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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Draußen war es schon dunkel, er mußte zum Treffen mit Nicole Duval. Zamorra suchte sein Zimmer auf und nahm den Magierkoffer hervor. Er schnallte die Schulterhalfter mit dem mit Silbergeschossen geladenen 38er Colt um und schob einen Silberdolch unter dem Jackett in den Gürtel.
    Außerdem steckte er eine Weihwasserampulle und eine Schachtel mit Ersatzmunition ein, ferner das acht Zentimeter große silberne Kreuz. Den zweiten Colt Agent, eine handliche, stumpfnasige Waffe, die man leicht in der Tasche unterbringen konnte, versteckte Zamorra unter der Matratze, ferner eine Schachtel Patronen.
    Dieses Versteck war nicht besonders originell, aber wenn jemand sich Zutritt zum Zimmer verschaffte und den kompletten Magiekoffer fand, weshalb sollte er dann noch viel herumsuchen?
    Als es an der Zeit war, verließ Zamorra das Hotel und fuhr mit dem Wagen zum östlichen Stadtrand. Inzwischen war es finster geworden, in Czerkössy brannten die Lichter. Nachdem die Sonne untergegangen war, herrschte eine kühle, angenehme Temperatur, und viele Leute saßen oder standen vor ihren Häusern und schwatzten.
    Der Mond glänzte am Himmel. Er war so gut wie rund.
    Zamorra stellte den Wagen in der Nähe eines Wohnblocks am Stadtrand ab. Er befühlte seinen silbernen Talisman, doch dieser strahlte keine besonderen Schwingungen aus. Der Professor stieg aus und schloß den Wagen ab.
    Er sah sich um. Einige hundert Meter entfernt standen die Weidenbüsche am Bachufer. Zu der kleinen Brücke führte ein Weg durch Feld- und Wiesengelände hin. Der Wald an den Hängen des Schloßbergs war tiefdunkel, die Schloßruine selbst ragte als düstere Silhouette gegen den gestirnten Himmel.
    Ein eigenartiges Gefühl erfaßte Zamorra. Ja, er spürte sie, die Gegenwart des Bösen und Unheimlichen, im Lauf der Zeit hatte Zamorra eine Art sechsten Sinn entwickelt. Von dort oben drohte etwas, eine drückende Atmosphäre lastete über dem ganzen Tal.
    Es war eine sternhelle Nacht, man hätte im Freien leicht die Überschriften einer Zeitung lesen können. Doch von Nicole Duval sah Zamorra nichts. Er warf den Autoschlüssel hoch, fing ihn wieder auf und steckte ihn ein.
    Nun marschierte er los, den Weg entlang zu der kleinen Steinbrücke hin. Der Bach murmelte, und Grillen zirpten im Gras.
    Als Zamorra nur noch wenige Schritte von der Brücke entfernt war, löste sich eine schlanke Gestalt von einem hohen Weidenbaum. Es war Nicole. Sie trug die gleiche Kleidung wie im Café.
    Sie lächelte Zamorra an.
    »Ah, Monsieur le professeur, Sie sind pünktlich. Können wir jetzt unseren kleinen Spaziergang beginnen?«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Zamorra bot Nicole Duval den rechten Arm. Sie hängte sich ein. Der Professor zögerte nicht länger, er griff unters Hemd, mit der Linken riß er das Amulett von der Kette. Er packte Nicole, die einen erschrockenen Schrei ausstieß, und preßte ihr das Amulett auf die Stirn.
    Dazu sprach er eine lateinische Bann- und Austreibungsformel. Nicole Duval wand sich in Zamorras Griff, sie war so stark wie eine Stahlfeder. Aber Zamorra hielt sie fest.
    Das Amulett strahlte auf, eine silberne Aura umgab sie. Es erwärmte sich, Zamorra spürte, wie geheimnisvolle Kräfte von ihm ausströmten und auf Nicole Duval einwirkten.
    Im Wald ertönte ein wölfisches Heulen. Nicole Duvals Gesicht verzerrte sich, sie gab einen heiseren Laut von sich.
    »Weicht von mir, ihr Hexenkräfte!« sprach Zamorra. »Im Namen Merlins, im Namen der Weißen Magie. Ich, der Meister des Übersinnlichen, gebiete es euch kraft meines Amuletts. Weicht, ihr Mächte der Finsternis, gebt diese Menschenseele frei und hebt euch hinweg in den Abgrund!«
    Das Heulen im Wald klang näher und lauter. Nicole Duval erschlaffte in Zamorras Griff, sie war ohnmächtig geworden. Zamorra warf sie über seine Schulter, hielt das Amulett in der rechten Hand und spurtete los.
    Abermals heulte der Höllenhund. Zamorra rannte, so schnell er konnte. Gleich mußte die Bestie aus dem Wald hervorbrechen.
    Der Professor schaute über die Schulter zurück. Er sah einen riesigen Schatten mit tassengroßen, rotglühenden Augen, der sich vom Waldrand löste und fast ohne den Boden zu berühren über die Felder und Wiesen zu fliegen schien. Der Höllenhund heulte und hechelte.
    Doch Zamorra erreichte den schwarzen Opel Diplomat mit einigem Vorsprung. Er schloß auf und bettete Nicole Duval auf den Fondsitz. Dann wirbelte er herum, das magische Amulett in der Linken, den mit

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