vorstellen«, warf Birgit Hansen ein, »daß das Amulett, in Unrechte Hände geraten, zu einem entsetzlichen Vernichtungsinstrument werden könnte. Dieser Strahl…«
    Unwillkürlich schloß Zamorras Hand sich fester um den Talisman. Er hatte nicht vergessen, daß er Birgit Hansen anfangs schattenlos gesehen hatte. Und gerade in dieser seltsamen Welt schien es ratsam, mißtrauisch auch gegenüber Freunden zu sein.
    »Das Amulett wird selten auf diese Weise aktiv«, mischte sich Nicole ein. »Sehr selten sogar. Die Fälle, in denen es zur Blitzschleuder wurde, könnte man an den Fingern abzählen. Doch es gibt genügend andere Weisen, in denen es sich nützlich macht…«
    Der Professor nickte. Es beruhigte ihn, das Amulett wieder einsatzbereit zu sehen. Sein Blick ging in die Runde. Weit am Horizont galoppierte eine Herde Panzerechsen vorüber. Zamorra entsann sich an den Kokon, auf dem die Riesenspinne gehockt hatte. Eines jener Tiere mochte gut hineinpassen.
    »Wir müssen diesen Dämon zu fassen bekommen, ehe er noch mehr Unheil verursacht«, beschloß Zamorra. »Drei Todesopfer sind genug, sind sogar schon zuviel.«
    »Ich kann es immer noch nicht fassen«, murmelte Birgit. »Ina und Wolfgang…«
    »Und Franz«, brummte Peters Baß. »Wenn ich diesen Dämon in die Finger bekomme…«
    Der Student sah zu Boden, die Hände geballt. Zamorra betrachtete ihn. Er traute Peter Brandt durchaus zu, mit bloßen Fäusten auf jeden Gegner loszugehen. In dem sonst so ruhigen und gelassenen Mann loderte ein Vulkan.
    Es war merklich kühler geworden in den letzten Minuten. »Wenn ich nur wüßte, wann und wie er wieder zuschlägt«, murmelte der Parapsychologe. Er verspürte leichte Hungergefühle. »Nebenbei sollten wir sehen, daß wir etwas zu essen bekommen«, bemerkte er beiläufig und sah auf seine Uhr. Sie zeigte vierzehn Uhr an. »Es wird Zeit für das Mittagessen.«
    »Abendessen meinst du wohl, Chef«, stellte Nicole richtig. »Wir haben zweiundzwanzig Uhr. Komm, wir fahren ins Restaurant. Dalmatiner Stuben nöchte ich empfehlen…«
    »Zweiundzwanzig?« fragte der Professor verblüfft. »Meine zeigt vierzehn an -und geht!«
    Es kam zum Uhrenvergleich. Dabei stellte sich heraus, daß fast jede Uhr eine andere Zeit anzeigte. Zamorra verglich.
    »Vor etwa zwei Stunden sind wir in dieser Welt eingetroffen, und zwar alle ziemlich gleichzeitig. Wann seid ihr herübergeholt worden?«
    Unterschiedliche Zeiten kamen zustande. »Das bedeutet«, folgerte der Parapsychologe, »daß wir unterschiedlich lange in dem Zwischenraum gefangen waren, in dieser Art Möbius-Schleife.«
    »Unser Filmthema«, lächelte Peter bitter. »Wer hätte geahnt, daß es auf diese grausige Art Wirklichkeit werden könnte…«
    »Wir sollten die unterschiedlichen Zeiten im Auge behalten«, schlug Zamorra vor. »Im übrigen sollten wir unsere Uhren auf eine gemeinsame Zeit einstellen; ich schlage die am weitesten vorgeschrittene Anzeige als Richtwert vor.«
    Der Vorschlag wurde angenommen.
    Es wurde tatsächlich kühler. Zamorra sah zum Himmel empor.
    Dort begannen sich Wolken zu bilden. Es waren rasende, zerfließende Gebilde, die mit unerhörter Geschwindigkeit dahinfegten.

Weitere Kostenlose Bücher