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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Wände vollkommen mit Gestrüpp überwuchert. Durch große Fenster und Maueröffnungen ragten Äste von Baumkronen herein.
    Matt hörte ein Blöken und drehte sich um.
    In einem relativ gestrüppfreien Raum stand ein großer Wakudastier. Ein Ledergeschirr auf seinem Rücken war mit drei Holzstangen verbunden, die aus einem großen, horizontal auf einem steinernen Podest gelegenen Schwungrad ragten. Das Schwungrad wiederum war über verschiedene Zahnräder mit einem Förderrad verbunden. Matt staunte über die nicht ganz unkomplizierte Konstruktion, die den Aufzug in Betrieb setzte.
    Drei Streiter lehnten neben dem Rind an der Wand. Sie waren mit Armbrüsten und Kurzschwertern bewaffnet. Statt der Lederschuppenpanzer, in denen Matt diese Männer kennengelernt hatte, trugen sie jetzt alle weite Hemden aus grobem Stoff -meist grün oder grau - und Wildlederhosen. Einer der drei rauchte Pfeife. Sie winkten, und Matt und Honnes winkten zurück.
    Rulfan ging durch einen breiten Gang voran auf eine große rechteckige Öffnung zu. Dahinter erkannte Matt Baumwipfel und einen schmalen Streifen Himmel. Überall Gebüsch, Moos und Äste. Die Natur hatte diesen Teil des Gebäudes vollkommen beschlagnahmt.
    Sie traten ins Freie. Rulfan hielt Matthew am Arm fest. »Vorsicht, Matt Drax -das Gelände fällt hier ziemlich steil ab. Über viele kleine Trassen.«
    Matt blickte einen dicht bewachsenen Hang hinunter. Nicht mal zweihundert Meter weiter stieg er wieder an. Rechts und links ebenfalls. Es war, als hätte der Urwald an dieser Stelle einen annähernd runden Trichter gebildet. Matt dachte sofort an einen Krater. Andererseits kamen ihm die Steilhänge, ihre Anordnung und ihr Gefälle merkwürdig regelmäßig und symmetrisch vor. Aus dem Grund des Trichters ragten hohe Bäume. Die Seitenhänge waren eher mit Buschwerk bewachsen.
    Hinter Rulfan und Honnes her stieg Matt vorsichtig hinunter - über schmale, mit kurzem Gras bewachsene Stufen. Eine Treppe? Matt sah sich um.
    Gleichförmig nebeneinander angeordnete Pflanzenformationen machten ihn stutzig. Oder waren es gar keine Pflanzen? Er verließ den Pfad und bog Äste beiseite, sodass eines dieser gleichförmigen Gebilde sichtbar wurde. Matt ging in die Hocke und betrachtete das von Winden und Dornen eingesponnene Ding. Seine Form erinnerte ihn an…
    ... einen Stuhl!
    Rulfan trat neben ihn. Er bückte sich und zog gleichzeitig ein Werkzeug aus einer Lederscheide, die er am Gürtel trug. Eine Klinge sprang klickend aus dem etwa zwölf Zentimeter langen Gerät. Rulfan begann den Moos- und Pflanzenteppich von dem starren Ding wegzukratzen.
    Matts Augen hingen an dem metallenem Werkzeug in Rulfans Faust. Es war ein SpydeRench! Ein Kombiwerkzeug - Zange, Schraubenzieher, Flaschenöffner, Diamantfeile, und vor allem eine Klinge mit gewölbtem Rücken, alles in einem. Matt erinnerte sich, dass dieses Produkt der amerikanischen Firma Spyderco Anfang des Jahrtausends bei Kids sehr beliebt gewesen war. Vor ein paar Jahren dann war es dann auch an die Infanterie der US- Army ausgegeben worden. Vor ein paar hundert Jahren, korrigierte sich Matt.
    »Gefällt dir mein Tool?«, fragte Rulfan, der Matts erstaunten Blick bemerkte.
    »Woher hast du das?«
    Rulfan antwortete nicht. Endlich hatte er die Pflanzendecke von dem harten Gegenstand abgekratzt. Es war tatsächlich eine Art Stuhl -Lehne und Sitzfläche in einem, nur die Beine fehlen…
    »Sie sind auf Stangen befestigt«, sagte Rulfan. »Es müssen Tausende sein. Sie ziehen sich reihenweise um den ganzen Buschhang herum.«
    Und endlich begriff Matt: ein Stadion! Das Hauptquartier der Widerstandskämpfer befand sich in einem ehemaligen Sportstadion!
    Sechzig-, siebzigtausend Menschen hatten hier einst gesessen und ihre Mannschaften ausgepfiffen oder angefeuert. Und nun…?
    Wie benommen trottete Matt hinter den beiden Männern her zum Grund des Trichters. Sie erreichten seine Sohle. Dichtes Unterholz wucherte zwischen den Stämmen mächtiger Eichen und Buchen. Zielstrebig folgte Rulfan einem Trampelpfad. In der Mitte der kleinen Waldfläche war ein etwa drei Meter hoher Haufen aus Reisig, Ästen und welkem Buschwerk aufgeschichtet. Rulfan und Honnes rissen ihn auseinander.
    Eine glatte, leicht gewölbte Moosfläche wurde sichtbar. Matts Atem beschleunigte sich.
    Mit bloßen Händen begann er das Moos zu lösen. Rulfan half ihm mit dem SpydeRench. Die Klinge versuchte ein dumpfes Schaben. Als würde sie über harten Kunststoff statt über

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