0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
Wir werden die Kerle nicht aus den Augen lassen und ihnen das Geld wieder abnehmen. Wenn sie morgen nicht auftauchen, so tun sie es an einem anderen Tag. Jedenfalls kriegen wir sie.«
Er war beruhigt, und zwar mehr als ich. Meine Zuversicht, daß wir die Gangster erwischen würden, war nicht so groß, wie ich behauptet hatte. Die einzige Möglichkeit war, Mr. Parker auf Schritt und Tritt zu bewachen, und das ist schwerer, als man denkt.
Während ich noch dabei war, Anordnungen zum Schutz des Spielsalons und zur Beschattung des Eigentümers zu treffen, kam Sergeant Good.
Ich hatte zwar noch niemals etwas Schriftliches von Ellen Grouch gesehen, zweifelte aber keinen Augenblick, daß diese spitzen, unregelmäßigen Buchstaben nur von ihr geschrieben sein könnten. Vorsichtshalber schickte ich jemand los, der versuchen sollte, in Grouchs Wohnung etwas aufzutreiben', womit man einen Vergleich anstellen könnte. Der Sergeant gab mir eine fachmännische Erläuterung über die Methoden, nach denen die Falschspieler arbeiteten, und bot mir an, midi bei einer eventuellen Razzia zu begleiten.
Der nächste Tag war ein Sonnabend, an dem alles und jeder sich daran macht, ein geruhsames Wochenende zu verleben. G-men haben es leider nicht so gut. Dieser Sonnabend würde für uns ein Arbeitstag erster Ordnung werden. Phil und ich kamen überein, folgende Arbeitsteilung vorzunehmen. Phil würde mit zehn unserer Leute und etwa hundert Cops im Hintergrund den Spielsalon TRY YOUR LUCK und Mr. Parker übernehmen. Ich wollte mit ein paar Boys und dem Sergeanten die PARISIANA bevölkern und sehen, ob an Ellen Grouchs Anzeige etwas war.
Der Tag verging mit Vorbereitungen. Phil rückte früher ab, um zur Eröffnung um acht Uhr pünktlich da zu sein. Ich hatte mir vier Mann, darunter Murphy, der die Örtlichkeit bereits kannte, ausgesucht. Dazu kam noch Sergeant Good, der sich so zurechtgemacht hatte, daß er wie ein wohlhabender Delikatessenhändler aussah, der sich einen vergnügten Abend machen wollte.
Meinen Jaguar stellte ich nicht auf dem Parkplatz, sondern um die Ecke in der 54ten Straße ab, und ließ Henslow am Sprechfunk zurück. Wir hatten vereinbart, uns bei Bedarf gegenseitig zu unterrichten.
Wohlweislich trennten wir uns vor der Tür. Ich markierte schon beim Hereinkommen den harmlos Vergnügten und hatte mir, um diesen Eindruck noch zu verstärken, von der Garderobiere eine Nelke gekauft und diese ins Knopfloch gesteckt.
Yvonne, die in einem schwarzen, ausgeschnittenen Gesellschaftskleid durch die Gegend flatterte, stürzte sofort auf mich los, hakte mich unter und bedankte sich überschwenglich, daß ich Percy freigelassen hatte.
»Sie haben ihm doch hoffentlich nichts von meinem Brief gesagt?« fragte sie ängstlich.
»So etwas tue ich doch nicht«, beteuerte ich im Brustton der Überzeugung. »Wo ist denn der Süße eigentlich?«
»Da hinten am Tisch. Anscheinend hat er Arbeit.«
Worin Percys »Arbeit« bestand, wußte ich ja.
»Selbstverständlich sind Sie heute abend mein Gast«, zwitscherte die blonde Fee und schleppte mich ganz gegen meinen Willen, zu einem Tisch, an dem bereits ein alter Bekannter saß. Es war der geheimnisvolle Mann mit dem südländischen Aussehen. Er sagte »Hallo«, und mein erster Blick ging natürlich nach dem Gelenk der rechten Hand, mit der er eine einladende Bewegung nach dem Stuhl auf der anderen Seite der Casco machte. Zu meiner Enttäuschung sah ich nichts. Ich hatte schon gehofft, das bewußte, goldene Kettchen mit dem Amulett zu erspähen.
Schade, dachte ich. Ich hatte mich schon so gefreut. Mr. Alviro, er war also doch ein Südländer, unterhielt sich lebhaft und interessant. Er kannte die ganze Welt und wußte amüsant zu erzählen und zu plaudern.
Heute hatte ich keine Lust nach Sekt. Es würde wahrscheinlich eine harte Nacht werden, und dazu brauchte ich einen harten Drink. Als Mr. Alviro mich fragte, was ich wünsche, bat ich um Whisky, und er schloß sich an. Yvonne blieb bei Sekt, von dem noch eine halbe Flasche im Kühler stand.
»Whisky ist ein ausgezeichnetes und reines Getränk«, lobte mein Tischnachbar, als wir den ersten Schluck genommen hatten.
»Ja«, sagte ich, »wenn keiner etwas hineingeschüttet hat. Andernfalls kann er sehr ungesund werden.«
Ich hatte eine erstaunte Antwort erwartet, aber er sagte nur:
»Da können Sie wohl recht haben.«
Ich wußte nicht, was ich daraus machen sollte. Hatte er meine Anspielung verstanden oder das nur so dahin
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