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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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welch netten Besuch du hast. Einen sprechenden Drachen. Sie werden dir jedes Wort glauben, meine Liebe. Sie werden sich Flügel wachsen lassen, so wie ich, um sofort bei dir zu sein. Na? Willst du dich nicht melden?«
    Vielleicht glaubte Aurika Batak, daß der Drachenmann sie verschonen würde. Kien LinYang weidete sich an dem Hoffnungsschimmer, der plötzlich neu in ihren Augen glomm.
    Sie brachte es tatsächlich fertig, ihren Namen und ihre Adresse zu stammeln. »Ich befinde mich in höchster Gefahr!« schloß sie schrill.
    »Stimmt«, antwortete der Drachenmann. »Genauso ist es, meine Prinzessin.«
    Der Telefonhörer entglitt ihren Händen und baumelte am Tischchen nach unten. Eine quäkende Stimme wollte mehr Informationen haben.
    Doch die konnte Aurika ihr nicht mehr geben…
    ***
    In diesem Augenblick wurde an die Tür geklopft. Der Lärm und die Schreie mußten gehört worden sein.
    »Verschwinden Sie!« rief der Drachenmann mit seiner menschlichen Stimme. »Hier ist nichts passiert, was Sie interessieren könnte!«
    Das Klopfen hörte auf.
    Das Messer im Auge behinderte den Drachenmann. Mit Mühe schaffte er es, es sich mit den Krallen herauszuziehen. Mit Zufriedenheit stellte er fest, daß er schon nach Sekunden wieder genausogut sehen konnte wie vorher.
    Also war er auch noch unverwundbar.
    Ein Dank dem Pygmäen, der ihm für ein Paar Tropfen Blut diesen Schatz überlassen hatte.
    Kien LinYangs Blick fiel auf die Anzeige eines Radioweckers.
    Er mußte schleunigst nach Hause. Dort mußte er noch die Mantras suchen, die ihm sein ursprüngliches Äußeres wiedergaben, und dann wollte er sich sofort zu Bett legen. Morgen wartete ein schwerer Tag auf ihn.
    Die Kondolenzbesuche. Die Gespräche mit den Testamentsvollstreckern, mit Anwälten und leitenden Angestellten seines Vaters.
    Ja - es wurde höchste Zeit, daß er hier wegkam.
    Er stieg über die Leiche Amir Hamzahs hinweg und watschelte auf die Balkontür zu.
    Auf dem Balkon daneben stand ein Mann. Ein Chinese.
    Er kreischte und fiel in Ohnmacht.
    Der Drachenmann jedoch breitete seine Schwingen aus und ließ sich ein paar Stockwerke tiefer fallen, bis sich genügend Wind unter seinen Flügeln gefangen hatte. Scheppernd lachend gewann er Höhe.
    Er beobachtete, daß nun aus vielen Fenstern Köpfe ragten, doch das bekümmerte ihn nicht. Er stieg wieder auf dreitausend Fuß und wurde gegen den Nachthimmel unsichtbar.
    Dann schlug er die Richtung nach Westen ein. Hin zu den Hügeln von Kebajoran.
    Das heißt, es blieb beim Versuch, denn mit einem Male wurde er von einem ungeheueren Sog erfaßt, der ihn ostwärts taumeln ließ wie eine Motte, die sich an einer Lampe die Flügel verbrannt hat. Er konnte die Richtung nicht mehr selbst bestimmen.
    Gleichzeitig spürte er, wie etwas Fremdes sich in sein Denken schlich, und dieses Fremde sagte:
    »Komm, Drachenmann, komm. Wir brauchen dich…«
    »Nein!« kreischte das Wesen schrill hoch oben am Himmel über Djakarta. »Nein!«
    Aber da war niemand, der ihn gehört hätte.
    Nur die Stimme in seinem Denken blieb.
    »Blut zu Blut, Kien LinYang. Aus meinem Fleische werde dein Fleisch… Ich empfehle mich in deinen Willen… Du gibst, und ich gebe mich… Solltest du das alles nicht verstanden haben, Kien LinYang? Du hast aufgehört ein Mensch zu sein, Kien LinYang. Suche deinem Geist einen Ort. Du bist nicht mehr, Kien LinYang…«
    Der Drachenkörper schoß mit zunehmender Geschwindigkeit Javas Nordküste entlang. Eben waren noch die Lichter Pekalongans unter ihm, und schon wischten die von Surabaya vorbei. Die Zeit hatte ihre Gültigkeit verloren. Die Grenzen zum Raum waren für wenige Sekunden aufgehoben.
    Dann leuchtete der feurige Schlund des Gunung Agung aus dem Dunkel der Nacht und wurde größer.
    Der Drachendämon fiel an ihm vorbei auf ein viel kleineres Feuer zu, daß mitten im Wald an einem Berghang brannte.
    Vor der Grotte sank er nieder.
    Er ließ es zu, daß Taue um seine Beine geschlungen wurden. Er wehrte sich nicht.
    Jubelnde, schwarzhäutige kleine Menschen mit krausen Haaren umtanzten ihn.
    ***
    Die Polizei hatte den Flur hermetisch abgeschlossen. Keine Maus kam mehr durch.
    Doch Fred Sveder war keine Maus. Er war Lokalreporter bei der »Djakarta Times« und nebenbei auch noch UPI-Korrespondent für ganz Java. Eine Tätigkeit, mit der er sich manchmal den Unwillen der Regierung zuzog.
    Doch das focht den stämmigen Niederländer, dessen Großvater von Amsterdam aus purer Abenteuerlust nach Java

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