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012 - Der Silbermann

012 - Der Silbermann

Titel: 012 - Der Silbermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Schwefelschwaden. Seine Augen begannen zu funkeln. Er senkte tatsächlich den Kopf, und sein Maul klappte weiter auf. Die riesigen Zähne des Steinernen hingen knapp über dem Opfer. Annette fand sich endlich damit ab, daß sie dem Tod geweiht war. Sie hoffte nur, daß es schnell gehen würde.
    Sie fühlte sich beschnüffelt. Kalte Schauer durchrasten ununterbrochen ihren Körper. Gleich beißt er zu! dachte sie. Du wirst vor Schmerzen aufschreien, und dann wird es vorbei sein.
    Die Affen-Dämonen stimmten einen dumpfen Singsang an.
    Ein blutroter Schein legte sich über den Boden. Licht, das von irgendwo herkam, das plötzlich einfach vorhanden war.
    Tue es! dachte Annette Mann verzweifelt. Mein Gott, laß dir doch nicht so viel Zeit damit! Wenn es schon unbedingt sein muß, dann tu’s doch gleich!
    Aber der steinerne Schädel des Affenkaisers ruckte mit einemmal hoch. Die Pavian-Dämonen blickten den Götzen betroffen an. Lehnte Raghoora dieses Opfer ab? Hätten sie ihm zuerst den jungen Mann bringen sollen? Verschmähte er dieses Mädchen? Aus welchem Grund? Sie war hübsch. Blutjung. Warum verschlang er sie nicht?
    »Was hast du gegen dieses Mädchen, Herr?« fragte einer der Pavian-Dämonen unterwürfig.
    »Sollen wir zuerst den Mann…?« warf ein anderer ein.
    »Später«, grollte Raghooras Stimme. »Alle beide später.«
    »Aber Herr, es ist Zeit für das Blutritual.«
    »Die Zeit bestimme ich!« herrschte ihn Raghoora an.
    »Ja, selbstverständlich«, beeilte sich der Dämon zu sagen.
    »Bringt sie in den Kerker zurück!« befahl der Affenkaiser schneidend.
    Annette Mann traute ihren Ohren nicht. Sie durfte weiterleben.
    Wenigstens für eine Weile durfte sie ihr Leben noch behalten. Aber sie konnte sich darüber nicht freuen, denn eine Verlängerung ihres Lebens bedeutete in ihrem Fall nur eine Verlängerung der quälenden Angst.
    Zwei Dämonenaffen schafften sie fort, und Raghoora wurde gefragt: »Hast du andere Wünsche, Herr?«
    »Ja, bringt mit Tony Ballard und Mr. Silver. Sie sind die gefährlichsten Feinde der schwarzen Macht. Ihr findet sie in der Höllenbucht. Sie sollen noch vor dem Mädchen und dem Mann sterben.«
    »So soll es geschehen.«
    ***
    Er nannte sich Daryl Crenna. Groß, blond, braune Augen, breitschultrig, kräftig. Er schien in allen Sportarten der Beste zu sein, war sonnengebräunt und hatte unverschämt weiße Zähne. Wir fielen ihm nicht gleich um den Hals, sondern gaben uns reserviert, und mindestens einer von uns beiden behielt ihn stets im Auge. Wir waren gebrannte Kinder und hatten schon die verrücktesten Dinge erlebt. Aus vollkommen harmlos aussehenden Menschen waren Ungeheuer geworden, die uns killen wollten. Wenn einem das mehrmals passiert, wird man verdammt vorsichtig.
    Crenna war zu uns an Bord gekommen. Sein Boot pendelte längsseits neben der Black Dragon.
    Der Mann sah vertrauenerweckend aus, doch selbst in der nettesten Verpackung kann man eine Bombe verstecken.
    »Sie scheinen ein mutiger Mann zu sein, Mr. Crenna«, sagte ich.
    »Nicht mutiger als Sie und Mr. Silver«, gab er lächelnd zurück.
    »Ist Ihnen klar, wo Sie sich befinden?«
    »Ja, in der Höllenbucht.«
    »Und Sie kennen die Geschichten…«
    »Jede«, sagte Crenna.
    Aha, dachte ich. Ein Aufschneider. Er konnte unmöglich alle Greuelgeschichten kennen. Es sei denn… er war selbst für alle verantwortlich. Die Wand zwischen ihm und mir verdichtete sich augenblicklich.
    »Was haben Sie vor?« fragte ich ihn.
    Er setzte ein unbekümmertes, jungenhaftes Lächeln auf. Ich konnte ihn schlecht schätzen. Er mußte zwischen 30 und 40 sein.
    »Ich habe die Absicht, einen Schlußstrich unter alle diese Geschichten zu setzen. Wenn ich mich nicht irre, verfolgen Sie dasselbe Ziel.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Woher wissen Sie das?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß noch viel mehr.«
    »Und zwar was?«
    »Daß Mr. Silver zum Beispiel kein Mensch ist.«
    Ich grinste. »Das ist unschwer zu erkennen.«
    »Andere Leute denken, das Silberhaar wäre Maskerade. Ich aber weiß, daß Ihr Freund aus der Silberwelt stammt.«
    Der Ex-Dämon staunte. »Was wissen Sie davon?« fragte er rasch.
    »Daß es sie gibt beziehungsweise daß es sie gegeben hat.«
    »Sie existiert immer noch«, behauptete Mr. Silver.
    Daryl Crenna zwinkerte vielsagend. »Sie sind nicht auf dem laufenden, mein Lieber. Asmodis hat einen Höllentaifun in die Silberwelt geschickt. Jetzt ist da nur noch Wüste.«
    »Kein Leben mehr?« fragte

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