0111 - Lockruf aus dem Jenseits
Birgit kümmern.«
»Aber…«, brummte Peter verwirrt, »der Professor war doch gerade noch hier…«
»Kommt mit!« wiederholte Nicole. Sie wußte, daß es sinnlos war, noch etwas zu unternehmen. Der Dämon hatte zugeschlagen. Und er mußte über eine nahezu unglaubliche Macht verfügen, denn Zamorra war durch das Amulett geschützt gewesen!
Sie brauchte Zeit zum Überlegen. Vorläufig galt es jedoch, sich um Birgit zu kümmern. Zamorra mochte sich selbst helfen können.
Im Pintendurchgang warf Nicole noch einen Blick zurück. Ruhig und gelassen schritt Artner die Treppe hinauf.
In Nicole verkrampfte sich etwas.
Dr. Artner warf keinen Schatten.
***
Franz und Ina bemühten sich mittlerweile um Birgit. Nach wie vor dröhnte die Musik aus den Boxen. Offensichtlich war niemand auf den Vorfall aufmerksam geworden - oder das Personal hielt das Geschehen für einen der üblichen Studentenulks.
Nach ein paar Minuten öffnete Birgit die Augen. Nicole erschrak. Die Pupillen des Mädchens waren knallgelb!
»Hast du einen schwachen Kreislauf?« fragte Nicole vorsichtig. Birgit schüttelte langsam den Kopf. Das Du unter ihnen war spontan gekommen, ganz von selbst.
»Nein«, flüsterte die Studentin. »Ich war weg, ja?«
»Drei Minuten«, sagte Franz ruhig.
»Ich möchte nach Hause«, sagte Birgit.
»Vielleicht habe ich die Hitze heute mittag nicht vertragen. Ich mußte ja unbedingt im Pullover herumlaufen.«
»Okay«, brummte Peter im schönsten Baß. »Wir bringen dich weg. Komm, Franz, faßt du mal an?«
Wrantisek nickte. Jeder legte sich einen Arm des Mädchens über die Schulter, dann verließen sie die »Pinte«. Nicole sah ihnen nach.
»Ich glaube, wir lösen uns mal auf«, schlug Babsy Castor vor. »Treffen wir uns heute abend noch?«
»Peter und ich haben bis zwanzig Uhr ein Seminar«, wandte Conny ein. »Danach - okay. Wo?«
»Bei mir«, sagte Babsy. »Nach acht also.« Sie wandte sich Nicole zu. »Kommst du auch?«
Zamorras Sekretärin zögerte, dachte an den verschwundenen Parapsychologen. Sein Verschwinden hing eng mit den Studenten und Dr. Artner zusammen. Vielleicht vermochten sie gemeinsam, einen Plan zu schmieden, gegen das Böse vorzugehen.
»In Ordnung. Ich komme. Wo - wo wohnst du?«
»Paß auf, ich hole dich ab«, erbot sich Ina. »Wo bist du einquartiert?«
»Im Arosa«, erklärte Nicole.
»Ich bin so gegen acht im Foyer«, stellte Ina fest. »Einverstanden?«
Nicole nickte.
Die kleine Gruppe zerstreute sich endgültig. Einen Moment spielte Nicole mit dem Gedanken, in den H-Trakt zu gehen und Dr. Artner zur Rede zu stellen. Doch dann verwarf sie den Vorsatz wieder. Allein konnte sie ohnehin nichts unternehmen. Und nur zu deutlich sah sie die abscheuliche Reptilgestalt wieder vor sich, die sich über Zamorra beugte und dann zu Artner wurde.
Zamorra!
Heißer Atem blies ihr in den Nacken. Irritiert wirbelte Nicole herum. Doch hinter ihr stand niemand…
***
Uber den ganzen Nachmittag hinweg wurde Nicole das Gefühl nicht los, daß irgend jemand oder irgend etwas sie verfolgte. Der Unbekannte schien ständig direkt hinter ihr zu sein, doch sobald sie sich umwandte, war sie allein.
Ihre Gedanken kreisten um den Professor. Nicht nur, daß sie seine Sekretärin war - nein, sie liebte ihn und wußte, daß er ihre Liebe erwiderte. Und bei jedem neuen »Fall«, wie sie insgeheim die haarsträubenden Abenteuer nannte, die sie gemeinsam erlebten, bangte sie erneut um ihn. Denn so sehr sie auch gegen die Mächte des Bösen ankämpften, so oft sie die Unirdischen zurückschlugen, besiegten, vernichteten - der Einfluß der Schattenwesen wuchs ständig an, breitete sich immer mehr aus. Zum großen Teil war es falsch verstandener Spiritismus, der sich in irgendwelchen obskuren Sektengründungen äußerte, deren Bosse den einfachen Mitgliedern das Geld aus der Tasche zogen und damit verschwanden - und damit dem Bösen die nötige Tarnung verschafften, das aufgrund dieser Vorfälle nicht mehr völlig ernst genommen wurde. Denn fast jeder Mensch, der das Wort »Teufelsanbeter« vernimmt, faßt sich an die Stirn und murmelt »Spinner«. Nicole wußte ebenso wie Zamorra, daß es genau das war, was die Kreaturen Asmodis’ erreichen wollten. Um so ungestörter vermochten sie zu operieren, waren auf dem Vormarsch. Nur wenige Menschen nahmen die Bedrohung ernst und kämpften dagegen an. Und einer der Bekanntesten und Gefürchtetsten unter den Dämonenjägem war eben Zamorra.
Und nun war Zamorra
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