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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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dementsprechend.
    »Es muß wirklich sein«, meinte er anschließend. »Schieben wir nichts auf die lange Bank. Beginnen wir gleich. Aber zieh dich vorher um. Ich könnte sonst nicht diktieren.«
    »Muß das denn sein?«
    »Es muß, mein Liebes.«
    »Und worum geht es diesmal?«
    »Um die Noabiben.«
    »Um die was?«
    »Noabiben. Ein aussterbender Volksstamm auf Bali und seine Magie.«
    Nicole hatte nur »Bali« gehört, und sofort stellten sich bei ihr Assoziationen wie »Palmen am Meer«, »Sandstrände« und ähnliches ein.
    »Müssen wir auch dorthin fliegen?« fragte sie begeistert.
    »Vielleicht«, antwortete Professor Zamorra vage. »Möglich ist es.«
    Nicole fiel ihrem Chef und Geliebten um den Hals. Sie ging fürs Leben gern auf Reisen.
    Nur - nach dem Anti-Atlas stand ihr gewiß nicht der Sinn.
    Aber das Schicksal scherte sich einen feuchten Kehricht darum.
    ***
    Gleichzeitig, jedoch an die 2000 Kilometer südwestlich des friedlichen Loire-Tals, drang Professor Dr. Harri van Straaten in die Gruft ein, die er mit Gewalt geöffnet hatte. Aus unerklärlichen Gründen herrschte Zugluft hier unten, die die blakenden Fackeln immer wieder ausblies. Deshalb hatte der Archäologe al Jareff nach einer starken Batterieleuchte geschickt, und der Araber ließ elend lang auf sich warten. Der Wissenschaftler barst fast vor Ungeduld.
    »Malder! Sehen Sie nach, wo dieser Trottel so lange bleibt. Will er die Lampe denn in Rabat holen?«
    Justin Malder war froh, nicht hier unten bleiben zu müssen. Er fröstelte, und seine Finger waren klamm. Doch das störte ihn nicht so sehr wie das Angstgefühl, das langsam und immer stärker werdend in seiner Kehle hochkroch.
    Van Straaten schien nichts davon zu spüren. Von dieser seltsam unheimlichen Atmosphäre, die einem wie ein Alp auf der Brust hockte und einem das Atmen erschwerte.
    Malder hatte nicht sehr oft wirkliche, kreatürliche Angst gehabt. Als Kind vielleicht, und später einmal, als er nur um Haaresbreite einem Verkehrsunfall entging, der mit Sicherheit tödlich für ihn geendet hätte.
    Aber jetzt fühlte er diese Angst sehr deutlich. Sie stieg aus dem undurchdringlichen Dunkel, er atmete sie mit der eisigen, modrigen Luft ein, sie drang ihm durch die Poren unter die Haut. Diese Angst kam nicht aus ihm selbst. Diese Angst drang in ihn ein. Ein schauderhaftes Gefühl. Er glaubte, ein Igel säße ihm im Magen und würde sich dort ständig drehen.
    Justin Malder wandte sich um und stolperte auf das helle Rechteck zu, das sich ihnen kurz vorher auf diese von makabren Geräuschen begleitete Weise geöffnet hatte.
    Draußen atmete er tief durch. Trotzdem mußte er sich weiterschleppen, als hätte er Bleisohlen an seinen Stiefeln. Mühsam kämpfte er sich die Schräge hinauf.
    Oben standen einige Arbeiter auf ihre Schaufeln und Spitzhacken gelehnt. Sie betrachteten Justin Malder mit reglosen Gesichtern. Sie bekümmerte es in keiner Weise, was hier geschah oder was nicht geschah. Sie verrichteten ihre Arbeit und kassierten beim Einbruch der Dämmerung ihren Lohn.
    »Hassan?« fragte Justin Malder in die schweigende Mauer ausgemergelter Männerleiber. »Hassan al Jareff? Wo?«
    Der Assistent befand sich jetzt bereits ein halbes Jahr im Land und hatte trotzdem noch kein Wort Arabisch gelernt. Die Sprache wollte ihm einfach nicht über die Zunge. Seine jämmerlichen Versuche in dieser Richtung hatten ihm bisher allenfalls ein meckemdes Gelächter eingebracht.
    Die Arbeiter verstanden ihn nicht. Sie starrten ihn nur an. Justin Malder kletterte ganz aus der Grube. Schlagartig wurde ihm wohler, wich dieser beklemmende Druck aus seinen Lungen. Es war immer noch verteufelt heiß, und zum ersten Mal, seit sie hier mit den Ausgrabungen begonnen hatten, kam ihm diese Backofenhitze paradiesisch vor.
    Der junge Mann bahnte sich einen Weg zum Trampelpfad, der zu ihrem Zeltlager hinüberführte, doch da kam ihm der Dolmetscher und mutmaßliche Regierungsspion schon entgegen.
    Wie immer lag ein schwer deutbares Lächeln über seinen verwaschenen Zügen, denen nicht einmal die scharfe Geiernase Prägnanz verleihen konnte. Ein dünner, fettglänzender Oberlippenbart machte den Mann in den Augen Justin Malders auch nicht sympathischer. Hassan al Jareff trug die schwere Akkuleuchte, als hätte sie kein Gewicht.
    »Schnell wie der Blitz, nicht wahr?« fragte er und zeigte seine Zähne, deren obere Reihe zu schwarzgelben Stummeln verkommen war.
    »So arg war’s nun auch wieder nicht«, murmelte

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