0114 - Der Würfel des Unheils
Manche hofften, daß er nicht auftauchen würde, daß dieser Vulkanausbruch eine normale Ursache hatte.
Doch sie sahen sich getäuscht.
Tokata kam.
Der Ascheregen hörte plötzlich auf. Dafür ertönte ein Grollen im Innern des Berges, und gleichzeitig fiel das Mondlicht so auf das Land, daß es den Vulkan anleuchtete.
Lachen…
Aus der Tiefe des Vulkans schallte es nach draußen, und die Menschen auf dem entfernten Hügel drückten ihre Gesichter in die Erde und flehten zu den Göttern.
Plötzlich zeigte der Vulkanrand eine schwefelgelbe Farbe, die ein blasses Leuchten verbreitete.
Die Geflohenen sahen dies ebenfalls und wußten Bescheid.
Tokatas Rückkehr stand dicht bevor. Ihre Gebete hatten nichts genützt. Die Hölle war stärker.
Sämtliche Augen waren dem Vulkan zugewandt, aus dessen Trichter keine glühende Lava mehr strömte, sondern nur noch pulvrige Asche aufstieg. Im hohen Bogen puffte sie in den Himmel, bildete dort einen Kranz und fiel wieder zurück.
Und dann kam er.
Wie der große Sieger stieg er aus dem Vulkan. Er hatte gespürt, daß seine Zeit reif war. Die Kräfte kehrten zurück, Schwarze Magie half ihm, ein zweites, schreckliches Leben zu führen.
Asmodinas Plan ging auf.
Riesig war seine Gestalt. Obwohl aus dem Krater plötzlich hohe Flammen schlugen, konnten sie ihm nichts anhaben. Sie hüllten ihn nur ein wie ein Mantel.
Tokata war nicht zu stoppen.
Er stieg aus den Flammen, ein Held des Bösen, und er war nicht mehr zu stoppen.
Hoch hob er seinen rechten Arm, das in der Hölle geschmiedete, mörderische Schwert blitzte im Schein des Feuers auf. Aus dem Maul des Samurai drangen furchtbare Laute. Worte, die im Totenreich gesprochen wurden, aber einem schrecklichen Racheschwur glichen.
Tokata stand am Rand des Kraters, und seine Gestalt hob sich klar und deutlich von den hinter ihm flackernden Flammen ab.
Er war da!
Die Menschen zitterten. Viele kannten die schlimmen Legenden, die sich um ihn rankten.
Jetzt sahen sie ihn zum erstenmal.
Und sie hatten Angst.
»Flieht!« flüsterte ein alter Mann. »Flieht, solange ihr es noch könnt.«
Die anderen verstanden ihn gut. Sie packten ihre Habe und rannten, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her…
***
Okay, ich hatte damit gerechnet, daß er kommen würde, aber so plötzlich und so rasch, das war doch eine Überraschung.
Jane hatte ihn noch nicht bemerkt, und ich stieß die Detektivin hart zur Seite.
Sie konnte sich nicht auf den Beinen halten und fiel hin. Besser ein paar gestauchte Knochen, als für immer ins Grab.
Die Dämonenpeitsche steckte in meinem Gürtel. Ich hatte auch nichts von ihr, denn der Samurai ließ mir keine Zeit, an sie heranzukommen. Er griff sofort an.
Wuchtig schlug er mit seinem Schwert von oben nach unten zu.
Die Klinge zerschnitt die Luft, ich tauchte zur Seite, und der erste Schlag verfehlte mich.
Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, daß sich Jane Collins aufgerichtet hatte.
Sie starrte den Unheimlichen an.
»Weg, Jane!« brüllte ich, »versteck dich!« Dann konnte ich mich um sie nicht mehr kümmern, denn mein Gegner stürmte auf mich zu. Den rechten Arm hielt er dabei ausgestreckt, die Spitze des Schwerts wippte etwa in Gürtelhöhe.
Er stieß nicht zu, sondern täuschte.
Immer wieder zuckte das Schwert vor, und jedesmal ging ich zurück. Es war ein Katz-und-Maus-Spiel, das der Untote mit mir trieb, aber ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen, sondern mußte mich voll auf seine Attacken konzentrieren, so daß ich nicht dazu kam, die Dämonenpeitsche zu ziehen.
Ich ging weiter zurück.
Die Tür war fast völlig ausgebrannt. Nur an den Rändern zuckten noch einige kleine Flämmchen hoch. Ich schritt über sie hinweg, hörte es knirschen, und die nächste Attacke trieb mich in den Raum zurück, aus dem wir uns befreit hatten.
Dicker Rauch wölkte träge umher.
Sofort mußte ich wieder husten, als dieser Qualm in meine Lungen drang, er verschlechterte aber auch die Sicht, und das hatte Vorteile für mich.
Trotzdem kam ich nicht an die Waffe, der verdammte Samurai war einfach zu schnell.
Normalerweise sagt man immer, daß sich Untote ungelenk bewegen, bei ihm war das nicht der Fall.
Er blieb mir auf den Fersen.
Ich hustete. Der Qualm war noch verdammt dick. Er wehte wie dichter Nebel vor meinen Augen, aus dem schattenhaft die gefährliche Gestalt des Samurai auftauchte.
Ich hörte das Pfeifen der Klinge, wenn sie die Luft zerschnitt, und es gelang mir noch, dem mörderischen
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