012 - Der Silbermann
der Ex-Dämon verblüfft.
»Nichts mehr«, sagte Crenna, der uns mehr und mehr in Erstaunen versetzte. Was für ein außergewöhnlicher Mann war das.
»Trifft Sie diese Nachricht hart, Mr. Silver? Die Silberwelt war eine Welt aufrührerischer Dämonen. Sie wollten sich von der Hölle trennen und eigene Wege beschreiten. Das ließ sich Asmodis natürlich nicht gefallen.«
»Ihre Nachricht muß nicht stimmen«, sagte der Hüne mit dem Silberhaar zweifelnd.
»Was für einen Grund sollte ich haben, Ihnen die Unwahrheit zu sagen?« erwiderte Crenna.
»Woher haben Sie Ihre Information?« wollte Mr. Silver wissen.
»Ich weiß es eben«, gab Daryl Crenna ausweichend zurück. »Sie können mir glauben. Jedes Wort, das ich sagte, ist wahr.«
»Wer sind Sie, Crenna?« fragte ich ihn, während mein Blick ihn prüfend abtastete.
Er lächelte mich an. »Das sagte ich Ihnen schon, Mr. Ballard. Mein Name ist Daryl Crenna.«
»Der Name sagt nichts über Ihre Person aus. Woher kommen Sie?« fragte ich weiter.
Er überlegte, ob er mir antworten sollte. Irgend etwas stimmte mit ihm nicht, das spürte ich. Er war anders als andere Menschen, und er schien sehr viel über Ereignisse in anderen Welten zu wissen. Woher? Konnte er in andere Dimensionen blicken? Oder wurde er von drüben mit Informationen versorgt? Von wem? Wer sollte das tun? Aus welchem Grund? Je länger ich nachdachte, desto mehr Fragen quollen in mir auf, und mit Antworten war Daryl Crenna ziemlich geizig.
Er sagte: »Ich komme direkt aus Victoria City, habe mir da ein Boot gemietet.«
»Leben Sie in Hongkong?«
»Warum interessiert Sie das, Mr. Ballard?«
»Warum weichen Sie meiner Frage aus? Haben Sie etwas zu verbergen?« fragte ich ihn direkt.
»Absolut nicht. Ich denke, ich habe Ihnen schon genug über mich erzählt. Meine Person ist nicht so interessant, daß man alles über sie wissen muß. Sie sind hier, um mit dem Spuk aufzuräumen, nicht wahr?«
»Richtig«, sagte ich.
»Erlauben Sie, daß ich mich Ihnen anschließe?«
»Nein.«
»Und weshalb nicht?«
»Ich will Sie nicht beleidigen, aber Sie überschätzen sich meiner Ansicht nach ein bißchen, Mr. Crenna. Hier sind Höllenkräfte am Werk.«
»Das ist mir bekannt, und ich denke, daß Sie den Fehler begehen, mich zu unterschätzen.«
»Tatsächlich?«
»Sie wollen gegen die Hölle kämpfen und tragen offenbar gar keine Waffe bei sich.«
»Ich brauche keine Waffe«, behauptete Daryl Crenna.
»Sie müssen ein grenzenloser Optimist sein«, sagte ich hart.
»Oder ein Dummkopf.«
Er schaute mich vorwurfsvoll an. »Warum beleidigen Sie mich, Mr. Ballard? Was habe ich Ihnen getan?«
»Nichts. Es sollte auch keine Beleidigung sein. Ich möchte Ihnen lediglich die Augen öffnen, damit Sie die Situation, die hier herrscht, richtig sehen. Sie behaupten, alle Geschichten, die man über die Höllenbucht erzählt, zu kennen. Dennoch kommen Sie ohne Waffe hierher und wollen den Kampf gegen Elementargewalten aufnehmen. Wie stellen Sie sich das vor? Sie scheinen nicht zu wissen, welchen Gefahren Sie sich aussetzen, Mr. Crenna. Besser, Sie steigen wieder in Ihr Boot und verschwinden, solange dazu noch Zeit ist.«
Der Blonde schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die Absicht, die Höllenbucht wieder zu verlassen. Ich werde bleiben wie Sie und warten, was passiert.«
»Mann, Sie riskieren Kopf und Kragen.«
»Sie auch.«
»Bei uns ist das etwas anderes«, sagte ich.
»Wieso?«
»Mr. Silver und ich tun so etwas nicht zum erstenmal.«
»Sie sind Dämonenjäger?«
»Ja. Ich hoffe, Sie behaupten jetzt nicht, Sie wären auch einer.«
»Ich behaupte gar nichts. Mein Wunsch ist lediglich, mit Ihnen zusammen auf den Angriff aus dem Jenseits zu warten.«
Ich schüttelte energisch den Kopf. »Das kommt nicht in Frage. Das lasse ich nicht zu.«
Er grinste mich an. »Was wollen Sie tun? Wollen Sie mich gewaltsam von Bord schaffen?«
»Wenn Sie mir keine andere Wahl lassen – ja.«
»Und was dann? Sie können mich höchstens in mein Boot verfrachten, mehr nicht. Aber ich würde nicht wegfahren. Wenn ich nicht auf der Black Dragon bleiben darf, bleibe ich eben in meinem Boot und warte.«
Ich seufzte. »Meine Güte, können Sie hartnäckig sein.«
»Ich kenne da einen weisen Spruch, Mr. Ballard: Beharrlichkeit überwindet alles. Sie werden staunen, wie beharrlich ich sein kann.«
»Vielen Dank, diese kleine Kostprobe reicht mir eigentlich schon.« Ich trat einen Schritt vor. »Mr. Crenna, bald wird die
Weitere Kostenlose Bücher