0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
unverständliche lateinische Ausdrücke.
Die Daten zeigten die Besuche an und der letzte war am 25. November erfolgt. Phil hatte meine Erregung bemerkt und sah mir über die Schulter. Ich hörte, wie er den Atem tief einzog.
»Frank Weaver?« sagte er ungläubig. »Das würde heißen, daß er Selbstmord begangen hat, aber Patrick…?« .
»Was fehlte Mr. Weaver? Warum war er bei Ihnen?« fragte ich den Arzt;
»Er war vor ungefähr einem Jahr wegen einer Magenschleimhautentzündung bei mir in Behandlung. Ich hatte lange Monate nichts von ihm gehört, als er neulich in die Sprechstunde kam und über erneute Schmerzen klagte. Ich untersuchte ihn, konnte aber nichts finden und verschrieb ihm ein harmloses Beruhigungsmittel.«
»Könnte er Gelegenheit gehabt haben, den Block zu entwenden?«
»Selbstverständlich. Ich sehe meinen Patienten ja nicht dauernd auf die Finger.«
Im Office setzten wir uns zusammen, und ich holte auch Neville herüber.
Das einzige, was unbedingt klar war, war die Tatsache, daß Blund die Blausäure nicht gekauft und also auch nicht für die Morde an Weaver und Grouch in Betracht kommen konnte, wenn Weaver, wie es den Anschein hatte, der Käufer gewesen war.
»Die Sache hat einen Haken«, meinte Neville, »und der ist, daß Weaver tot ist und darum nicht mehr verhört werden kann. Wir wissen, daß er Dr. Helters Patient war, und daß er ihn am 25ten aufsuchte. Wir wissen ferner, daß der Käufer des Gifts ein großer, blonder Mann war, aber wir können dem Apotheker diesen Mann nicht mehr gegenüberstellen. Wir wissen, daß die Unterschrift gefälscht ist.«
»Diese Unterschrift muß mit einer Schriftprobe Frank Weavers verglichen werden«, warf Phil ein.
Das schien mir kein Problem zu sein. Weavers Brief an Ellen lag ja in den Akten. Ich suchte ihn heraus und übergab ihn zusammen mit dem Giftbuch unserem Schriftsachverständigen. Der sah sich die Sache an und rümpfte die Nase.
»Haben Sie keine bessere Schrift-:obe? Aus diesen verwischten Buchstaben kann ich wenig ersehen, umsomehr, als die Unterschrift augenscheinlich absichtlich verstellt ist.«
»Ich werde Ihnen eine beschaffen«, sagte ich und machte mich sofort auf die Beine, um wieder einmal Dorothy aufzusuchen.
»Percy war eben bei mir«, empfing sie mich. »Er hat mir alles erzählt. Ich bin Ihnen ja so dankbar, daß Sie die Wahrheit herausgefunden haben.«
»Nicht die ganze Wahrheit, leider noch nicht«, antwortete ich, »aber wenigstens soviel, daß Mr. Margard entlassen wird.« Ihre Freude war so auffällig, daß ich mir darüber meine Gedanken machte.
Sollte Dorothy so schnell wieder Feuer gefangen haben? Aber das war ietzt Nebensache.. Ich bat sie um eine Schriftprobe ihres Mannes, die sie mir sofort brachte. Natürlich wollte sie wissen, zu was ich diese brauchte.
Ich hätte sie nun hinh alten und vertrösten können. Ich hätte auch eine Ausrede, machen können, aber ich entschloß mich, ihr die Wahrheit zu sagen.
»Frank hat ein paar Tage, bevor er starb, bei Dr. Heiter einen Rezeptblock entwendet und sich mit Hilfe dieses Blocks als Ausweis drei Gramm Blausäure beschafft. Es sieht also so aus, als ob er Selbstmord begangen hätte, es sieht aber nur so aus. Ich kann mir nicht gut denken, daß sowohl er als auch Patrick Grouch auf dieselbe Weise aus dem Leben geschieden seien.«
»Ich habe viel darüber nachgedacht, und ich glaube, daß Frank es getan haben könnte. Er hatte mich betrogen, unsere Ersparnisse vertan und dazu kam das Bewußtsein, überhaupt eine Niete zu sein, ein Mensch, der von dem guten Willen seines Stiefbruders abhing, der ihn das bei jeder Gelegenheit cühlen ließ. Ich fürchte, Frank war so unglücklich, daß er sich wirklich vergiftete.«
»Aber Ihr Schwager?«
»Patrick! Niemals! Patrick war so selbstbewußt, so arrogant und so aufgeblasen, daß ihm schon der Gedanke an einen Selbstmord absurd erschien. Ich erinnere mich noch, als wir zwei Tage vor Franks Tod bei ihm waren und er auf einen Artikel im NEWS hinwies, den er gerade gelesen hatte. Ein Geschäftsmann hatte, weil er in Schwierigkeiten war, Schluß gemacht. Ich glaube, er erschoß sich. Patrick lachte darüber und meinte, es gäbe keine Lebenslage, die er nicht meistern könne. Es gäbe überhaupt niemals einen Grund zum Selbstmord.«
»So, Sie waren zwei Tage vor Franks Tod bei Ihrem Schwager? Davon haben Sie mir ja gar nichts gesagt.«
»Ich dachte gar nicht mehr daran. Frank bekam am Abend plötzlich die Idee, wir
Weitere Kostenlose Bücher