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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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zurückzahlen müssen. Doppelt und dreifach.
    Heute hatte er eine Information anzubieten. Sie sollte dem Dämon den Gegenwert von vielleicht einer Kamelherde wert sein, dachte Hassan al Jareff.
    Der Dämon, der sich Saakuul nannte, erschien ihm. Er zeigte sein Gesicht nicht. Es war von dichten Schleiern verborgen, hinter denen es düster hervorglimmte. Wie Donner brauste eine Stimme in seinem Innern:
    »Was willst du von mir, Nichtswürdiger? Warum hast du den Stein zum Gelaß nicht besorgt, wie ich es dir aufgetragen hatte?«
    Der wie leblos daliegende Körper Hassan al Jareffs zuckte noch in Trance zusammen, wand sich wie ein getretener Wurm.
    »Es ging nicht«, murmelten seine Lippen. »Ich konnte nicht heran. Der Europäer hat ihn jetzt.«
    »Das habe ich bemerkt!« fauchte das verschleierte Wesen ihn an. »Du hast jämmerlich versagt, Hassan al Jareff. Doch du wirst deinen Fehler gutmachen!«
    »Ja, Herr. Zwei fremde Männer sollen kommen und…«
    »Das weiß ich bereits«, knurrte die verschleierte Gestalt kehlig. »Sie werden ihr Ziel nicht erreichen. Ich werde sie töten, wie du Justin Malder töten wirst!«
    »Ja, Herr. Ich werde Justin Malder töten…«
    ***
    Zamorra, Bill und Nicole waren noch früher auf den Beinen, als die Sonne sich über die Berge hob. Tafraoute begann zu erwachen. Sie waren nicht die einzigen, die es so früh auf die Straße trieb. Die nimmermüden Händler bauten bereits ihre Stände auf. Tiefverschleierte Frauen trugen Obst- und Gemüsekörbe auf ihren Köpfen herbei. Stimmengewirr wie das Summen in einem Bienenkorb. Die ersten Kinder stürmten den Empfangsraum des Hotels, um Ansichtskarten und Dias zu verkaufen. Sie waren auch mit barschen Worten nicht zu vertreiben.
    Erst ein Wink des Mannes hinter der Rezeption verscheuchte sie bis vor die Eingangstür, wo sie jedoch sofort wieder Stellung bezogen für ihren Gabenkrieg um ein paar Dirhams.
    Professor Zamorra beglich die Rechnung, sagte noch, daß er das Tafraoute Ambassador allen seinen Freunden empfehlen werde, und bekam dafür ein glückliches Lächeln geschenkt, das ihn mit dem Verlauf der Nacht wieder etwas versöhnte.
    Der Empfangschef steckte Bakschisch ein und gab Zamorra daraufhin die Adresse eines Mannes, der Autos für Wüstentouren verlieh. Dann begleitete er die drei hinaus auf den winzigen Platz und redete heftig auf einen der Jungen ein, einen Burschen mit großen Augen und rachitischem Bauch. Der nickte und erklärte in gebrochenem Französisch, daß er die Fremden führen werde.
    Sie folgten dem armen Bengel bis fast vor die Stadt, wo die alten Stadtmauern niedergerissen worden waren und eine Straße hinein nach Tafraoute reichte. Hier parkten die Busse und die Lastwagen, die die Stadt mit Fremden und Lebensmitteln versorgten.
    Bill steckte dem Jungen ein paar Scheine zu und sah, wie der sich in fliegender Hast verbeugte und anschließend wie ein geölter Blitz im Gassengewirr verschwand.
    »Du hast ihm zuviel gegeben«, stellte Nicole fest, doch Bill tat diese Ausgabe nicht leid. In New York hätte er sich dafür gerade noch ein kleines Menü in einem Drive-in-Restaurant kaufen können. Hier konnte eine ganze Familie mindestens eine Woche lang in Freuden davon leben.
    Der Autoverleiher entpuppte sich als braungebrannter Italiener, der glücklich war, wieder einmal in seiner Muttersprache plaudern zu können. Unaufgefordert erzählte er seine Lebensgeschichte, während Zamorra die notwendigen Formulare ausfüllte und eine Versicherung für eine Woche abschloß.
    Luigi Questone stutzte kurz, als er sah, für welchen Zeitraum Professor Zamorra den Landrover haben wollte.
    »Eine volle Woche, Signore?« vergewisserte er sich.
    »Si, Signore Questone«, antwortete Zamorra im Dialekt der Toscana, weil der Italiener schon längst erzählt hatte, daß er aus der Gegend von Piacenza stamme, bei der Fremdenlegion gewesen und nach dem Algerienkrieg in Marokko hängengeblieben sei.
    »Entschuldigen Sie, Professore. Aber das ist ungewöhnlich. Noch dazu in der Begleitung einer bellissima Signorina. Sie wollen in die Wüste?«
    »Nein, nein«, beruhigte Zamorra den gestrandeten Italiener. »Zumindest nicht sehr weit. Wir machen von hier aus kleinere Ausflüge.«
    »Nach Süden wollen Sie nicht zufällig?«
    Die Stimme des Italieners hatte einen besorgten Unterton angenommen.
    »Das sollten Sie nämlich keinesfalls tun«, fuhr er fort. »Heute früh kam eine Meldung über Funk. Bei Tarhjit sollen Rebellen gesehen worden sein,

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