0116 - Der Traum-Dämon
tätigen Vulkan gehangen. Sie verbrannte sich die Finger daran.
Damit war das Maß endgültig voll!
Energisch stieß Jane die Pfanne von sich. Der Knall, mit dem sie in die Spüle krachte, war beachtlich.
»So!« brummte Jane zufrieden und drehte das Wasser auf. Dann öffnete sie die Fenster. Der Rauch zog träge ab.
Sie straffte sich, warf dem tückischen Ding noch einen bösen Blick zu und schob ihr Kinn vor. So wirkte sie mächtig kriegerisch.
Und genau so fühlte sie sich auch.
Mindestens auf den Mond wünschte sie das Finanzamt ihrer Majestät, der Queen.
Seinetwegen war sie in aller Frühe aus den Federn gekrochen.
Seinetwegen konnte sie jetzt ihr Frühstück abschreiben.
Und alles bloß wegen der verflixten Steuererklärung. Die mußte sie nämlich morgen spätestens abgeben. In allem, was Termine und Fälligkeitsfristen anbelangte, kannten die Finanzbeamten nämlich keinen Pardon. Das Kingdom hatte Geld bitter nötig.
Jane räumte den ganzen Papierkram zusammen. Schluß! Aus!
Fertig! Sie würde einen Steuerberater aufsuchen! Sollte der sich damit herumärgern!
Sehnsüchtig dachte sie an die Zeiten zurück, wo sie ihre Steuererklärungen noch allein hatte erstellen können. Aber in den letzten paar Jahren hatte sich eine derartige Menge geändert. Ein Paragraph widersprach dem anderen. Und manche hoben sich gegenseitig auf. So kam es ihr wenigstens vor. Gesetze. Richtlinien.
Durchführungsverordnungen. Es war ein Dschungel. Und die Finanzamtsbeamten waren die Raubtiere, die sich darin tummelten.
Jetzt fühlte sie sich besser.
Sie ließ den Papierpacken in ihrem Aktenkoffer verschwinden und begab sich wieder in die Küche. Dort setzte sie Kaffeewasser auf. Diesmal blieb sie in der Nähe. Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich.
Kurz spielte sie mit dem Gedanken, John Sinclair anzurufen, ihn aus seinen Junggesellenträumen zu klingeln, aber dann verwarf sie ihn wieder. Soll er seinen Schlaf haben, räumte sie gönnerhaft ein und lächelte.
Das Kaffeewasser sprudelte.
Aber da war auch noch etwas anderes…
Mit feinem weiblichen Instinkt spürte sie es: Die Atmosphäre veränderte sich kaum merklich! Zu hören war nichts, überhaupt nichts. Aber das war auch gar nicht mehr notwendig. Janes empfindliche Sinne hatten die Veränderung registriert. Wie wild begann ihr Herz zu hämmern.
Jane stand auf und huschte in den Flur hinaus. In der Diele stand ihre Handtasche. Und darin befand sich ihre Astra-Pistole.
Ein knackendes Geräusch!
Behutsam richtete sich Jane auf. In ihrer Rechten spürte sie plötzlich überschwer das Gewicht der Pistole. Es verlieh ihr ein Gefühl der Sicherheit.
Ihre Augen hefteten sich auf die Wohnungstür.
Da! Wieder ein Knacken! Lauter diesmal!
Jane beschloß, der Sache ein Ende zu bereiten. Zwei geschmeidige Schritte brachten sie an die Tür. Ihre Linke legte sich auf die Klinke.
Zwei, drei, zählte Jane in Gedanken. Dann drückte sie die Klinke nieder und riß die Tür auf.
Der Anblick, der sich ihr bot, überraschte sie total!
Sie starrte auf den Mann, der vor ihr auf der Schwelle stand und nichtssagend grinste.
»Du?« hauchte sie endlich verblüfft.
Vor ihr stand niemand anders als John Sinclair.
Er lachte komisch. Ein verschlagener Ausdruck, den sie noch nie zuvor bemerkt hatte, blitzte in seinen blutunterlaufenen Augen.
Was war nur los mit ihm. »Ja, ich…«, antwortete er gedehnt. Mit einem raschen Schritt trat er ein.
Genauso schnell schloß er die Tür hinter sich. Sein Blick tauchte in Janes Augen.
»John… Warum siehst du mich so komisch an? Was ist los?«
Es waren dumme Gretchenfragen, und sie ärgerte sich im gleichen Moment darüber, in dem sie sie ausgesprochen hatte.
Energisch räusperte sie sich frei.
John Sinclair schwieg.
Und dann – einen Herzschlag später – warf er sich auf sie!
Gleichzeitig veränderte er sich…
***
Dichte Schleier wehten vor ihren Augen, und tief in ihrem Innersten wußte sie, daß sie nicht völlig wach, daß ihr Ich geteilt war.
Ein Teil träumte, während der andere die Wirklichkeit wahrnahm und begriff. Eine Wirklichkeit, die noch grausiger war als die Träume, Projektionen, die mit ihrer Lebensenergie produziert wurden!
Sie schwebte zwischen den Dimensionen. Zwischen Wachsein und Traum.
Und der Pesthauch des Bösen fraß sich in ihren Körper hinein! Ja, jetzt konnte sie es ganz deutlich spüren! Schmerz! Es waren reißende, zerrende Schmerzen. Als würde man ihr das Knochenmark
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