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0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

Titel: 0120 - Jerry Cottons letzter Fall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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meinem Rücken hörte ich, wie sie aus dem Bett kam. Sie ging hin und her, eine Schranktür quietschte, Wäsche und Kleider raschelten.
    Plötzlich war es still. Ich lauschte konzentriert. Hinter mir war plötzlich ein Luftzug.
    Ich warf mich zur Seite. Ein Briefbeschwerer, ein Quarzbrocken von doppelter Faustgröße und entsprechendem Gewicht, krachte an die Tür.
    Ich war bei ihr wie ein Blitz. Sie hatte eine lange Hose angezogen und einen Pullover. Nur frisiert war sie noch nicht. Mich sollte es wenig kümmern.
    Mit hartem Griff dreht ich ihr beide Arme auf den Rücken, obgleich sie um sich stieß, fauchte und beißen wollte.
    Mit einer Hand nahm ich ihre Handgelenke so fest, daß sie schrie.
    Ich ließ ein wenig nach.
    »Beim leisesten Widerstand drücke ich wieder zu. Aber so, daß Sie die Engel im Himmel singen hören«, sagte ich kühl. »Glauben Sie bloß nicht, daß wir mit solchen Katzen, wie Sie eine sind, nicht fertig werden können.«
    Ich stieß sie vor mir her. Im Treppenhaus begegneten wir zum Glück niemandem.
    Die paar Schritte über den Bürgersteig schob ich sie so schnell, daß wir schon im Wagen saßen, noch bevor die Passanten verstanden hatten, was vor ihren Augen geschehen war. Damit niemand deswegen unnötig die Stadtpolizei anrief, stellte ich das Rotlicht aufs Dach. Jetzt wußten alle, was hier passiert war.
    Unterwegs versuchte sie es noch einmal. An einer Kreuzung, wo ich vor einer roten Ampel stoppen mußte, fiel sie über mich her und hatte schon ihre Hand an meiner Dienstpistole, die ich wie üblich im Schulterhalfter trug.
    Ich hatte gar keine andere Möglichkeit. Ich mußte ihr von unten her einen leichten Haken ans Kinn setzen. Aber sie war nichts Gutes gewöhnt. Sogleich japste sie nach Luft, fiel zurück auf ihren Sitz und verhielt sich absolut friedlich.
    Nach kurzer Zeit kam sie wieder zu sich, während ich längst weitergefahren war. Mit leisem Stöhnen rieb sie sich das Kinn. Ich grinste, sagte aber nichts.
    Als ich den Jaguar in die Reihe der parkenden Dienstfahrzeuge im Hof des Distriktgebäudes gefahren hatte, nahm ich den Hörer des Sprechfunkgerätes.
    »Hier ist Cotton! Hallo, Leitstelle!«
    »Leitstelle. Sprechen Sie, Cotton!«
    »Die Mordkommission muß in der 118. Straße sein. Rufen Sie einen ihrer Wagen und sagen Sie, man möchte Phil Decker zurück ins Distriktgebäude schickten. Er soll in mein Office kommen, ich hätte eine wichtige Sache.«
    »Decker über Mordkommission 118. Straße rufen und zurückfordern«, wiederholte der Beamte aus der Leitstelle im Telegrammstil meine Anweisung und fügte hinzu. »Wird erledigt, Cotton.«
    »Danke«, sagte ich, legte den Hörer auf und wandte mich an Elly:
    »Ich werde Sie jetzt ganz offiziell vernehmen, damit das klar ist. Es wird ein Protokoll von dieser Vernehmung angefertigt, das später dem Gericht vorgelegt wird, das über Ihr Urteil zu entscheiden hat. Die Strafe, die für Sie am Ende dieser Sache herauskommen wird, dürfte auch von der Art abhängen, wie Sie sich von jetzt ab benehmen. Los, steigen Sie aus!«
    ***
    Ich ließ sie in ein Vernehmungszimmer bringen und bewachen. Dem Kollegen, der das tat, gab ich Anweisung, kein Wort mit ihr zu sprechen. Ich wollte sie nervös machen.
    Phil kam nach knapp dreißig Minuten. »Was ist los?« fragte er. »Warum bist du plötzlich verschwunden?«
    »Sagen wir so: Warum wurde Ringer genau zu dem Zeitpunkt ermordet, als wir ihn verhaften wollten?« fragte ich zurück.
    Er schob sich den Hut in die Stirn und ließ sich in einen Drehstuhl fallen. Mit dem Fuß stieß er sich ab, so daß der Stuhl sich wie ein Karussell drehte.
    »Donnerwetter«, brummte er dabei. »Von der Seite her habe ich mir das Problem noch nicht überlegt. Ich würde zunächst einmal die in diesen Fällen übliche Theorie aufstellen: Er hätte durch seine Aussagen vor der Polizei jemandem gefährlich werden können und wurde deshalb ermordet, bevor ihn die Polizei verhaften konnte.«
    »Gut. Aber welche Voraussetzung müßte in diesem Falle gegeben sein?«
    Phil stoppte sein Karussell.
    »Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst, Jerry.«
    »Na, wenn er ermordet wurde, damit er uns nichts ausplaudem konnte, dann müssen doch seine Mörder gewußt haben, daß er überhaupt verhaftet werden sollte!«
    Phil stieß einen Pfiff aus, der sich anhörte wie der heulende Ton zu Beginn von Gershwins Rhapsodie in Blue.
    »Du meinst -«, sagte er überrascht, ohne den Satz zu vollenden.
    »Ich meine, daß es

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