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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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seufzte trotzdem noch einmal. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte mir ein Küßchen auf die Lippen, das mir den Abschied noch schwerer machte.
    Aber Jane war gnadenlos.
    Sie warf sich ihre Lederjacke über die Schultern, sagte »bye-bye« und war schon im Flur.
    Ich hob die Rechte und winkte ihr nach. Die Lifttür öffnete sich fauchend, Jane trat in die Kabine. Dann drehte sie sich um und winkte. Im nächsten Augenblick rumpelte die Tür schon wieder zu.
    Der Lift summte abwärts.
    Ich drückte die Tür hinter mir ins Schloß und ging in den Livingroom zurück. Janes Parfüm schwebte noch im Raum.
    Schicksal, dachte ich und wurde wieder ernst. Für ein paar Minuten hatte ich alle meine Sorgen vergessen. Jetzt aber waren sie wieder da. Wieder nagte ich an den anstehenden Problemen herum.
    Daß ich momentan nichts tun konnte, wurmte mich am meisten.
    »Mann o Mann«, brummte ich, ließ mich auf die Wohnlandschaft fallen und plazierte meine Füße auf dem kleinen, roten Tischchen, das davor stand. Mit beiden Handballen massierte ich mir die Schläfen.
    Das verjagte meine Müdigkeit jedoch auch nicht.
    Also stand ich wieder auf.
    Nach einem Schnelldurchgang in Sachen Abendtoilette wanderte ich durch meine Junggesellenwohnung, knipste überall das Licht aus und ließ mich dann in mein Bett fallen.
    Trotz der Müdigkeit gelang es mir nicht einzuschlafen. Unruhe wühlte in mir. Eine Art sechster Sinn, der mich warnte. Ahnungen, die mir zuflüsterten, daß irgendwo im Verborgenen das Böse brodelte…
    Es war zum Aus-der-Haut-Fahren!
    Eine Menge Dinge purzelten mir durch den Sinn. Der Kampf gegen die Ghouls. Die Verfolgung der geisterhaften Erscheinung.
    Die Gedankenstimme, die uns in das Reich des Traum-Dämons hatte lotsen wollen. Der Austin-Fahrer.
    Gab es Zusammenhänge? Wenn ja, welche?
    Noch lange kaute ich daran herum.
    Schlußendlich aber wurde ich doch noch von meiner Müdigkeit übermannt. Irgendwann kurz vor Morgengrauen muß ich eingeschlafen sein.
    Aber das Gefühl drohender Gefahr blieb unterschwellig bestehen.
    Dementsprechend unruhig schlief ich. Und das, was ich zusammenträumte, hätte dem seligen Hitchcock Material für mehrere Filme geliefert.
    ***
    Jeremy McClousen war der perfekte Streifenpolizist: Er war korrekt, zuverlässig, liebte seinen Beruf und die Queen und ließ sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen. Im Lauf seiner vielen Dienstjahre hatte er einen dicken Pelz bekommen. Nur der Enthusiasmus, mit dem er diesen seinen Dienst versah, der hatte sich nicht geändert. Der war der gleiche geblieben.
    Manchmal wunderte sich Jeremy McClousen selbst darüber. Er war nämlich beileibe kein Träumer. Und von romantischen Gefühlen hielt er auch nicht sonderlich viel.
    Deshalb war er auch mit seinem Beruf verheiratet.
    Er grinste bei diesem Gedanken und blieb vor einer kleinen, unscheinbaren Kneipe stehen. Links davon führten ein paar ausgetretene Stufen zu einer Kellerbar hinunter. An die Tür war ein Schild genagelt. In großen, grellbunten Lettern wurde für eine angeblich fantastische Striptease-Show geworben.
    Jeremy McClousen seufzte. Der gute, alte Hank Redding konnte es einfach nicht lassen.
    Er kannte den Inhaber der Bar schon seit einigen Jahren. Früher war er so etwas wie ein Star gewesen, hier in Bloomsbury. Die hübschesten Bienchen waren für ihn anschaffen gegangen. Aber die großen Zeiten gehörten nun schon lange der Vergangenheit an.
    Heute hielt er sich mehr schlecht als recht mit seinem drittklassigen Etablissement über Wasser.
    Jeremy McClousen schritt weiter. Den Gummiknüppel ließ er – eingedenk alter Tradition – kreisen.
    Es war neblig, wie fast jeden Morgen zu dieser Stunde. Die Sonne hatte sich noch nicht auf den Weg gemacht. Nur ein fahler Lichtschein über den schäbigen Häusern kündigte an, daß sie bald auftauchen würde.
    Seltsam dumpf, hohl, hallten die Schritte des Bobbys wider. Der Nebel, dachte er. Der dämpfte und verzerrte jedes Geräusch. Entfernungen konnte man da nicht mehr richtig abschätzen.
    Jeremy McClousen kannte auch das. Es beunruhigte ihn nicht.
    Ein wütender Windstoß fegte heran und wirbelte ein paar Zeitungen auf. Die Blätter raschelten. Widerwillig flatterten sie dann wieder nieder.
    Es stank nach Fisch und Bratfett. Auf der anderen Seite der schmalen Straße gab es eine Pommesbude.
    Verwinkelt gebaute, einfache Häuser säumten den Gehsteig. In den Rinnsteinen faulten Abfälle.
    Es war eine miese Gegend. Die mieseste von

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