0116 - Der Traum-Dämon
und Zirpen und Pfeifen, das Wimmeln und Trappeln der Ratten!
Die Tiere benahmen sich wie toll!
Jeremy McClousen handelte automatisch. Er packte seinen Gummiknüppel fester, schwang ihn und hetzte los. Direkt in das Gewimmel der Ratten hinein!
Wuchtig waren die Schläge, die er austeilte. Zwei, drei, vier Ratten flogen wie Kanonenkugeln davon, überschlugen sich, landeten irgendwo mit häßlichem Klatschen und blieben reglos liegen.
Die Ratten wandten sich dem neuen Gegner zu!
Das Fiepen und Schrillen wurde ohrenbetäubend! Die Tiere sprangen hoch, verbissen sich in McClousens Hosenbeine, fetzten daran. Immer mehr kamen… Immer mehr!
Sie sind groß! Viel zu groß! Die sind nicht normal! erkannte er.
Wie eine brodelnde braunschwarze Masse umwogten ihn die pelzigen, schmutzstarrenden Körper. Die Zähne blinkten im diffusen Licht des Morgens. Schwarze Knopfaugen funkelten dämonisch – und voller Blutgier!
Ja, sie lechzten nach Blut!
Jeremy McClousen wuchs über sich hinaus! Vergessen war seine Angst, sein Grauen. Jetzt zählte nur noch eins: Er durfte nicht stürzen! Wenn er zu Boden ging, dann war er verloren! Dann würden sie über ihn herfallen, wie über jenen Unglücklichen, dem er helfen wollte…
Wie ein Roboter kämpfte er. Zuschlagen… Ausholen … Zuschlagen!
Die dumpfen Laute, mit denen sein Knüppel gegen die widerlichen Biester schmetterte, würde er nie wieder vergessen! In seinen tiefsten Träumen würden sie ihn noch verfolgen!
Dann war sein Denken vollends ausgeschaltet. Er konzentrierte sich nur noch auf den ungleichen Kampf: Mensch gegen Bestien.
Blutigrote Nebel faserten vor seinen aufgerissenen Augen. Eiskalter Schweiß perlte auf seiner Stirn und rann in seine Augen. Wie ein Besessener schlug er um sich. Kreischend und fauchend wichen die Ratten aus. Und griffen im nächsten Augenblick schon wieder an.
Von allen Seiten kamen sie! Wimmelnd! Blitzschnell!
Jeremy McClousen hatte keine Chance!
Er begriff es.
Seine Kehle war wie zugeschnürt. Zurück! Du mußt zurück! Hilfe herbeiholen! Allein schaffst du es gegen diese Brut nicht!
Er hätte es wissen müssen!
Er schrie. Versuchte, aus dem Gewimmel herauszukommen.
Aber die Ratten dachten nicht daran, ihr Opfer entkommen zu lassen.
Sie witterten seine Angst, seine Verzweiflung, und sie griffen nur noch verbissener, noch wütender an. Zehn, fünfzehn hatten sich in seiner Hose verbissen. Zappelnd hingen sie daran.
Schwer zerrte ihr Gewicht an ihm, ließ ihm jeden Schritt zur Qual werden. Als würde er durch zähflüssigen Treibsand stapfen…
Wie treffend dieser Vergleich doch war!
Er steckte in Treibsand! In lebendem, fürchterlichem Treibsand aus Rattenleibern…
Zum ersten Mal in seinem Leben lernte Jeremy McClousen bestialische Angst kennen. Angst um sein Leben. Seine eiserne Selbstbeherrschung zerbröckelte.
Wieder schrie er gellend.
Hörte ihn denn niemand? Warum kam ihm niemand zu Hilfe?
Die Menschen, die in den umliegenden Häusern wohnten – sie mußten ihn doch hören! Mußten doch mitbekommen, was hier geschah!
Diese Feiglinge, dachte er voller Verbitterung. Und für die hast du dich dein ganzes Leben lang abgerackert!
Eine besonders fette Ratte!
Schemenhaft sah Jeremy McClousen sie heranfliegen! Direkt auf seinen Kopf zu!
Dank seiner ungeheuren Reaktionsschnelligkeit wich er rechtzeitig aus! Aber das bedeutete gleichsam das Ende! Die Ratten an seinen Beinen… Mit denen hatte er nicht mehr gerechnet! Ihretwegen verlor er jetzt sein Gleichgewicht! Sein eigener Schwung riß ihn vorwärts. Seine Beine machten das nicht mit, konnten es gar nicht mitmachen! Bleigewichte schienen daran befestig zu sein.
Wie verrückt schrie er, als er umkippte…
Die wimmelnden, geifernden, fauchenden Leiber rasten auf ihn zu…
Für McClousen aber geschah dies wie in Zeitlupe! Unsagbar langsam! Jahrelang schien er zu fallen.
Als er wieder in der Lage war, den normalen Zeitablauf wahrzunehmen, war es zu spät! Die Ratten wogten über ihn!
Jeremy McClousen wehrte sich. Hatte es die ganze Zeit getan, auch während sein Film gerissen gewesen war.
Aber seine Bewegungen wurden immer schwächer.
Dann verschwamm alles vor seinen Augen.
Aus…
***
Grauer, schlieriger Nebel kroch träge über den Asphalt, wirbelte und wallte.
Das zarte Pastellicht des neuen Tages hatte es mächtig schwer, sich durchzusetzen. Gegen die Nebelbrühe kam es nicht an. Vorerst wenigstens nicht.
Ich hatte eine Abkürzung genommen. Eine schmale
Weitere Kostenlose Bücher