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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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ausgewandert war, in keiner Weise an. Sicher - manchmal mußte er ein paar Tage im Gefängnis hocken, doch diese »Ferien«, wie er sie nannte, dauerten nie sehr lange. Er hatte das wilde Blut seines Großvaters geerbt und ließ sich so leicht nicht unterkriegen.
    Er hatte sich auch damals nicht unterkriegen lassen, als die Niederlande 1945 ihre reichste Kolonie verloren und sein Vater seine Plantage an das prokommunistische Sukarno-Regime.
    Aber Fred Sveder war trotz seines roten Gesichts, seinen stets herumwieselnden Augen und seiner unverhältnismäßig stämmigen Figur ein Javaner.
    Das spürten wohl auch die Polizisten, die den Flur abschirmten. Sie kannten Fred Sveder und respektierten ihn, wie er sie respektierte.
    »Was'n los?« fragte er einen Polizeileutnant in schwarzer Uniform.
    »Als ob Sie das nicht schon längst wüßten.«
    »Hm. Drachenfliegen wird wieder modern, sagt man sich. War's diesmal auch ganz bestimmt kein Waran?«
    Der Leutnant entblößte seine Zähne zu einem gequälten Lächeln.
    »Ich muß Ihren Humor jetzt schon seit zehn Jahren ertragen, Sveder. Aber heute werden Sie ihn verlieren. Ich lasse Sie durch. Kommen Sie mit.«
    Sveder stellte seinen Fotoapparat und die Blitzer ein.
    Der Leutnant führte ihn zu einem Apartment, vor dem zwei Blechsärge mit Tragstangen an jedem Ende standen.
    Im Apartment wimmelte es von Menschen. Leute von der Spurensicherung pinselten Möbelstücke nach Fingerabdrücken ab.
    »Sie suchen vergeblich«, sagte der Leutnant.
    Neben dem Bett lag eine Gestalt unter einer Wolldecke verborgen, und Fred Sveders geschultes Auge erkannte an zwei Rundungen, daß darunter eine Frau liegen mußte.
    Etwas daneben ein weiteres längliches Bündel. Nackte Männerfüße schauten darunter hervor.
    Der Leutnant schlug die Decke ein Stück hoch.
    Fred Sveder schluckte.
    »Wollen Sie auch noch die Frau sehen, Sveder?«
    Der Reporter schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein, danke. Das ist wirklich nicht nötig.«
    Er ließ den Fotoapparat sinken. Der Leutnant hatte recht gehabt.
    »Sind sie…« - er schluckte - »sind sie identifiziert?«
    »Amir Hamzah und Aurika Batak. Ihr gehört das Apartment.«
    »Und was war mit diesem Drachen? Er hat sie doch…«
    Der Leutnant stierte dumpf vor sich hin.
    »Wir müssen es annehmen. So unglaublich es auch klingt. Dann haben Sie ja wieder einmal Ihre Sensation.«
    »Auf diese hier hätte ich gerne verzichtet«, sagte Fred Sveder rauh.
    Aber dann fuhr er in seine Redaktion zurück, um die Titelseite umzuschmeißen. Die Geschichte mußte noch in die Morgenausgabe.
    ***
    Zamorra hatte einen altersschwachen Jeep gemietet und den Besitzer als Fahrer angeheuert. Auf der kleinen Ladefläche stapelten sich vor allem Lebensmittelvorräte für eine Woche. Länger wollte er nicht bei den Noabiben bleiben.
    Die Insel selbst war nicht groß. 120 Kilometer lang und eiförmig, wenn man von der Halbinsel Mebulu absah, die tropfenförmig in die Lombok-See hinausragte. Bis zu den Hängen des Gunung Agung, der über 3000 Meter hoch in den Himmel ragte und jenen des Batakau, war das Land dicht besiedelt. Dschungelgebiete gab es nur mehr rund um die Krater der beiden Vulkankegel.
    Sie erreichten Pulukan gegen zehn Uhr vormittags. Siri war reisefertig. Er hatte nur einen alten Vorderlader mit aufgestecktem Bajonett und eine Pida, ein Haumesser, bei sich.
    Von dem kleinen Städtchen aus ging es dann weiter ins Landesinnere hinein.
    Nur der Teil im äußersten Süden der Insel gehört den Touristen. Nur dort wird amerikanisch und deutsch gesprochen. In den Läden türmen sich die Souvenirs, die Tänzerinnen tanzen nicht mehr zu Ehren der Reisgöttin Dewa Sri, sondern für Dollar und Mark.
    Doch das andere Bali, von dem die Besucher aus Übersee träumen, aber meist nicht finden, begann hinter Städtchen wie Pulukan. Es begann dort, wo die gepflasterten Straßen endeten.
    Nach fünf Kilometern über eine Holperstrecke eine schmale, altersschwache Brücke.
    »Da wollen wir ernsthaft rüberfahren?« fragte Nicole besorgt, denn die Brücke sah ganz aus, als würde sie in den nächsten Sekunden zusammenbrechen.
    Der Fahrer wandte sich lächelnd um, obwohl er bestimmt kein Wort verstanden hatte und machte ein paar beruhigende Gesten.
    Dann stieg er aus und legte zwei Frangipani-Blüten in die Opferschale vor der Götterfigur am Brückengeländer.
    Der Gott des Eisens nahm das Opfer an.
    Die hölzernen Brückenbalken bogen sich zwar unter der Last, und die rostigen Nägel,

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