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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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regelrecht anzuziehen. Eine silberne Aura entstand darum, die sich strahlenförmig ausbreitete. Das war der Augenblick, in dem ich die vier Erzengel rief, die ihre Zeichen auf dem Kreuz hinterlassen hatten!
    »Michael! Raphael! Gabriel! Uriel!«
    Das Strahlen intensivierte sich! Wurde zu lohendem Blitzen!
    Überall dort, wo es auf die Rattenbrut traf, löste sie sich auf! Ja, die Biester lösten sich auf wie Nebel in der Mittagshitze!
    Sie zerplatzten und zersprangen!
    Aber es spritzte kein Blut, nichts. Die Bestien wurden lediglich zu giftiggelben Schwaden, die einen fürchterlichen Gestank verbreiteten, auseinandertrieben und sich mit dem allgegenwärtigen Nebel vereinten.
    Ein weiterer Beweis dafür, daß sie Spukgeschöpfe waren!
    Jene Ratten, die noch existierten, zogen sich jämmerlich piepsend weiter zurück.
    Und dann wiederholte ich das, was ich gestern abend bereits einmal erlebt hatte! Die Brut verschwand. Übergangslos. Wie ausgeknipst.
    Ich hatte es geahnt.
    Langsam ließ ich mein Kreuz sinken. So fest hatte ich es umklammert, daß mir die Finger schmerzten.
    Der Bobby atmete stoßweise. Fassungslos schüttelte er den Kopf.
    »Nein… Es ist nicht wahr. So etwas kann es doch einfach nicht geben«, meinte er. Dann sah er mich an. Flehend. Als erwarte er von mir eine Erklärung.
    Ich hatte keine parat. Wenigstens keine, die ich ihm jetzt hätte präsentieren können. Er stand noch immer unter Schockeinwirkung. Wenn ich ihm die volle Wahrheit gesagt hätte – er hätte wahrscheinlich durchgedreht. Oder mich für verrückt gehalten.
    Dämonen… Wer glaubte schon an ihre Existenz? Eine Handvoll Männer höchstens. Der Privatdetektiv Tony Ballard, beispielsweise, mit dem ich erst kürzlich ein gefährliches Abenteuer bestanden hatte, Professor Zamorra, Will Mallmann.
    Für Übersinnliches, rationell nicht Erklärbares gibt es leider in unserer heutigen, schnellebigen, rationalisierten und automatisierten Welt keinen offiziellen Platz. Das nutzten die Schwarzblütigen aus.
    »Alles heil?« fragte ich den Polizisten.
    »Ja«, flüsterte er rauh. »Ja, ich denke schon.« Er wandte sich ab, würgte. Die Nachwirkungen. Ich konnte es verstehen.
    Ich ließ ihm die Zeit, die er benötigte, um sich zu erholen.
    Der andere Mann, den ich vorhin gesehen hatte… Der Nebel verbarg ihn vor meinen Blicken. Aber nach drei Sekunden hatte ich ihn dennoch ausgemacht. Beklemmung wühlte in meiner Magengrube. Rasch ging ich zu ihm und beugte mich nieder.
    Der Mann lag auf dem Bauch.
    Er atmete nicht mehr. Sein Herz stand still.
    Behutsam drehte ich ihn um…
    Und zuckte zurück!
    Das Gesicht… Es war das Gesicht einer Mumie!
    ***
    Es geschah ohne Vorwarnung.
    Gleißende, irisierende Lichtkaskaden flammten auf, prasselten in Zaandaars dämonisches Bewußtsein! Zu spät blockte er ab! Mit verheerender Gewalt loderte das Weiß in ihm!
    Versagt! Gescheitert! Jäh zuckte diese Erkenntnis in ihm auf.
    Aber da war es schon längst zu spät!
    Wie ein feines Gespinst zerriß der von ihm nach London projizierte und manifestierte Horrortraum!
    Ein schmetternder Schlag ließ ihn bis in die Tiefen seines Ichs erbeben!
    Die Schmerzen kamen!
    Der Wurmkörper des Traum-Dämons bäumte sich auf und wand sich wie in Ekstase. Fürchterlich peitschte und schrammte er über den feucht-kalten Höhlenboden. Sekundenlang schien ihn ein beizender Feuerstrom zu durchfließen. Der Schmerz machte ihn halb besinnungslos.
    Silber…
    Jemand war mit geweihtem Silber gegen seine Traumgeschöpfe vorgegangen!
    Kreischend jaulte der Dämon seine Qual hinaus. Seine Schreie brachen sich an den Felswänden, hallten zurück. Seine Sklavin brach haltlos zusammen. Die Nervenfäden, die sie hielten, spannten sich. Wimmernd preßte sie ihre Hände auf die Ohren.
    Zaandaar sah es. Die Qual der Sterblichen versöhnte ihn wieder.
    Er beruhigte sich. Die Schmerzen wüteten nicht mehr so schlimm.
    Seine geistige Blockade stand. Seine Kreaturen waren nicht mehr.
    Er hatte die Projektion aufgelöst. Es war ihm nichts anderes übriggeblieben.
    Brutal drängte er einen seiner Psychofühler in den gemarterten Gesicht der Sterblichen. Genüßlich registrierte er den warmen, belebenden Strom ihrer Lebensenergie. Gierig saugte er sie ab. Gierig und doch behutsam. Er wußte, daß er vorerst auf Laureen Fullers Energien angewiesen war, um die Horrorträume real werden zu lassen. Wenn er sie vorschnell leersaugte, so war er dazu verdammt abzuwarten, bis wieder jemand in seine magische

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