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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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den Garagen. Mrs. Wyndbogh begleitete mich.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie hat sich hingelegt. Wenigstens sagte sie mir das vorhin«, erwiderte er. »Dabei glaube ich nicht, daß sie ihrem Mann sonderlich nachtrauert. Sie war irgendwie komisch. So, als ginge sie das alles gar nichts an.«
    Wir waren an der steinernen Treppe angekommen. Ich fixierte die Löwen. Mit aufgerissenem Maul hockten sie auf ihrem Sockel, scheinbar bereit, den Aufgang gegen jeden unerwünschten Besucher zu verteidigen.
    »Kein Blut«, stellte ich trocken fest.
    Wheelen sah mich an. »Wie bitte?«
    »Wer ist auf die Idee gekommen, daß Mr. Wyndbogh von einem dieser Steinlöwen angefallen und getötet worden sein könnte?«
    »Ich, Sir«, antwortete er. »Diese Wunden… Sie können nur von einem derartigen Raubtier stammen!«
    »Aber das hier sind – Statuen…«
    »Nun, ich dachte mir…«
    Innerlich seufzte ich. Der Junge dachte verflixt eine ganze Menge zuviel, wie mir schien. Und darüber hatte er den Leichnam völlig vergessen. Er hätte bei ihm bleiben müssen. Darauf achten, daß niemand am Tatort etwas veränderte. Aber nein, er hatte den Detektiv spielen müssen. Das war mir ein Herzchen. Ich schluckte den Ärger hinunter. Jeder fing mal klein an.
    Dann zählte ich ihm seine Fehler auf und wußte, daß er sie das nächste Mal nicht mehr begehen würde.
    »Jedenfalls klebt an den Mäulern der Statuen kein Blut«, räumte ich dann noch einmal ein. »Und wo ist Mr. Wyndboghs Leiche?«
    »Himmel!« entfuhr es Wheelen. Er stürmte die Stufen hinauf. Das Portal war angelehnt.
    »Mr. Wyndbogh… Die Leiche, Sir! Sie – sie ist verschwunden!«
    ***
    Ellery Cornhall, Tom Ferguson und Mortimer Whealy waren wirklich ein fideles Trio. Alle drei hatten sie dieselbe Schulbank gedrückt; und was wesentlich ausschlaggebender war für ihre nun schon 15jährige Freundschaft war die Tatsache, daß sie alle am gleichen Tag Geburtstag hatten.
    Gestern war dieser Tag wieder einmal gewesen. Sie hatten mächtig gefeiert, wie die Vandalen.
    Jetzt waren sie merklich geschafft und auf dem Heimweg.
    Mortimer Whealy leckte sich über die trockenen Lippen. Er fühlte sich gar nicht so wohl in seiner Haut. Das tat er nie, nachdem »das Ereignis« gefeiert worden war.
    Der Kater, den er mit sich herumschleppte, war nämlich ungeheuer groß.
    Und die Frau, die zu Hause auf ihn wartete, ungeheuer bösartig.
    Sie mochte seine beiden Freunde überhaupt nicht. Immer wenn er mit ihnen herumgezogen war, bekam er das zu hören. Und wie!
    Da zählte es nicht einmal, daß er gestern 25 geworden war. Ein Vierteljahrhundert. Verdammt ein Grund zum Feiern!
    Er schluckte trocken.
    Tom und Ellery erzählten sich Witze und wieherten beinahe ununterbrochen. Sie hatten sich untergehakt und wankten trotzdem.
    Geld für ein Taxi hatten sie nicht mehr. Nicht nach der Nacht!
    Deshalb mußten sie zu Fuß gehen.
    Daß sie ihr Ziel in diesem Leben nicht mehr erreichen würden, konnten sie nicht wissen.
    Noch waren sie guter Dinge. Und dies sehr lautstark. Ellery grölte ein Sauflied. Tom fiel ein. Er bildete sich ohnehin ein, einen prächtigen Tenor zu haben.
    Mortimer verdrehte die Augen. »Hör doch auf!« brüllte er gereizt.
    »Ich denke nicht daran!« wieherte Tom.
    Ellery nickte beipflichtend. »Sei kein Spaßverderber, Mort«, sagte er. Er rang nach Atem. »Los, komm schon, mach mit! Zu dritt klingt das noch viel besser! Zeigen wir’s den Spießern!«
    »Ich bin jetzt schon halb taub!«
    »Quatsch, das bildest du dir bloß ein. Los – zwei, drei, vier!« Er röhrte los wie eine kaputte Auspuffanlage: »Wir lagen vor Madagaskaaarrrrr und hatten die Pest an Booord!«
    Dieses Lied hatte er während seines letzten Deutschlandurlaubs kennen- und liebengelernt. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit gab er es seither zum besten.
    Zwei Frühaufsteher, die mit unter den Arm geklemmten Aktentaschen zur Arbeit eilten, wandten ihre Köpfe und sahen sich die Schreihälse an.
    Mortimer hätte sich am liebsten verkrochen. Er war ein biederer Bursche und dazu noch Buchhalter von Beruf. Wäre da nicht dieser verrückte Geburtstag und die beiden noch verrückteren Freunde, dann wäre er wohl überhaupt niemals um diese Zeit in einem derartigen Zustand unterwegs gewesen.
    Vielleicht hatte seine Linda doch recht. Vielleicht sollte er endlich mit diesen übermütigen Feiern Schluß machen.
    Sie bogen in eine schmale Gasse ein. Die Häuser waren schmalbrüstig und hoch. Sie verhinderten, daß allzuviel

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