0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst
flackerten, eindeutig aus Angst. Plötzlich schlug er zu. Ich sprang zur Seite. Die Schaufel schepperte laut und hart auf den Boden. Ich trat mit dem Fuß darauf und stieß gleichzeitig Fat mit den Händen vor die Brust.
Tockbeen war ein großer und schwerer Mann, aber er stand nicht sehr fest auf den Füßen. Er vermochte sich nicht einmal an dem Stiel der Schaufel festzuhalten, sondern er fiel so rasch und prompt um, als habe er nur darauf gewartet. Er landete in dem Haufen des verdorbenen Kakaos, und eine braune Wolke stäubte hoch. Ich sprang rasch zur Seite, um nichts abzubekommen.
Ich sage Ihnen, Fat Tockbeen sah so aus, dass ich in lautes Lachen ausbrach. Als die Wölke sich verzogen hatte, packte ich ihn an der Krawatte und zog ihn hoch. Er nahm sofort die Arme vor das Gesicht.
»Los, Fat! Sage mir, wie die Sache gelaufen ist, wenn du nicht soviel Kakao schlucken willst, dass du für dein Leben genug hast.«
»Ich konnte doch nichts dafür«, wimmerte er. »Was sollte ich tun? Wenn ich nicht gehorcht hätte, so hätten sie mich fertiggemacht.«
»Du wusstest also, dass ich reingelegt werden sollte.«
»Albert schrieb die übliche Karte. Er befahl mir, dafür zu sorgen, dass bei mir keine Spur Marihuana gefunden würde. Und er schrieb, ich solle dafür sorgen, dass mir nichts außer einem Zollschwindel nachgewiesen werden konnte.«
»Und was solltest du in dem Fall tun, wenn ich dich bei meiner Aussage belastet hätte?«
»Dann sollte ich behaupten, in den Säcken wäre wirklich Kaffee gewesen. Albert schrieb, dass ich dann nur eine Geldstrafe zu erwarten hätte.«
Ich zog ihn noch näher an mich heran.
»Wer ist Albert, Fat?«, fragte ich leise. »Erzähle mir nicht, dass du es nicht wüsstest.«
»Ich weiß es wirklich nicht«, jammerte er. »Ich habe nie etwas von ihm gesehen oder gehört außer den Briefen, in denen er mir seine Anweisungen, erteilte.«
»Verdammt, du arbeitest seit Jahren in diesem Geschäft. Du musst doch zumindest eine Vermutung haben, wer sich hinter diesem Namen verbirgt.«
»Wirklich nicht, Stanley«, schwor er.
Ich sah ihm genau in die Augen. Ich weiß nicht, welche Drohung er aus meinem Blick las, denn er sagte plötzlich: »Halte dich an Doyer und Frazer! Ich glaube, sie wissen mehr.«
»Die beiden Gorillas? Du hast mir selbst erzählt, dass die Burschen in deinen Diensten stünden, und dass sie nichts mit Albert zu tun hätten.«
Er senkte den Blick und antwortete leise: »Ich hatte Anweisung, dir das zu erzählen.«
Ich pfiff leise durch die Zähne.
»Wann war das?«
»Bevor ich das erste Mal zu dir kam.«
»So hast du mir die ersten fünfzehn Kilo Marihuana auch auf Alberts Anweisung verkauft?«
»Ja.«
»Fat, wo finde ich Doyer und Frazer?«
»Ich weiß es nicht. Der Billard-Salon war die einzige Adresse, unter der ich sie zu erreichen wusste.«
Ich ließ ihn los. Ich fühlte, dass nicht mehr aus ihm herauszuholen war.
Ich klopfte mir den Staub vom Jackett.
»Hör gut zu, Tockbeen! Ich will, dass Albert mir endlich sein Gesicht zeigt. Ich bin in dieses Geschäft eingestiegen, und ich lasse mich nicht wieder daraus verdrängen. Bei der nächsten Nachricht, die du von Albert erhältst, rufst du mich sofort an, verstanden? Und du informierst mich auch sofort, wenn Doyer und Frazer wieder auftauchen sollten!«
Er nickte gehorsam mit dem Kopf.
»Von mir aus kannst du deinen Dreck jetzt weiter sieben, Freund«, sagte ich, grinste ihn an und ging.
***
Ich fuhr zur Wohnung von Stewman. Das war der nächste Mann, den ich mir vorknöpfen wollte. Ich rechnete, je mehr Leute ich mit meiner Suche nach Albert belästigen würde, desto eher würde er davon hören, und ich hoffte, dass ihn das bewegen könnte, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Ich machte mir keine Illusionen, wie diese Verbindungsnahme aussehen würde. Wahrscheinlich würde er die Gorillas Doyer und Frazer schicken, und zwar nicht mit einer Einladungskarte, sondern mit einer Fahrkarte für das Jenseits. Immerhin lag es dann noch bei mir, ob ich die Reise antreten würde oder nicht.
Das Haus des Antiquars war so verrammelt wie bei den beiden Besuchen, die ich ihm früher abgestattet hatte.
Ich klingelte kräftig. Es rührte sich lange Zeit nichts, aber ich ließ nicht nach, und endlich wurde Licht hinter den Fenstern gemacht. Die Tür wurde geöffnet und Stewman fragte mürrisch: »Wer ist da?«
»Stanley Hutter! Der Mann, der Ihnen zweimal Marihuana verkauft hat; einmal echte Ware, und
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