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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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ernst. Ja, sie war tödlich entschlossen, sich nicht kleinkriegen zu lassen. Sie wußte zwar nicht, was das alles bedeutete, aber irgendwie fühlte sie sich momentan doch als Herrin der Lage. Ihre Astra war mit Silberkugeln geladen. Die mochte ihr unheimlicher Gegner sicherlich gar nicht.
    Die Facettenaugen glühten auf.
    Ein schwarzer Blitz zuckte auf Jane Collins zu, umhüllte sie! Ein fürchterlicher Schlag vibrierte bis in ihre Haarspitzen hoch, ein Schlag, der sie umwarf. Ihre Hand erlahmte, die Pistole wurde schwer wie ein Berg. Sie konnte sie nicht mehr halten – und schon gar nicht abfeuern.
    Zu lange gewartet! durchzuckte es sie.
    Langsam öffneten sich ihre Finger. Dumpf polterte die Astra zu Boden.
    Das Monstrum näherte sich gemächlich.
    Noch immer flimmerte das Schwarz um Jane, nagelte sie am Boden fest, machte es ihr unmöglich, sich normal zu bewegen. Es war schrecklich, tatenlos, hilflos auf das Ende zu warten…
    In einer gewaltigen Kraftanstrengung hob sie ihren Kopf, um ihm entgegenzusehen. Eine trotzige Reaktion. Sie wollte vor dem Kerl nicht klein beigeben.
    Der Schweiß trat ihr auf die Stirn. Ihr Mund war völlig ausgetrocknet, ihre Zunge klebte wie ein fremdartiger, übergroßer Gegenstand an ihrem Gaumen.
    »Und jetzt?« quetschte sie hervor. Sie versuchte, einen spöttischen Ton in ihre Stimme zu legen, aber das schaffte sie nicht.
    »Du wirst es sehen, elende Sterbliche!«
    Die Stimme des Monsters entstand direkt in Janes Kopf. Es tat weh. Die einzelnen Laute kamen abgehackt, wie von einer Maschine gesprochen.
    Jane versuchte, sich aufzurichten.
    Die Astra… Sie lag so nahe. Wenn sie sie doch nur erreichen könnte – und …
    Da hob der Unheimliche seine Hände. Die Krallen spreizten sich, bis die langen, gelblich verfärbten Spitzen direkt auf sie gerichtet waren.
    Ein kurzer, ziehender Schmerz riß Jane Collins’ Bewußtsein in absolute Finsternis!
    ***
    Sir Powell hatte nicht übertrieben: Die Aldersgate Road war wirklich nicht zu verfehlen. Sie schlängelte sich durch das Prominentenviertel Hampsteads. Rechts und links wurde sie von hohen, peinlich genau gestutzten Hecken begrenzt, die den Blick auf prächtige Villen und mindestens ebenso prächtige Gärten versperrten.
    Dann sah ich den Beamten.
    So, wie er sich da in der Einfahrt zu Nr. 317 aufgebaut hatte, hatte ich mir früher immer den Erzengel Gabriel mit dem Flammenschwert vorgestellt, wie er den Eingang zum Paradies bewachte.
    Das sommersprossige Gesicht des Jungen zeigte deutlich die nervliche Belastung, unter der er momentan stand. Wahrscheinlich hatte er heute zum ersten Mal einen Toten gesehen. Und dann gleich einen, dessen Todesursache derart mysteriös war.
    Trotz der ernsten Situation mußte ich flüchtig in mich hineinschmunzeln. Ich stellte den Bentley hin und stieg aus. »Sind Sie Oberinspektor Sinclair?«
    »Genau der. – Und wer sind Sie?«
    »Constabler Wheelen. Aber warum kommen Sie allein, Sir? Ich dachte…«
    »Die Kollegen von der Spurensicherung und der Doc sind ebenfalls schon unterwegs«, beruhigte ich ihn.
    »Aha. Nun, ich bin schon froh, daß wenigstens Sie da sind«, meinte er aufatmend.
    »Danke für die Blumen, Constabler.«
    »Es ist wirklich kein Vergnügen, hier herumzustehen und auf eine Leiche aufzupassen. Kein schöner Anblick, sage ich Ihnen, Sir. Und außerdem…« Er stockte, musterte mich von der Seite her und schien mich für vertrauenswürdig zu befinden. »Nun, dies ist mein erster derartiger Einsatz. Hier in Hampstead passiert nicht viel. Normalerweise gehe ich Streife.«
    »Es gibt immer ein erstes Mal«, versetzte ich achselzuckend.
    »Hmm. Ja.« Begeistert hörte sich das nicht an.
    »Wo liegt der Mann?«
    »Vor seiner Haustür hat es ihn erwischt. Ich habe nichts verändert. Kommen Sie.«
    Wir durchquerten den großzügig angelegten Garten. Hier atmete alles Wohlstand, Glanz und Gloria. Die Villa, die ziemlich weit im Hintergrund aufragte, ebenfalls, obwohl sie zweifellos noch aus der guten, alten Zeit stammte.
    Linkerhand lagen die Garagen. Rosen waren daran hochgezogen.
    Sie dufteten betörend.
    Wir folgten dem schmalen Weg, der zur Villa hinüberführte.
    »Genau hier muß er auch gegangen sein«, erklärte Wheelen und reckte sich. »Bevor es passierte, meine ich.«
    Ich nickte.
    Der junge Constabler räusperte sich. »Ich dachte mir, daß es gut wäre, wenn ich eine gewisse Vorarbeit leiste. Ich versuchte also, den Weg des Toten zurückzuverfolgen. Deshalb begab ich mich zu

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