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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Lippen.
    Ossina stieß einen Schrei aus, als sie zurück ins Zelt geschleudert wurde. Es schepperte. Irgendein Krug ging in Scherben. Dann ein leises Wimmern, und Ossina hatte kapiert.
    Hassan al Jareff stierte hinüber zu den anderen beiden Zelten und zum Jeep. Bei Justin Malder brannte noch die Kerosinlampe. Wenn er seine Ohren spitzte, konnte er ein dünnes Piepsen hören.
    Die Wachen hatten wieder Posten bezogen, doch den Dolmetscher ließen sie anstandslos passieren. Al Jareff machte sich so klein wie möglich und raffte seinen Kaftan enger an sich, weil das langfließende Gewand ihn beim Klettern hinderte. Er schlug nicht den direkten Weg hinüber zu den Zelten der Europäer ein, sondern drückte sich im Mondschatten einer steinernen Abbruchkante entlang. An scharfen Graten und Vorsprüngen blieb er hängen, beim Abstemmen von der Mauer schürfte er sich die Hände blutig. Er kam nur langsam voran.
    Hinter einem Felsbrocken fand er Deckung.
    Wie er angenommen hatte, saß Justin Malder am Funkgerät. Hassan al Jareff verstand jedes Wort.
    Der Europäer benachrichtigte die Polizeistation in Bou-Izakarn und stellte den nächtlichen Überfall als eine Aktion der Rebellen hin. Er bat um die Unterstützung von Polizeitruppen.
    Hassan al Jareff schüttelte den Kopf. Das ging ihm nicht ganz ein. Malder mußte doch bemerkt haben, daß keineswegs Rebellen angegriffen hatten. Im Gegensatz zu den bewaffneten Arbeitern war er näher bei den Wesen Saakuuls gestanden.
    Und dieser Giaur hatte obendrein noch den Stein gefunden, an den er den suchenden Dolmetscher nicht herangelassen hatte.
    Der Dolmetscher fluchte still in sich hinein.
    Aber dann schnappte er die Frage auf, ob die Fremden aus den Staaten und aus Frankreich sich schon gemeldet hätten. Er habe ihre Ankunft für den gestrigen Abend erwartet.
    Die Antwort ging in prasselndem Ätherrauschen unter, doch Hassan al Jareff glaubte, genug gehört zu haben.
    Weitere Schnüffler auf dem der Hölle geweihten Boden. Für ihn stand fest, daß er das sofort weitermelden müsse.
    Der Araber kroch denselben Weg zurück, den er gekommen war, aber ums Camp schlug er einen Bogen und wandte sich einem schwarz hingeduckten Bergrücken zu, der das Tal zum Westen hin abschloß.
    Auf halber Höhe gähnte tintig der Eingang zu einer Höhle. Er war schmal, und Hassan al Jareff zwängte sich nur unter mühsamem Keuchen hindurch. Es war so dunkel, daß man die Hand nicht mehr vor den Augen sehen konnte.
    Der Araber wartete ab, bis sein Atem wieder normal ging und sein Herz im gewohnten Rhythmus pulste. Dann ließ er sich auf die Knie sinken und beugte sein Haupt in die Richtung der Ausgrabungsstelle. Mit den Fingern beschrieb er magische Kreise, seine Lippen murmelten Worte, deren genauen Sinn auch er nicht verstand. Ein Magier hatte sie ihn gelehrt.
    Ein reicher Magier, dem er zufällig das Leben hatte retten können. Von dem alten Mann stammte auch der goldene Talisman, den er an einer Kette um den Hals trug. Diesen Talisman holte er jetzt hervor.
    Er konnte ihn in der Dunkelheit nicht erkennen, doch der Magier hatte ihm versprochen, daß dieser Klumpen Gold ihm eines Tages Glück und Reichtum bescheren würde.
    In bescheidenerem Maße war das bereits geschehen. Hassan al Jareff hatte sich im Laufe der letzten Jahre ein kleines Vermögen erwerben können, das ihm ein Leben in Ruhe und Beschaulichkeit gestattet hätte.
    Doch er wollte mehr. Mit den ersten Erfolgen war die Gier gekommen. Und mit der Gier die Traumbilder, die ihn inzwischen nicht mehr losließen und ihn auch an van Straaten herangeführt hatten, der ihn sofort als Dolmetscher übernahm und für seine Dienste auch noch einen wahnwitzig überhöhten Preis bezahlte.
    Aber nun hatten seine Traumbilder ihn wissen lassen, daß er zu etwas ganz Großem auserkoren sei.
    Zum ersten Diener Saakuuls auf Erden. Unermeßliche Reichtümer würden seiner harren, wenn er nur jeden Befehl strikt befolgte.
    Und aus Hassan al Jareff war ein gehorsamer Diener geworden. Wobei er nicht einmal genau wußte, welchem Teufel er sich da verschrieben hatte. Für ihn zählte nur, daß es sich auszahlte.
    In der Grotte begann es heller zu werden. Ein Pfeifen und Sirren flutete durch die Höhle. Von den Wänden sanken fahl schimmernde Nebel herab.
    Hassan al Jareff verdrehte die Augen. Er geriet in Trance wie jedesmal, wenn er sich mit dieser Wesenheit in Verbindung setzte, um kleine Gefälligkeiten zu erbitten. Er wußte noch nicht, daß er alles würde

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