0119 - Der Weiße Magier
sollte die große Nachfolgerin des Schwarzen Tods werden.
Das wußte auch Myxin. Von diesem Zeitpunkt an richtete sich sein Kampf nicht nur gegen den Schwarzen Tod, sondern auch gegen Asmodina.
Der Schwarze Tod wurde besiegt, nicht zuletzt durch Myxins Schwarze Vampire. Er selbst jedoch wurde von Asmodinas Todesengeln gefangengenommen und in eine andere Dimension verschleppt. [2]
Inzwischen jedoch hatte Myxin die andere Seite auch kennengelernt. Er wußte, was Freundschaft, Treue und Kameradschaft bedeuteten. Und das gefiel ihm gar nicht schlecht. Während er unter Asmodinas Todesengeln zu leiden hatte, versuchte John Sinclair gemeinsam mit Damona King, ihn zu befreien.
Es gelang nicht.
John und Damona hatten Glück, daß sie aus dieser schaurigen Welt fliehen konnten.
Myxin jedoch mußte zurückgelassen werden und sich weiterhin Asmodinas Rache gefallen lassen.
In der Drachenburg war er dann wieder auf John Sinclair gestoßen, als Wrack, als Gedemütigter, als Gepeinigter. Asmodina hatte sich furchtbar gerächt. Sie hätte ihn auch töten können, aber das wäre zu billig gewesen. Nein, Myxin sollte leiden, er sollte auf der Erde herumkriechen und dahinvegetieren, diese kleine, fast unscheinbare Person mit der leicht grünlich schimmernden Haut.
Allein und verlassen ging Myxin in die Berge. Er wollte keinen Menschen mehr sehen, versteckte sich am Tag und wanderte nachts weiter. Menschliche Bedürfnisse verspürte er nicht. Er brauchte nicht zu essen oder zu trinken, er benötigte keinen Schlaf, und er empfand keine Schmerzen.
Myxin war ein regelrechtes Neutrum.
Und doch spürte er die Einsamkeit. In manchen Nächten, wenn er draußen saß und zu den funkelnden Sternen schaute, dachte er an seine Menschenfreunde.
Ja, sie sorgten sich um ihn, doch Myxin traute sich nicht, den Freunden unter die Augen zu treten. Er war ein Besiegter, ein Geschlagener, und er hatte Angst, daß man ihn verachtete oder auslachte.
Doch tief in seinem Inneren sagte er sich, daß das nicht stimmen konnte. Diese Menschen waren anders als Dämonen. Sie dachten nicht so wie Schwarzblütler, sie handelten nicht so. Für sie gab es die Freundschaft, die Treue und das Sichaufeinanderverlassen-Können. Dieses fast verschüttete Wissen gab Myxin Kraft und Mut, weiterzumachen und nicht aufzugeben.
Es trieb ihn auch voran. Seine Wanderung führte ihn weit nach Schottland, wo das Land ebenso urwüchsig ist wie die Menschen.
Und er fand einen Platz.
In einer Höhle verkroch sich der kleine Magier. Sie lag an einem windgeschützten Hang, an dem haushohe Tannen wuchsen und den von den Bergen fallenden Wind stoppten.
Er blieb in der Höhle.
Tage, Wochen…
Und er dachte nach. Über sich und sein Schicksal. Über die Zukunft und die Welt, in der er, der Magier, jetzt leben mußte. Es waren trübe Gedanken, von keinem Lichtstrahl der Hoffnung durchbrochen. Aber Myxin brauchte diese Zeit der Regeneration, er mußte wieder zu sich selbst finden, sich erholen und mit der neuen Lage fertig werden.
Von Asmodina hörte er nichts. Wahrscheinlich machte sie sich nicht die Mühe, ihn aufzuspüren. Für sie war Myxin ein Nichts, kein Gegner mehr, was sollte sie auch mit ihm?
So blieb Myxin allein.
Stundenlang meditierte er, versank in eine bleierne Starre und suchte nach seinen verlorengegangenen Kräften. Sie konnten doch nicht völlig verschüttet sein! Etwas mußte zurückgeblieben sein!
Myxin gab nicht auf.
Langsam verschwanden die Depressionen. Frische Kraft und neuer Mut durchströmten ihn. Sein Inneres war wie ein Motor, der lange nicht in Betrieb gewesen war und jetzt stotternd ansprang.
Asmodina hatte nicht all seine Kenntnisse löschen können. Ihm fielen Formeln ein, zwar schwache nur, aber er konnte wieder etwas. Er wußte, daß die Schwarze Magie existierte und daß er mit ihr spielen und sie manipulieren konnte.
Dann kam der Tag seiner ersten Beschwörung.
Früher war es für ihn ein Kinderspiel gewesen, aber heute war es eine harte Prüfung.
Myxin blieb im Halbdämmer seiner Höhle, während er die Vorbereitungen traf.
Er zog einen magischen Kreis, schritt ihn ab und murmelte dabei alte Bannsprüche.
Auch die Sprache war ihm wieder eingefallen. Zwar kannte er nicht alle Worte, doch auch ein Drittel reichte aus, um die Beschwörung zu formulieren.
Myxin überstürzte nichts, er hatte Geduld und in der letzten Zeit das Warten gelernt.
Vor seiner ersten Beschwörung sammelte er Kraft, meditierte und dachte an das
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