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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verbündet. Und den Kürzeren gezogen.
    Aber als eigentlicher Sieger war nicht Josef III, sondern er selbst, Vittoris, hervorgegangen. Er hatte keinen Augenblick gezögert, den Erzbischof und den Domprobst zu erschießen. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit waren antike Begriffe aus einer untergegangen Epoche in dieser Zeit nach »Christopher-Floyd«, Humanismus ein bedeutungsloses Wort. Man handelte oder wurde behandelt.
    Vittoris handelte. Josef IV. fraß ihm seit den Morden praktisch aus der Hand.
    Jedenfalls hatte sich in jener chaotischen Zeit monatelang niemand gefunden, der den Generator antreten wollte. Und die Ratten standen jetzt als Tierpräparate neben der Konsole des Qu-Computers. Nicht auszudenken, wenn der lange schwelende Konflikt ein Jahr früher ausgebrochen wäre ! Vor der Geburt der Kinder…
    »Bringt zehn Pumper hinunter zum Rhein!« Vittoris wandte sich an die Männer rechts und links der Tür. Vier Sicherheitskräfte und Josef IV. standen da. Die Sicherheitsleute trugen uralte Motorradhelme. Über ihr Lederzeug hatten sie Rinderfelle gezogen. Auch der Kardinal trug einen Fellmantel über seiner hellen Baumwollkutte. Wie gesagt - es war unglaublich kalt. »Ein Loch ins Eis schlagen und pumpen, pumpen, pumpen! Der Perfusor braucht Wasser!« Seit Jahren sprach Vittoris nur noch im Befehlston mit der Bevölkerung der Katakomben. Eine andere Sprache verstanden sie nicht.
    Während der Molekülsytheziser die Aminosäuren des Hirns zerlegte und von der Software des Qu-Computers gesteuert neu zusammensetzte, trat Vittoris wieder an den Tisch mit der Toten, neben ihm der schwarzhäutige Junge, ein kleines verwachsenes Kerlchen. Ein zweiter Junge schob sich an den Tisch. Ein Hüne, obwohl exakt so alt wie der Erste. Er hatte Blumenkohlohren und schielte. Sein gelbes Haar hatte er zu dicken Zöpfen geflochten. Vittoris hätte es lieber gesehen, wenn er seine Ohren damit verhüllt hätte. Aber er hatte es aufgegeben, Daimler erziehen zu wollen.
    Beide Knaben beobachteten mit leuchtenden Augen, wie Vittoris die Leiche öffnete und die Nieren heraus schnitt.
    Vittoris war alles andere als glücklich über das Ergebnis des Klonprojektes. Wie Könige sahen die drei Bürschlein weiß Gott nicht aus. Und heilig schon gar nicht. Vittoris vermutete, dass er die DNS irgendwelcher Soldaten der römischen Ostlegionen kopiert hatte. Der Blonde sah verflixt nach einem Germanen aus. Den Schwarzen hielt er für einen Nubier. Und der dritte war vermutlich ein Syrer oder Ägypter.
    Die Frauen waren gestorben. Die ersten drei gleich in den Jahren nach dem Kometeneinschlag. Und Nina bei der Geburt ihrer Tochter vor dreißig oder einunddreißig Jahren. Vittoris war nichts übrig geblieben, als die Embryonen zu unterkühlen und so ihr Wachstum zu hemmen. Erst als seine Tochter im gebärfähigen Alter war, hatte er ihr alle drei in den Uterus gepflanzt.
    Natürlich hatte sie die Entbindung nicht überlebt. Ein Kaiserschnitt ohne Medikamente, unter unsterilen Bedingungen, ohne Blutkonserven…
    Jetzt gab er das Nebennierenrinden-Gewebe der Toten in den Molekülsynthesizer. Sorgfältig prüfte er die Zu- und Ableitungsschläuche. Vom Bildschirm las er die Werte ab. Die Kinder beobachteten jede Handbewegung.
    »Ist alles gut?«, wollte der selbsternannte Kardinal wissen. Er trat an den Computertisch.
    »Alles bestens, Josef, alles bestens«, brummte Vittoris.
    »Wie gut, wie gut.« Ein dümmliches Grinsen huschte über das Gesicht des Mannes. Vittoris hasste dieses glatte tumbe Gesicht. Genau wie er die Art des Kardinals hasste, sich in kurzen, oft sogar unvollständigen Sätzen auszudrücken.
    Alle taten das. Schon Anfang der dreißiger Jahre war es ihm aufgefallen. Die Leute begannen mehr und mehr in simplen Sätzen miteinander zu reden, benutzten Worte falsch oder sprachen sie unrichtig aus, konnten das große Einmaleins nicht mehr aufsagen und vergaßen Fakten aus der Zeit vor der Katastrophe: Namen von Dichtern und Politikern, geschichtliche Daten, Bezeichnungen technischer Geräte und die Bedeutung von Fremdworten.
    Vittoris hatte daraufhin sämtliche Bücher, die er in Häusern und Ruinen fand, in die Katakomben geschafft. Doch niemand kam über die ersten zwei oder drei Seiten eines Buches hinaus. Er hatte versucht, Unterricht zu geben, aber die Leute konnten ihm nicht folgen und er hatte die Geduld verloren.
    An sich selbst bemerkte Vittoris diesen Rückgang an intellektueller Leistungsfähigkeit erst nachdem sein

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