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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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vergangenen Nacht hatte ihm eine weitere Erkenntnis beschert.
    Reichtum und Macht gehörten zusammen wie Dotter und Eiweiß. Wie Gut und Böse.
    An Reichtum hatte es ihm bisher nie gemangelt. Aber an Macht?
    Der Chinese schob dieses Thema vor sich her. Er hatte geschwitzt. Und jetzt verspürte er das Bedürfnis, sich zu säubern.
    Er stellte sich fast zehn Minuten lang unter die Dusche. Dann kleidete er sich sehr sorgfältig an und mußte feststellen, daß er doch ziemlich idiotische Anzüge im Schrank hängen hatte. Er wählte einen mit dezenten Nadelstreifen. Er hatte ihn vorher nie getragen.
    Anschließend suchte er seinen Vater auf.
    ***
    Lun LinYang machte sich heftige Vorwürfe wegen der Ereignisse der vergangenen Nacht. Nicht so sehr wegen des Postens, der auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen war. Der ließ sich ersetzen.
    Doch sein Sohn bereitete ihm Sorgen. Eigentlich sollte er dem unbekannten Mörder sogar dankbar sein, denn die Entdeckung der Leiche hatte seine Familie vor einer noch größeren Blamage bewahrt. So aber hatte man Kien schnell ins Haus schaffen können, und es gab kein Gerede mehr wegen der Auseinandersetzung mit Amir Hamzah, weil ein Mord nun mal interessanter war.
    Somit war es mehr einem Zufall zu verdanken, daß sich der eigentliche Skandal, den sein Sohn provoziert hatte, in Grenzen hielt. Aber Lun LinYang fragte sich nun nicht zum ersten Mal, ob er bei der Erziehung seines Sohnes nicht doch etwas versäumt habe. Er gab sich mit der Erklärung, daß alle Chinesen ihre Kinder verhätscheln, nicht mehr zufrieden.
    Lun LinYang seufzte.
    Er würde mit seinem Sohn ein ernsthaftes Wort sprechen müssen. Er selbst wurde alt, und Kien sollte schließlich sein Lebenswerk fortführen.
    Der greise Chinese seufzte gerade ein zweites Mal, als es an die Tür seines Arbeitszimmers klopfte.
    Bevor er etwas sagen konnte, wurde geöffnet. Lun LinYang konnte nicht verbergen, wie sehr ihn das Aussehen und das Auftreten seines Sohnes überraschten.
    Das war nicht mehr der infantile Elefant, der Schreihals mit den lauten Manieren. Herein kam ein würdiger junger Mann mit straffen Gesichtszügen und hellen, wachen Augen.
    »Guten Tag, Vater.«
    Kien LinYang faltete die Hände vor der Brust und knickte leicht in den Hüften ein.
    Der greise Chinese fand keine Antwort.
    Erst nach einer langen Pause: »Sohn…«
    Es klang ein wenig fragend. So als wolle er seinen Augen nicht recht trauen.
    Kien LinYang lächelte gewinnend.
    »Darf ich mich zu dir setzen, Vater?«
    Der Alte nickte verblüfft. Anstand hatte er bei Kien bisher nicht einmal in Ansätzen entdeckt. Das mußte ein Fremder in der Gestalt seines Sohnes sein, der da hereinkam.
    Kien LinYang behielt sein asiatisches Lächeln bei und nahm Platz. Beim Setzen achtete er darauf, daß er sich die messerscharfen Bügelfalten nicht verknitterte.
    »Ich bin jetzt dreißig, Vater«, begann Kien. »Du hast mich bisher überreichlich beschenkt, und nun ist es an der Zeit, daß ich versuche, einen Teil dieser Gaben wieder zurückzugeben, obwohl ich natürlich nie all deine Liebe werde vergelten können.«
    »Sohn…«
    »Sage jetzt bitte nichts, Vater. Ich weiß, daß ich dir viel Kummer bereitet habe, aber nun möchte ich an deiner Seite arbeiten und dir einen Teil deiner Lasten abnehmen, wie es einem dankbaren Sohn geziemt.«
    Kien LinYang wußte genau, wie sehr sein Vater diese blumigen Redewendungen schätzte, und deshalb benutzte er sie auch.
    »Du siehst mich erstaunt, mein Sohn«, antwortete der greise Lun LinYang ergriffen. Schimmerte es nicht feucht in seinen Augen?
    Kien ließ den wortreichen Bericht über die Seelenlage seines Vaters über sich ergehen und betrachtete ihn währenddessen mit seinen neuen, wachen Augen.
    Es war ihm vorher nie aufgefallen, wie alt dieser hohlwangige Mann in den letzten Jahren wirklich geworden war. Auf seiner gelben, faltigen Haut zeigten sich bereits die ersten braunen Flecken, die »Sommersprossen des Lebensherbstes«, wie man in ihrer Sprache die Altersflecken freundlich umschrieb. Der lange Kinnbart war dünn und grau geworden. Die Glatze spiegelte nicht mehr. An den Fingern saßen Gichtknoten. Lun LinYang war 82.
    Kien hörte scheinbar aufmerksam zu.
    Dann war die Reihe an ihm, langatmig sein Bedauern darüber auszudrücken, daß er nicht früher seine wahre Bestimmung erkannt habe, doch daß die Gebete an die alten Götter nun wohl doch auf wundervolle Art und Weise erhört worden seien.
    Es dauerte nur zwei Stunden,

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