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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Professor«, sagte der Cafébesitzer. »Aber bleiben Sie diesem Mädchen fern, wenn Sie Ihr Buch beenden wollen.«
    »Warum?«
    »Das ist die Nichte von Erzsebeth Kun, einer sehr berüchtigten Person. Wenn Sie die Geschichte Transsylvaniens studiert haben, werden Sie wissen, daß Hexerei und Magie bei uns keineswegs als Farce gelten, ganz gleich, wie der offizielle Standpunkt der staatlichen Stellen sein mag. Ich sage Ihnen das im Vertrauen, weil Sie ein Fremder sind und ich nicht möchte, daß Ihnen etwas passiert.«
    Er zögerte einen Moment, dann fuhr er fort. Der Kellner stand an der Tür und schaute nach draußen ins Lokal.
    »Erzsebeth Kun ist eine Oberhexe. Ihre Nichte weilt erst seit kurzer Zeit hier, dafür hat sie aber schon allerhand angerichtet. Sie ist sehr schön, mehrere junge Burschen vergafften sich in sie. Einer brach sich einen Arm, ein zweiter fuhr mit dem Moped gegen einen Baum und rannte sich den Schädel ein, der dritte wurde von einem riesigen Hund zerrissen, als er der Schönen nachts in den Wald folgte. Fürchterliche Schreie und das Heulen des Hundes waren zu hören, seine Spuren wurden gefunden. Die Mademoiselle schwieg und lächelte.«
    »Die Mademoiselle? Sie ist also Französin?«
    »Das weiß niemand, sie spricht mehrere Sprachen, ist aber meistens ziemlich einsilbig. Wir nennen sie Mademoiselle M.,wobei M die Abkürzung des französischen Mort, Tod, ist. Niemand wagt es mehr, in ihre unmittelbare Nähe zu kommen oder sie sogar anzusprechen. Natürlich erhält sie alles, was sie will. Ich wollte Sie warnen, Professor.«
    »Das haben Sie getan, vielen Dank. Aber ich bin kein Mann, der leicht abzuschrecken ist. Sorgen Sie sich nicht, ich kann auf mich aufpassen.«
    Janos Braucusi zuckte die Achseln.
    »Es ist Ihr Begräbnis.«
    Zamorra kehrte nach draußen zurück und setzte sich wieder zu Nicole Duval an den Tisch. Sie war es, ganz ohne Zweifel, Zamorra kannte sie zu gut, um sich zu irren. Sogar der winzige Leberfleck auf der linken Wange stimmte.
    Zamorra bestellte beim Kellner einen Mocca. Die anderen Gäste hatten ihre Unterhaltungen wieder aufgenommen und wirkten betont gleichgültig.
    »Nicole«, sagte Zamorra und legte seine Hand auf die ihre. Das silberne Amulett auf seiner Brust prickelte leicht. »Kennst du mich nicht wieder?«
    Zamorra sprach französisch. Nicole antwortete in der gleichen Sprache.
    »Wer sind Sie, Monsieur? Ich habe Sie nie gesehen.«
    »Du lügst, Nicole, du stehst unter einem Hexenbann, aber ich will dich davon befreien. Bill Fleming ist auch hier. Wir werden alles aufbieten, um dich zu retten.«
    »Monsieur belieben zu scherzen. Hexen? Wer glaubt denn heute noch daran? Mein Name ist Dunja Tappert, ich stamme aus Wien und bin bei meiner Tante in Czerkössy zu Besuch.«
    »Für eine Österreicherin sprechen Sie aber sehr gut französisch.«
    »Warum auch nicht, ich bin Dolmetscherin von Beruf. Und wie heißen Sie, Monsieur?«
    »Das weißt du ganz genau, Nicole.«
    »Sie sind ein Casanova, Monsieur, ein stürmischer Franzose, der sich eine besondere Masche hat einfallen lassen, um mit mir anzubändeln. Aber warum auch nicht? Sie gefallen mir, Sie gefallen mir sogar sehr.«
    Nicole Duval nippte an ihrem Likör.
    »Nach Einbruch der Dunkelheit mache ich einen Spaziergang zur Schloßruine hinauf, Monsieur Zamorra. Wenn Sie mich begleiten wollen, vielleicht bin ich einem Abenteuer nicht abgeneigt. Sie sehen mir aus, als seien Sie ein Mann von Erfahrung und Format, denen habe ich noch nie widerstehen können. Wollen wir uns in anderthalb Stunden an der kleinen Brücke am Bach treffen?«
    Nicole beschrieb Zamorra, wie er dorthin kommen konnte. Der Bach floß am Waldrand vorbei. Durch den Wald selbst führte der Weg zur Schloßruine hoch.
    »Abgemacht,« sagte Zamorra.
    Er wollte nicht das gleiche Ende nehmen wie der unglückliche junge Mann, den ein riesiger Wolfshund zerrissen hatte. Ohne Nicole Duvals Schuld, sie war eine Marionette der Hexen von Czerkössy. Aus ihr sprach ein fremder Geist, der ihre Persönlichkeit unter Kontrolle hatte.
    Zamorra trank seinen Mokka aus, legte das Geld auf den Tisch, erhob sich und kehrte ins Hotel zurück.
    ***
    Beim Hotelportier war Bill Fleming auf Angst und blankes Unverständnis gestoßen. Auch die Aussicht auf einen höheren Geldbetrag hatte die Zunge des Mannes nicht lockern können. Einen kurzen Stadtbummel hatte Bill Fleming rasch beendet, während Zamorra noch auf der Polizeiwache zu tim gehabt hatte, war auch er am

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