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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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des Höllenhundes klang jetzt schon bedrohlich nahe. Das dämonische Untier mußte sich tagsüber irgendwo in den tiefsten Grüften aufhalten. Aber die Hexen von Czerkössy hatten dafür gesorgt, daß der Höllenhund und die Zombies nicht nur auf eine akustische Verständigung angewiesen waren.
    Durch Hexenzauber standen sie miteinander in Verbindung. Ihre Schmerzen und Gedanken teilten sich mit.
    Zamorra wußte, daß er das unnatürliche Leben der Zombies nur beenden konnte, wenn er ihnen die Köpfe abschlug oder mit einer silbernen Waffe ihre Herzen durchbohrte. Ein Kopfschuß mit einer Silberkugel würde ebenfalls tödlich sein. Auch Feuer brachte die Zombies um, aber dazu war schon ein Brandgeschoß oder ein Scheiterhaufen erforderlich.
    Das alles stand Zamorra nicht zur Verfügung. Ob und wie er den Höllenhund besiegen konnte, war ihm überhaupt noch nicht klar. Ihm blieb nur die Flucht.
    Verzweifelt schaute er sich nach einem Ausweg um. Nach links zweigte ein niederer Gang ab. Eine andere Möglichkeit blieb dem Professor nicht. Er eilte in den Gang hinein, der zweimal eine scharfe Biegung machte und ein wenig anstieg.
    Eine morsche, mit rostigen Eisenbändern beschlagene Tür versperrte Zamorra den Weg. Er trat ein paarmal kräftig dagegen, da löste sich das massige Schloß. Zamorra konnte die klemmende Tür ein Stück aufschieben und sich durch die Öffnung zwängen.
    Das Heulen des Höllenhundes war angeschwollen und übertönte das Gebrüll der Zombies völlig. Zamorra stieß einen überraschten Schrei aus, als er Tageslicht vor sich sah. Einen schwachen Schimmer nur, aber der niedere und enge Gang war ohne Zweifel ein geheimer Fluchtweg und führte ins Freie.
    Aber im grauen Tageslicht und im Fackelschein bemerkte der Professor auch, daß der letzte Teil des Ganges eingestürzt war. Mauerwerk, Steine und Erdmassen lagen am Boden, nur ein schmaler Spalt war noch frei.
    Zamorra zögerte nicht, er kroch hinein, die Fackel in der Hand. Fast mußte er flach auf dem Bauch kriechen. Da bellte es mit ohrenbetäubender Lautstärke hinter ihm, ein zorniges Aufheulen ertönte. Der Höllenhund war da, er hatte Zamorra eingeholt und schnappte nach seinen Fersen.
    Der Professor konnte sich nicht vollständig umdrehen, wohl aber die Fackel nach hinten bringen. Er sah in tassengroße, rotglühende Augen, ein stinkender, schwefliger Atem wehte ihn an. Geifer spritzte aus Zsoltans Rachen.
    Er riß sein Maul auf, und fingerlange weiße Reißzähne blitzten.
    »Aglon Tetragram Vaycheon Stimulamathon!« schrie Zamorra aus Leibeskräften.
    Er zitierte weiter die Worte des Schlüssels Salomonis, einer der stärksten Geister- und Dämonenbeschwörungen überhaupt. Der Schlüssel Salomonis konnte als Anrufung, aber auch als Bannspruch gebraucht werden.
    Zamorra endete mit den Worten: »Hinweg mit dir!«
    Der Höllenhund heulte derart, daß es beinahe Zamorras Tommelfelle zersprengte. Er stieß dem Untier die Fackel in den Rachen. Die Feuerzungen leckten zu beiden Seiten aus Zsoltans Maul. Aufjaulend wich er zurück.
    Zamorra kroch weiter. Er zerriß sich die Kleider, einmal blieb er mit einem Eisenpflock zwischen zwei Steinen hängen und mußte sich befreien. Der Höllenhund hatte sich zurückgezogen, der fast verschüttete Gang war zu flach, er konnte Zamorra nicht weiter folgen.
    Zudem hatten ihn der Schlüssel Salomonis und die brennende Fackel im Maul abgeschreckt. Das eiserne Fallgitter am Ende des Fluchtganges war nicht geschlossen. Zamorra gelangte ins Freie. Er stand in einem Haselnuß- und Wacholdergebüsch und atmete tief die frische Luft ein.
    Sie war eine Wohltat für seine Lungen nach dem Moder und Gestank in den Gewölben. Sogar Zamorras Kopfschmerzen, die ihn noch von dem Niederschlag am Vortag heftig quälten, wurden schlagartig besser.
    Aber der Professor wußte, daß er noch nicht aus dem Schneider war. Seine Freunde waren gefangen, Nicole Duval sogar vom Geist der blutigen Gräfin besessen.
    Zamorra stand allein und ohne Hilfsmittel gegen die geballte Macht der Hexen von Czerkössy, die die ganze Stadt in ihrer Gewalt hatten. Die Einwohner von Czerkössy würden ihn aus Furcht ausliefem, auf ihre Hilfe konnte er nicht rechnen.
    Vielleicht konnte der Höllenhund Zsoltan sich auch bei Tag im Freien bewegen, überlegte Zamorra. Er mußte so schnell wie möglich von der Schloßruine verschwinden und sich irgendwo verstecken.
    Zamorra brach durch das Gestrüpp. Er mußte blinzeln und die Augen zu schmalen Schlitzen

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