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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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ganz Bloomsbury.
    Und dabei dachte man immer, wenn dieser Name fiel – ähnlich wie bei Soho –, an Vergnügungen, resümierte Jeremy. Nun, hier war davon nichts zu spüren. Hier gab es – obwohl das British Museum, die University of London und die Courtauld Institute Galleries in der Nähe lagen – ziemlich viel Dreck und Elend und verkrachte Existenzen. So war das nun einmal. Hinter der offiziellen Fassade sah vieles ganz anders aus. Erbärmlicher.
    Da!
    Ein gurgelnder Schrei riß Jeremy McClousen aus seinen Überlegungen!
    Seine Schrecksekunde war kurz. Blitzartig schaltete er um und war voll da!
    Er starrte in die düstere, graue Wand, die vor ihm wogte.
    Tatsächlich.
    Er konnte einen Schemen erkennen…
    Dazu hastige Bewegungen. Dann ein harter Aufprall. Stöhnen.
    Scharren.
    Eine Schlägerei! durchzuckte es den Polizisten. Und da rannte er auch schon. Unterwegs führte er seine Trillerpfeife zum Mund und blies hinein. Grell zerriß der Pfiff die Stille.
    Ein weiterer Schrei!
    Beiläufig wunderte sich McClousen. Eine Schlägerei um diese Zeit war doch ziemlich ungewöhnlich. Derlei Dinge passierten für gewöhnlich abends…
    Das, was er im nächsten Augenblick zu sehen bekam, ließ ihm schier die Augen aus dem Kopf fallen! Schlagartig stoppte er. In seinem Schädel dröhnte es. Ein eiskalter Skelettfinger schien ihm über das Rückgrat zu streichen.
    Ein Mann lag auf dem dreckigen, feuchten Asphalt. Er bewegte sich nur noch schwach.
    Und auf ihm…
    »Nein!« japste Jeremy McClousen.
    Es waren Ratten!
    Unzählige! – Und riesig groß!
    Sie wimmelten über den Hilflosen, fiepten, zerrten an ihm, an seiner Kleidung…
    McClousens Zähne gruben sich tief in seine Unterlippe. Den grellen Schmerz bemerkte er nicht einmal. Er war wie gelähmt.
    Wahnsinn, dachte er. Das ist Wahnsinn! Ein Alptraum! Ich muß träumen!
    Er konnte nicht wissen, daß er damit genau ins Schwarze traf!
    Das, was er sah, war ein Traum! Ein Wirklichkeit gewordener Horrortraum!
    ***
    Klar, wenn das Telefon so aufdringlich lange und nachdrücklich rasselte, dann konnte das eigentlich nur eines bedeuten: Ärger.
    Ich hätte es wissen müssen, aber ich wollte es nicht wahrhaben.
    Noch nicht.
    Es war so verdammt früh am Morgen, und ich hatte kaum eine volle Stunde geschlafen. Das machte mir schwer zu schaffen, obwohl ich üblicherweise kein Morgenmuffel bin. Jane Collins Worte kamen mir in den Sinn. Ich zerknirschte eine herzhafte Verwünschung. Dann hatten meine herumtastenden Finger das Telefon endlich erreicht. Es bereitete mir einige Mühe, bis ich den Hörer an mein Ohr gebracht hatte.
    Mit verstellter Stimme krächzte ich hinein: »Wer immer Sie auch sind, hier spricht der automatische Anrufbeantworter, und ich möchte nicht gestört werden!« Ich gähnte.
    Aber das verging mir augenblicklich.
    Mein Chef war höchstpersönlich am anderen Ende der Leitung.
    Das kam so selten vor, wie eine Kuh mit zwei Köpfen. Seine Stimme klang ruhig wie immer. Sir Powell war schließlich ein »Sir« und ein Gentleman – und ich konnte ihn vor mir sehen, wie er leibte und lebte: ein Glas Wasser vor sich, korrekt gekleidet, stocksteif.
    »John, hören Sie mit dem Unsinn auf!« verlangte er. »Ich habe mit Ihnen zu reden! Ernsthaft!«
    Das glaubte ich ihm unbesehen. Zwischenzeitlich war ich auch hellwach. In Sir Powells Stimme lag etwas, das mich förmlich elektrisierte. Meine Nackenhärchen richteten sich auf.
    »Sir?«
    »Na endlich!« brummte er zufrieden.
    »Darf ich fragen, was…«
    Weiter ließ er mich nicht kommen. »Ich habe leider keine Zeit für lange Erklärungen, John, die Sache ist brandeilig. Sie waren doch gestern abend im Hampstead Heath unterwegs…?«
    »Unterwegs ist gut, Sir. Wir haben drei Ghouls erledigt, und…«
    »Gut, gut. Aber jetzt ist in Hampstead etwas passiert, das Sie wesentlich mehr interessieren dürfte als drei Ghouls!«
    Davon war ich gar nicht so überzeugt, aber ich sagte nichts.
    Sir Powell sprach weiter: »Ein Mann – Charles M. Wyndbogh heißt er, Immobilienmakler, vermögend, angesehen – ist heute nacht ermordet worden. Vor seiner Haustür. Und jetzt halten Sie sich fest, John…« Sir Powell legte eine wirksame Kunstpause ein.
    »Nun, Sir«, drängte ich nervös.
    »Er wurde von einem steinernen Löwen getötet!«
    »Sie sagten vorhin, daß Sie ernsthaft mit mir reden wollten«, erinnerte ich meinen Chef ziemlich respektlos.
    »Das ist ernst, Mann!« sagte er sehr steif und sehr nachdrücklich.
    »John, da

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