0118 - Der Dämonenwolf
nicht. Er sprang den Wolf von hinten an und hieb beide Fäuste auf seinen Rücken. Die Bestie heulte grell auf und ließ für einen Moment von Pete ab. Der Junge wälzte sich unter dem Untier hervor und wollte flüchten.
Der Wolf schnappte nach Tom, der sich mit einem Satz außer Reichweite der blitzenden Zähne brachte. Fauliger Atem aus dem weit aufgerissenen Maul des Untiers traf den Anführer des Motorradclubs und raubte ihm die Luft. Er taumelte. Vor seinen Augen tanzten feurige Kreise, als habe er Giftgas eingeatmet.
Pete kam nicht weit. Mit einem Satz holte ihn der Wolf wieder ein und riß ihn mitten im Wohnzimmer zu Boden.
Der Junge stürzte unglücklich auf das Gesicht. Er konnte sich nicht gegen die Bestie wehren, die ihn im Nacken packte.
Die Motorradfans schrien entsetzt auf, als sie das Krachen hörten. Die Zähne der Bestie senkten sich in den Nacken des Unglücklichen. Pete MacCranter starb vor ihren Augen.
Mrs. MacCranter, die Mutter des Getöteten, brach ohnmächtig zusammen. Ihre beiden Töchter waren vor Grauen mehr tot als lebendig.
Tom Meredith stand direkt vor dem Wolf, der langsam den Schädel hob. Aus den grünlichen Augen der Bestie traf Tom ein haßerfüllter Blick, der ihm durch Mark und Bein ging. Das war nicht der Blick eines Tieres.
Er hatte das Gefühl, eine Botschaft aus diesen Augen zu empfangen, eine Botschaft, die er allerdings nicht verstand, die mit Tod und Vernichtung zu tun haben mußte.
Flucht! Tom Meredith erkannte, daß er gegen dieses Ungeheuer hilflos war. Bei einem Angriff konnte er sich nicht wehren. Er war nicht feige, doch diese Bestie, nur auf Armeslänge von ihm entfernt, jagte ihm eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Er glaubte, den Odem des Todes zu spüren, der über ihn hinwegstrich.
Der Wolf griff ihn jedoch nicht an. Die langen spitzen Zähne schnappten wieder zu. Das Ungeheuer packte die Leiche seines Opfers und trabte damit aus dem Haus.
Mühelos schleppte der Wolf die Leiche des Jungen in die dunkle Nacht hinaus. Sekunden später war er in der Finsternis verschwunden.
Zurück blieben die von namenlosem Grauen geschüttelten jungen Leute, die sich mühsam aufrafften, Mr. und Mrs. MacCranter zu helfen und die Polizei zu verständigen.
Was als übermütiges Abenteuer begonnen hatte, endete nur in der Erstarrung des Todes. Für die Flying Scotsmen hatte sich das Leben innerhalb weniger Minuten gewandelt. Sie konnten nicht mehr so unbeschwert weitermachen wie bisher. Nicht nach diesem gräßlichen Erlebnis.
Für die Familie MacCranter jedoch war eine Welt zusammengebrochen.
Und dabei hatte für diese leidgeprüften Menschen der Schrecken noch nicht den Höhepunkt erreicht.
***
»Schönen guten Morgen, haben Sie einen Wunsch?« Die sinnliche Stimme und die glutvollen Augen gehörten Glenda Perkins, meiner Sekretärin im Yard. Sie strahlte mich an und versuchte wie immer, mit mir zu flirten.
An diesem Tag tat ich es aus zwei Gründen nicht. Der eine war immer derselbe. Abgesehen von Jane Collins hielt ich es für ungesund, im Büro einen Flirt anzufangen. Das führte nur zu Komplikationen. Der zweite Grund war einfach schlechte Laune.
Unsere drei Frauen, wie Suko sie nannte, hatten auf dem gemeinsamen Abend beschlossen, die Gemeinsamkeit noch ein wenig auszudehnen. Jane hatte es mir eröffnet, als sie Shao bei Suko abgeliefert hatte.
»Wir fahren zusammen für drei Tage nach Paris, John«, hatte sie mit ihrem unwiderstehlichsten Lächeln gesagt. »Bill haben wir schon angerufen. Drei Tage mit dem kleinen John allein, das wird er schon schaffen.«
»Und was sagt Suko dazu?« hatte ich mich erkundigt.
Jane hatte sich eine Locke ihres goldblonden Haares aus der Stirn gepustet. »Ich möchte viel lieber wissen, was du dazu sagst!«
»Du wirst mir fehlen«, hatte ich ehrlich geantwortet, und so war es auch. Zwar war an anderen Tagen Jane auch nicht bei mir im Büro von New Scotland Yard, aber jetzt war sie nicht einmal in London. Unsere Frauen waren heute morgen mit der ersten Maschine geflogen. Ich kam mir einsam vor wie ein Robbenbaby auf einer abdriftenden Eisscholle.
»Etwas Neues?« erkundigte ich mich knapp bei Glenda.
Ihre Augen nahmen einen erstaunten Ausdruck an, als könne sie es nicht fassen, daß ich nicht vor Freude strahlte. »Schlechte Laune?« erkundigte sie sich. »Dagegen kann ich etwas unternehmen. Ich koche Ihnen sofort einen kräftigen Kaffee. Der bringt Sie auf die Beine.«
»Ich will keinen Kaffee, ich will
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