Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
über ihren Körper verfügen kann, denn der ist unwiderruflich vernichtet worden. Ihr Geist ist aus der Hölle gekommen.«
    »Dann wird sie in einen anderen Körper geschlüpft sein«, meinte Bill. »Doch nicht in irgendeinen beliebigen. Nach den magischen Regeln muß der Körper, den die blutige Gräfin übernommen hat oder noch übernehmen will, etwas Besonderes sein.«
    Er erschrak.
    »Ist Nicole Duval vielleicht deshalb nach Czerkössy geholt worden?«
    Auch Zamorra war von Schrecken erfüllt. Selbst Frantisek Gabö schaute besorgt drein.
    »Bill«, sagte Zamorra, »ich fürchte, deine Vermutung trifft ins Schwarze. Weshalb sollte sonst Nicole in den Hexenbann geschlagen worden sein, damit sie nach Czerkössy kommen mußte? Es muß irgendeine Verbindung zwischen ihr und der blutigen Gräfin geben.«
    »Wie das, Zamorra? Nicole ist ein modernes junges Mädchen des 20. Jahrhunderts, Jadwiga Vaszary aber wurde schon 1647 enthauptet.«
    »Vielleicht stammt Nicole von der Hexe ab. Eine Blutsverwandte, dazu noch eine junge Frau wie Nicole Duval mit besonderen Fähigkeiten und einer außerordentlichen körperlichen und geistigen Konstitution, wäre ein ideales Gefäß für den Geist der blutigen Gräfin. Wenn unsere Vermutung stimmt, wäre Nicoles Körper geeignet wie kein anderer. Es gibt Präzedenzfälle, daß ein Magier oder Hexer im Körper eines Nachfahren eine schreckliche Wiedergeburt erlebt hat.«
    »Aber wie sollte unsere Nicole ein solches Scheusal unter ihren Ahnen haben? Hat sie überhaupt ungarische Vorfahren?«
    »Woher soll ich das wissen? Jadwiga Vaszarys natürliches Leben liegt über dreihundert Jahre zurück. Jeder Mensch hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, 16 Ururgroßeltem, und so geht das immer weiter. Stammbäume sind immer verwickelt, da spielen alle möglichen Linien eine Rolle. Wenn man weit genug zurückgeht, findet man in jeder Famillie Verbrecher.«
    »Da hast du recht. Niemand kann sagen, wessen Blut alles in seinen Adern fließt. Wenn man vierzig Generationen zurückgeht und die Anzahl der Vorfahren, mit den Eltern angefangen, jeweils verdoppelt, hat man weit mehr Menschen, als damals auf der Erde lebten. Nicole wußte von dieser Abstammung bestimmt nichts, wenn es sich so verhält.«
    »Wir müssen sie schleunigst finden und befreien, Bill. Wenn es nicht schon zu spät ist.«
    Zamorra schauderte. Seine geliebte Nicole, nicht mehr sie selbst, sonders eine grausige Hexe aus dem 17. Jahrhundert.
    Frantisek Gabö erzählte weiter, daß es nach dem Ende des schrecklichen Triumvirats Vlad Drakul, Elisabeth Bathory und Jadwiga Vaszary heftige Hexenverfolgungen in ganz Transsylvanien gegeben hatte. Auch Vampire, Dämonen und Ghule waren damals mitausgerottet worden, nur einzelne hatten flüchten oder in besonders raffinierten Verstecken überleben können.
    »Die Siebenbürger Sachsen haben in der Zeit ooch gewaltig offgeräumt«, sagte Frantisek. »Da blieb kein Vampirooge trocken. Da haben wir’s dem Geschmeiß gegeben, so wohr ich Frantisek heiße. In den Dörfern wurden alle off den größten Platz gefiert und kriechten ein Kreuze gezeicht, nich? Und wenn eener ooch nur mit der Wimper zuckte, gleich een Pott Weihwasser uff den Deetz, und dann feste uff ihn druff mit Feuer und Schwert und Beschwörungen, bis er sich langleechte und nicht mehr muckste. Gönnt ich was zu trinken haben, Professer? Meine Gehle ist so ausgetrocknet.«
    »Gedulden Sie sich«, sagte Zamorra. »Wie ich Sie kenne, werden Sie Ihre Nachforschungen doch hauptächlich in Kneipen und ähnlichen Lokalitäten anstellen. Erzählen Sie weiter.«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Das ganze Hexenwesen et cetera wurde in den Untergrund verdrängt. Aber ganz ausrotten ließ sich’s dann letzten Endes doch nicht, ei fordibscht! Besonders in Czerkössy lebte die Hexerei immer wieder auf. Da gab es immer wieder mal einen spektakulären Fall, und Gerüchte kursierten. Die Dämonen und der Deibel lassen sich eben ooch nich die Butter von der Bemme nähmen, nich?«
    Der Landstreicher fiel immer wieder von der französischen Sprache ins Sächsische zurück. Frantisek Gabö liebte seine Muttersprache weit mehr als das Französische. Ermahnungen in dieser Richtung fruchteten stets nur für kurze Zeit.
    Der blonde Historiker verzog das Gesicht.
    »Der Gerl… damned, der Kerl tötet mir noch den Nerv mit seinem Dialekt.«
    Die Hexenmacht war in Czerkössy seit jeher stark. Die Hexen hielten zusammen wie Pech und

Weitere Kostenlose Bücher