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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Noabiben hatten das Fest für den Abend schon vorbereitet, und nun war es in vollem Gange.
    Vor einer riesigen Grotte, einer klaffenden Wunde in den Flanken des heiligen Berges Gunung Agung, wie die Noabiben den Vulkan nannten, brannte ein helloderndes Feuer innerhalb eines mit Palmblättern gelegten Oktogons, das sie mit weißem Kalkstaub bestäubt hatten.
    Die Pygmäen umstanden die magische Figur mit ernsten Gesichtern. An jeder Ecke saß ein Trommler und bearbeitete den zylindrischen Hohlraum mit den Handballen in hämmerndem Rhythmus.
    Sokor war nicht mehr zu erkennen. Er hatte sich das Gesicht rot bemalt und sich ein Diadem aus Messingblech aufs krause Haar gesetzt. Der Brustschmuck bestand aus demselben Material und versinnbildlichte deutlich erkennbar einen feuerspeienden Drachen.
    Am Strick um die Hüften baumelten weiße Tüchter, die den Feuerschein gespenstisch fahl zurückwarfen. Um die Fußknöchel schepperten Hohlringe und eiserne, blankpolierte Reifen.
    Harziger Rauch stieg aus dem Feuer, als die Trommeln schneller zu wirbeln begannen.
    Sokor sprang hoch in die Luft und stieß dabei einen gellenden Schrei aus. Die Männer der Orang Abung schauderten ehrfurchtsvoll zusammen und rückten näher aneinander. Ihre runden Köpfe bewegten sich im Takt der schneller gewordenen Trommelschläge. Ihre nackten, zernarbten Oberkörper schwangen mit.
    Der Medizinmann stampfte den Boden, das Gescheite der Ringe paßte sich dem Stakkato der Trommeln an. Die weißen Tücher um seine Lenden zuckten wie Elmsfeuer um seinen nackten, schwarzen Leib.
    Sein Tanz wurde schneller, rasender. Er wirbelte Pirouetten, sprang Spagate, und seine Arme wurden zu stoßenden Schlangen.
    So flatterte er rund um das Feuer wie ein Irrwisch, seine Konturen lösten sich auf zu sich drehenden, ungreifbaren Schemen. Das Stampfen und Zucken seiner Beine war mit den Augen nicht mehr zu verfolgen.
    Ein neuer Schrei, ein weiterer Sprung. Noch ekstatischer wurde sein Tanz, noch konvulsischer ruckten und zuckten seine Füße. Das Trommeln ging über in ein ohrenbetäubendes Wummern. Schweiß spritzte von Sokor weg, und urplötzlich verstummte jeder Laut.
    Sokor hatte sich vor das Feuer geworfen. Ausgestreckt lag er auf der Erde. Totenstille ringsum. Nur das Feuer prasselte weiter.
    Der Medizinmann begann zu singen. Es waren jaulende, hohe Töne, die bis an die Schmerzwelle heranreichten. Aus den Tönen wurden schrillle Worte, die sich in greller Monotonie wiederholten. Er beschwor seinen Gott. Den Gott der Noabiben, der seinem Volk die Erlösung bringen sollte.
    Dann stand er in zeitlupenhafter Langsamkeit auf und hob die Hände gegen den bewölkten Himmel. Kein Mann, der nicht gebannt an den Lippen Sokors gehangen hätte.
    Der Diener der Geister wartete, bis auch der letzte Laut, das letzte nervöse Scharren irgendeines Fußes verstummt war. Erst jetzt begann er zu sprechen.
    »Hört, Männer der Orang Abung. Hört, was Sokor euch sagt, und seht, was Sokor euch zeigt. Unsere Legenden haben uns den Drachengott verheißen. Die Zeit ist gekommen. Der Drachengott naht. Er wird sein unsere Axt, unser Pfeil und unser Dolch. Er wird sein unsere Zähne, unsere Hände, unsere Beine. Er wird sein unser Körper, der sich in die Schlacht wirft, um das zurückzuerobern, was man uns genommen hat. Die Orang Abung werden zurückkehren auf ihre alten Felder, sie werden ernten dreimal im Jahr. Sie werden Schweine essen in jeder Zahl. Unsere Kinder werden nicht mehr verhungern, unsere Mütter nicht mehr am Regenfieber sterben, denn dort wo wir hingehen, scheint immer die Sonne. Wohlgeruch liegt in den Lüften und schmeichelt unseren Nasen. Der Drachengott wird unsere Waffe sein und unser Feuer, das die anderen verbrennt, das sie austilgt von der Erde, die die unsere ist. Die Zeit ist da, Männer der Orang Abung. Sehet die Zeichen. Ich werde sie euch zeigen.«
    Sokor wandte sich gravitätisch um. Sein schwarzer Körper glänzte. Mit einer Hand streute er Kräuter ins Feuer, und schon brannten die Flammen niedriger, umrahmten eine Wolke, deren Oberfläche sich glättete wie ein Spiegel.
    Ein staunendes Raunen brach aus den dreihundert Kehlen, als sie die Bilder sahen, die der Zauberspiegel ihnen schickte.
    Ein Drache schwebte durch die Luft und sank herunter auf einen steinernen Turm mit vielen Lichtern.
    »Bald wird er bei uns sein«, sagte Sokor. »Und nur mir wird er gehorchen.«
    ***
    Der Drachenmensch sah den Apartmentblock größer werden. Die Fenster des

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