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0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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pausenlos. Es würde ein mühseliges Unterfangen werden, ihn zu orten. Und noch etwas begriff der Dämon, Sekunden, bevor Pirrx es bedachte. Ghoon sprach seine Befürchtungen aus.
    »Zamorra!« fauchte er. »Durch den Zeitsprung hat er sich unserer direkten Beobachtung entzogen, handelt außer Kontrolle. Und wir sollten nicht vergessen, daß er jetzt mehrere Stunden Vorsprung hat, uns im Handeln um diese Zeit voraus ist. Ich zumindest werde ihn ab jetzt nicht mehr unterschätzen, ich werde…«
    Der Gnom hob abwehrend seine Spinnenhand. »Du hast recht, Ghoon, aber wir können nur unter großen Schwierigkeiten erkennen, was er plant. Dennoch sollten wir uns Mühe geben. Es bringt uns auch nichts mehr ein, wenn wir uns gegenseitig unser Versagen Vorhalten. Wir müssen handeln, ehe es zu spät ist.«
    Ghoon spürte die Angst, die von dem Mächtigen ausging. Pirrx entwickelte eine panische Angst nicht nur vor der Brüchigkeit der dämonischen Welt, auch vor der Kraft und der Macht des Professors! Und das machte ihn nach Ghoons Ansicht schwach, würde ihn zu weiteren Fehlem veranlassen.
    Doch Ghoon beabsichtigte, keine weiteren Fehler mehr zu machen. Er glaubte, Zamorra jetzt richtig einschätzen zu können. Der Parapsychologe war eine Gefahr. Allmählich begriff Ghoon, wieso der Fürst der Finsternis eine hohe Belohnung auf den Kopf ausgerechnet dieses Menschen ausgesetzt hatte. Zamorra war einfach nicht zu fassen, entging jeder Falle im buchstäblich allerletzten Moment und schlug dafür um so erbarmungsloser zurück.
    Ghoon beschloß, ein waches Auge auf Pirrx zu haben. Er fühlte sich gestört. Einerseits durch den Mächtigen, der seine Angst deutlich zeigte, andererseits durch die extrem angegriffene Raum-Zeit-Struktur, die jeden Moment zusammenbrechen konnte. Ein winziger Anstoß magischer Kraftentwicklung mochte ausreichen, alles zu vernichten.
    Ghoon fröstelte. Zwischen seinen Schuppen trat eine klebrige, schleimige Masse aus und verhärtete sich.
    »Komm, laß uns ans Werk gehen«, forderte der Echsendämon. »Wir haben nicht mehr viel Zeit…«
    ***
    Professor Zamorra nahm das feine Vibrieren in sich auf. Er spürte, daß er immer noch durch den Korridor der Zeit raste, jene graue Sphäre, die niemand bisher richtig auszuloten vermocht hatte, die von menschlichen Sinnen nicht zu erfassen war. Und doch spürte er Einwirkungen irgendeiner unbekannten Art, erkannte, daß sie gefährlich waren. Zerstörerische Schwingungen zerrten an ihm und wohl auch an den anderen Menschen, die mit ihm in die Vergangenheit stürzten.
    Sekundenlang glaubte Zamorra, irgendwo eine Art Weltentor zu erblicken, einen Übergang in ihre eigentliche Welt. Doch im nächsten Moment war diese Dimensionsspirale bereits wieder verblaßt, verschwunden.
    Und noch etwas sah Zamorra in diesen Sekunden, die Ewigkeiten zu dauern schienen und doch zeitlos waren. Er sah ein grünes, häßliches Gesicht, das der Karikatur eines Menschen glich. Er entsann sich, es vor kurzer Zeit schon einmal erblickt zu haben - auf dem Amulett, im Zentrum des Drudenfußes!
    Der Gnom…
    Welche Rolle spielte er? War er der Dämon, der dies alles ins Rollen gebracht hatte, oder war er nur eine subalterne Hifskreatur? Noch wußte der Professor es nicht, doch irgendwann würde er es erfahren. Bald schon, wenn es ihm gelang, die Initiative an sich zu reißen.
    Da begann die Umgebung um ihn herum Gestalt anzunehmen, zeigte die ersten schlierenhaften Umrisse. Er wußte, daß der Sturz in die Vergangenheit, die Flucht, nunmehr beendet war, daß er in wenigen Augenblicken wieder festen Boden unter den Füßen haben würde.
    Er wußte auch, daß er im Hinblick auf die »Reisedauer« einer Täuschung unterlag. Denn solange diese Phase der scheinbaren Schwerelosigkeit, des Schwebens in irgendeinem diffusen Nichts, auch zu dauern schien, in Wirklichkeit war der Zeitablauf gleich Null. In jenen Momenten stand die Eigenzeit still…
    Die Umgebung wurde immer stabiler, nahm feste Formen an. Nacheinander sah der Meister des Übersinnlichen die sechs anderen Menschen materialisieren, sah sie förmlich wie Tropfen aus dem Nichts erscheinen und Gestalt annehmen.
    Doch irgend etwas stimmte nicht, das spürten seine feinen Sinne sofort. Es war etwas schiefgegangen. Die Materialisation unterschied sich in ihrer Endphase von seinen sonstigen Sprüngen in die Vergangenheit. Es gab keine festen Konturen, alles schien um ihn herum zu verschwimmen. Er blinzelte, versuchte, den Schleier vor seine

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