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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Metall kratzen. Bald erkannte Matt die Form des Gerätes.
    Wie eine kleine Hochgeschwindigkeits-Lok sah es aus. Etwa acht Meter lang, zweieinhalb Meter hoch und genau so breit. In der Mitte Lamellen aus hartem, unnachgiebigen Material, dass die Minilok in zwei Glieder teilte. Tief in den Waldboden eingesunken entdeckte Matt in Dreiergruppen angeordnete Räder an der Unterseite des Fahrzeugs. Jede Radgruppe trug eine breite Kette. Eine Art Raupenfahrzeug, dachte Matt.
    Wieder tauchte Commander Eve Carlyle vor seinem inneren Auge auf. Die Bunkermenschen waren mit ähnlichen Geräten vor Leipzig aufgetaucht…
    »Ich möchte, dass du es dir anschaust«, sagte Rulfan. »Es ist schon ziemlich alt, aber vielleicht bekommst du es wieder flott.«
    »Wie alt?«
    Rulfan zuckte mit den Schultern. »Siebzig, achtzig Jahre…«
    »Wem gehört es?«
    »Es gehört mir.«
    »Woher hast du es?«
    Rulfan ging nicht ein auf die Frage. »Ich will, dass du dir meinen Tank anschaust.«
    Ohne Zweifel - er hatte etwas zu verbergen. Matt betrachtete ihn aufmerksam. Dieser Mann hatte ein Geheimnis. Er wandte sich ab. Tank hatte er das Ding genannt. Panzer. Matt ging um das Gerät herum und tastete die Außenhülle ab. »Wo ist das Eingangsschott?«
    Plötzlich wurden Stimmen laut. Honnes hob den Kopf und lauschte. Schritte näherten sich rasch. Ein blonder Bursche tauchte im Unterholz zwischen den Stämmen auf - Ulfis.
    »Die Dysdoorer - sie durchstreifen die Wälder auf dieser Seite des Großen Flusses. Fast zweihundert Mann, unter der Führung von Haynz. Sie suchen uns. Es heißt, Haynz will ihn. « Der junge Streiter deutete mit einer Kopfbewegung auf Matt.
    »Sie werden uns nicht finden.« Rulfan blieb äußerlich ruhig. »Und wenn sie uns finden, werden sie es schnell bereuen.«
    »Da ist noch etwas.« Ulfis wandte sich an Matt. »Wir haben einen Trupp Coelleni- Soldaten aufgegriffen. Angeblich wollten sie Kontakt mit uns aufnehmen. Sie haben eine Botschaft der Bruderschaft.«
    Matt und Rulfan traten näher. »Und?«, drängte Rulfan.
    »Eine Botschaft für einen gewissen Maddrax. Seine Gefährtin lebt. In Coellen. Er kann sie sich holen…«
    »Maddrax?«, fragte Rulfan.
    »So nennt mich meine Gefährtin Aruula«, erwiderte Matt. »Ich muss zu ihr!«
    »Geh nicht nach Coellen!« Ulfis packte ihn am Arm. »Unsere Leute in der Stadt glauben, dass es eine Falle ist. Und sie glauben, dass der Kaadinarl deine Frau erlösen will…«
    Matt fuhr herum und fixierte Rulfan.
    »Erlösen…?«
    Der große Mann mit den hellgrauen Haaren wirkte wie versteinert. »Sie soll den Scheußlichen Drei zum Fraß vorgeworfen werden«, sagte er heiser.
    Köln, im Sommer 2058
    Mit voller Wucht schlug Vittoris zu. Die Klinge drang tief ins Scheitelbein ein. Wie die Schale einer gespaltenen Kokosnuss klaffte der Schädel auseinander.
    Vittoris legte die Axt auf die nackte Brust der Toten und umfasste behutsam mit beiden Händen das warme Gehirn. Ein kleiner dunkelhäutiger Junge trat neben ihn an den Tisch und hielt ihm eine Blechschüssel entgegen. Vittoris löste das Hirn von Blutgefäßen und Nervensträngen und legte es in die Schüssel.
    Wie alle anderen im Raum trug er einen dicken Fellmantel. Es war kalt, unglaublich kalt. Selbst jetzt, im Hochsommer, verließ niemand die Katakomben länger als unbedingt nötig. Eis und Schnee bedeckten Ruinen, Häuser und Plätze. Der Rhein war seit Jahrzehnten zugefroren.
    Vittoris trug die Schüssel mit dem Hirn zu einem Autoclaven, schob sie hinein und verriegelte die Tür. Dann schaltete er den Molekülsynthesizer ein. »Treten!«, brüllte er.
    »Treten!«
    Die Männer am Eingang zum Laborraum drehten sich um und bellten den Befehl in den von Fackeln erleuchteten Gang hinter sich. Bald hörte man das Knallen von Peitschen, und das Rasseln der Generators wurde wieder lauter.
    Vittoris ging gebeugt und zog das linke Bein hinter sich her. Er war steinalt geworden. Zweiundneunzig, wenn er sich nicht verzählt hatte. Mit der grünlichen Hautfarbe, vollkommen kahlem Schädel und eingefallenem Gesicht wirkte er wie ein Krebskranker nach einer Chemotherapie.
    Dass er noch lebte, verdankte er seinem RV-Perfusor. Nachdem die Ratten gestorben waren, hatte er sich selbst an das Gerät angeschlossen.
    Daimler, Gates und Chrysler waren vor etwa zehn Jahren eingegangen. Während eines monatelangen Aufstandes innerhalb der Katakomben. Die Anhänger des Erzbischofs und des Domprobstes hatten sich gegen die Leute des Kardinals

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