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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Schwefel und bildeten einen verschworenen Zirkel. Neue Mitglieder wurden erst nach strengen Prüfungen und vielen Riten aufgenommen.
    Sie konnten ihre Hexenschwestern nicht verraten und sich auch nicht vom Hexenwesen lösen, sonst fanden sie einen gräßlichen Tod. Die Hexerei vererbte sich nicht, sondern sie wurde erlernt. Gewisse Charakteranlagen und Fähigkeiten sowie ein böses Herz gehörten jedoch dazu.
    Ein guter Mensch konnte sich nie der Schwarzen Magie verschreiben oder eine Hexe oder ein Hexer werden.
    »Nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Hexen wesen einen Aufschwung erlebt«, sagte Frantisek Gabö. »Für die Regierung und die staatlichen Stellen existiert die Hexerei nicht, es gibt also auch keine Maßnahmen dagegen. Zumindest nicht offiziell. Die Hexen von Czerkössy versammeln sich einmal in jedem Monat zu einem Sabbat, das ist seit Jahrhunderten der Brauch. Früher wurden diese Sabbate streng geheimgehalten, heute wissen die meisten davon. Und niemand wagt es, etwas zu unternehmen, aus Angst vor dem Hexenzauber.«
    »Und Sie sind bereit, sich in Gefahr zu begeben, Frantisek?« fragte Zamorra.
    »Ja, galter Gaffee, ich werde doch die Nylon… die Nicole Duval nicht im Stich lassen. Außerdem kenne ich mich hier genau aus und bin ein alter Fuchs. Dann ist es mir ein Vergnügen, Ihnen in die Seite zu treten, verehrter Professor.«
    Er meinte, zur Seite zu treten.
    »Der Mister Fleming scheint mir ja noch nicht so ganz grün zu sein, aber das wird sich geben, wenn wir erst mal ordentlich einen zusammen zur Brust genommen haben. Und last but not Finish, wie der gebildete Sachse sagt, habe ich schließlich schon Erfahrungen in der Dämonenbekämpfung gesammelt. Siehe den Vampir im Böhmerwald, den ich ins Jenseits beförderte.«
    »Genug, Frantisek, ich bin von Ihrem Mut und Ihrer Loyalität überzeugt«, antwortete Zamorra. »Ich stelle Sie hiermit offiziell als Gehilfen ein. Mit einem Grundgehalt von zweitausend Neuen Francs im Monat. Ein Monatsgehalt bekommen Sie auf jeden Fall. Außerdem erhalten Sie eine Erfolgsprämie von fünftausend Francs, wenn Sie dazu beitragen, daß wir Nicole Duval befreien und den Hexenzauber von Czerkössy beenden können.«
    Bill Fleming saß auf der Kommode, Zamorra im zweiten Sessel. Frantisek Gabö stand auf und klopfte dem Professor auf die Schulter.
    »Professor Zamorra, Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack. Wir wollen Brüderschaft miteinander trinken, gleich jetzt unten an der Hotelbar.«
    Zamorra lächelte, die letzten drei Wochen hatten ihn genervt. Frantisek Gabö, der Lumpazivagabundus, wie Bill Fleming ihn genannt hatte, heiterte ihn auf. Der Professor klingelte dem Etagenservice.
    Die Hoffnung auf Trinkgelder in guten westlichen Devisen ließ den Kellner rasch herbeieilen. Zamorra bestellte eine Flasche Slibowitz und drei Gläser. Frantisek Gabö fläzte sich im Sessel und schaute den Kellner an, als sei er hier Stammgast.
    Während sie auf den Slibowitz warteten, erklärte Zamorra, daß er sich zunächst ganz offiziell zur Polizeistation begeben wollte. Vielleicht konnte er dort etwas über Nicole Duvals Verbleib erfahren, sein Sonderausweis und das Empfehlungsschreiben des Politbüros würden ihm dabei helfen.
    Bill Fleming wollte im Hotel nachfragen - der Portier hatte passable französische Sprachkenntnisse - und sich in der Stadt umschauen. Frantisek Gabö aber sollte seine eigenen Quellen anzapfen.
    Der Kellner brachte den Slibowitz, als er von Zamorra fünf Dollar erhielt, verbeugte er sich mehrmals und stammelte Dankesworte. Er sprach nur rumänisch, Czerkössy war schließlich keine Fremdenverkehrsstadt.
    Durch Frantisek Gabö ließ Zamorra übersetzen, die fünf Dollar seien nicht für den Slibowitz allein. Der Kellner sollte die Augen offenhalten und Bescheid geben, falls sich jemand nach Zamorra und Bill Fleming erkundigte oder gar in ihre Zimmer eindringen und das Gepäck durchsuchen wollte.
    Als der Kellner draußen war, schenkte Zamorra die drei Schnapsgläser voll. Er trank mit Frantisek Gabö über Kreuz, auf den Bruderkuß verzichtete er wohlweislich, denn Gabö war nicht gerade eine gepflegte Erscheinung und roch ziemlich penetrant.
    »Freinderl«, sagte Gabö und kippte ein zweites Glas, »du darfst mich duzen, und das ist unter uns Siebenbürger Sachsen eine hohe Auszeichnung. Schließlich haben wir eine achthundertjährige Geschichte, da gann uns nich jeder so gommen, als sei er schon mal mit uns die Treppe heruntergefallen, nich? Ich

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