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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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diesen Breiten, und diese Nacht war noch lange nicht zu Ende.
    ***
    Justin Malder fand keine Ruhe. Immer wieder sah er auf die Zeiger seiner Uhr, die ihm im Schneckentempo dahinzukriechen schienen. Der Sekundenzeiger eingeschlossen.
    Es war fast zehn Uhr, und durch die zurückgeschlagenen Bahnen des Zelteingangs konnte man die Sterne glitzern sehen. Sie strahlten hell, wanden sich zu Galaxien, waren winzige Löcher im schwarzen Meer der Unendlichkeit.
    Der junge Archäologe sog an seiner Zigarette, obwohl sie ihm nicht schmeckte. Er hustete, und sein Hüsteln war der einzige Laut in dieser Stille. Nicht einmal vom Camp der Tagelöhner klang Lärm herüber.
    Justin Malder nahm die Kippe aus dem Mund und trat sie aus.
    Wieder ein Blick auf das Ziffernblatt.
    Zehn Uhr.
    »Ich muß zu ihm«, murmelte Justin Malder, und ihm graute davor, die Schräge zur Gruft hinabzusteigen und auf den offensichtlich verrückt gewordenen Professor zu treffen, und, und, und…
    Trotzdem trat er vors Zelt. Die Steine unter seinen Füßen strahlten noch die angesammelte Hitze des Tages ab, doch mit jeder Stunde würde es kälter und kälter werden. Manchmal sanken die Temperaturen bis auf den Nullpunkt herab. Wüstenklima.
    Der Assistent fingerte in seiner Hemdtasche nach seiner Zigarettenschachtel. Noch einen Glimmstengel, und dann wollte er gehen.
    Aber die Packung war leer.
    Er zerknautschte sie und warf sie mit einem Fluch unter die Spannleinen des Zeltes. Es hatte wenig Zweck, die Begegnung mit dem Professor noch länger hinauszuzögern und so lange den Kopf in den Sand zu stecken.
    Justin Malder hatte Pläne gemacht, Vorsätze gefaßt und alles wieder verworfen. Als er auf die Ausgrabungsstätte zuging, wußte er wieder nicht, was er unternehmen sollte. Es war vertrackt. Sein zum rationalen Denken erzogener Geist sträubte sich, das an diesem Tage Erlebte als Fakten anzuerkennen.
    Nichts hatte mehr gestimmt. Seit drei Tagen schon nicht mehr, wenn er es recht bedachte. Seit die Arbeiter auf diesen verdammten Gang gestoßen waren.
    Ohne sich dessen bewußt zu werden, schüttelte Justin Malder den Kopf. Wie ein programmierter Roboter stapfte er zu den Erdhaufen hinüber, die sich rings um die Ausgrabungsstätte türmten. Dann stand er am Anfang des Gangs.
    Er horchte in sich hinein, ob er wieder ähnliche Sensationen verspürte wie schon am späten Nachmittag, aber er fühlte nichts. Nur Leere.
    Eine schmale Lichtbahn leckte den Steinboden herauf. Aus dem Rechteck des Eingangs schimmerte es fahl. Schritt für Schritt ging Justin Malder auf die Pforte zu. Als er sie passierte, setzte das Herzklopfen wieder ein.
    Professor Dr. Harri van Straaten hatte die Lampe auf ein Teleskopstativ geschraubt. Der Mann saß vor der Truhe und bemerkte offensichtlich nicht, daß er nicht mehr allein in der Grotte war. Er war zu vertieft in seine Arbeit, wobei nicht ersichtlich war, womit genau er sich beschäftigte. Er zeigte dem jungen Assistenten seinen breiten Rücken.
    Justin Malder räusperte sich.
    Der Professor hörte ihn nicht.
    Justin Malder trat näher. Er hüstelte nochmals.
    Der Professor fuhr herum.
    Zuerst breitete sich Wut auf seinem Gesicht aus, doch dann glätteten sich die Falten auf seiner Stirn.
    »Ach, Justin. Sie sehen doch noch mal vorbei?«
    Der Professor hatte seinen Assistenten noch nie vorher beim Vornamen genannt.
    »Herr Professor, ich…«
    Van Straaten winkte ab und stand ächzend auf.
    »Ich weiß schon, was Sie sagen wollen, Justin. Ich habe mich wohl etwas komisch benommen heute, eh?«
    Das alte, gutmütige Grinsen lag wieder im bleich und dünn gewordenen Gesicht.
    »Aber Sie haben doch sicher schon vom Schliemann-Koller gehört, Justin. Natürlich haben Sie schon davon gehört. Sie waren einer der aufmerksamsten Zuhörer in meinen Seminaren, und ich erzähle diese Anekdote gerne. Habe ich mich sehr dumm benommen?«
    Nun blickte Justin Malder überhaupt nicht mehr durch, und Professor Dr. Harri van Straaten lächelte ihn an wie ein dürrer Buddha.
    »Macht nichts«, fuhr van Straaten fort. »Ich hab’s hinter mir. Alles läuft bestens. Wenn ich mich für mein Benehmen entschuldigen muß, dann tue ich das hiermit in aller Form, lieber Freund.«
    Auch »lieber Freund« hatte van Straaten noch nie zu seinem Assistenten gesagt.
    »Aber treten Sie doch näher! Ich beiße nicht!« Sein Grinsen wurde eine Idee breiter und damit menschlicher. »Jedenfalls jetzt nicht mehr. Ich muß ein wenig durchgedreht haben. Aber ist das

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