0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
müssen wissen, wer die Telefonnummer Murray Hill 6-2135 hat. Verstehen Sie das? Wer hat diesen Anschluß, in welchem Haus in welcher Straße liegt er?«
Er verkündete steif:
»Bedauere.«
»Menschenskind«, sagte Phil, »nun nehmen Sie doch mal Vernunft an! Wenn wir die Zeit dazu hätten, würden wir das ganze Telefonbuch von Manhattan von vom bis hinten nach dieser Nummer durch wühlen. Auf diese Weise würde sich unsere Frage auch beantworten! Es ist doch Irrsinn, daß Sie uns diese Frage nicht beantworten wollen, wo wir mit ein bißchen mehr Zeit die Nummer aus dem Telefonbuch auf picken könnten!«
»Meine Herren, ich sagte schon: Ich bedaure.«
Mir platzte der Kragen:
»Können Sie mir sagen, was FBI heißt?«
»Natürlich: Federal Bureau of Investigation.«
»Und was ist das? Ein Kindergarten?«
»Soviel ich weiß, versteht man unter FBI die in allen Staaten der USA arbeitende Bundesgeheimpolizei.«
»Donnerwetter«, schnaufte ich. »Ich dachte, Sie hätten uns für sonstwas gehalten. Und jetzt hören Sie mal genau zu, Sie Gernegroß. Heute nacht wurde ein Mann in seinem Bett erstochen. Der Mörder hat die Telefonnummer, die wir Ihnen sagten. Wenn wir uns beeilen, kriegen wir den Kerl vielleicht noch. Haben Sie! das soweit verstanden? Schön, dann die andere Seite der Angelegenheit. In diesen Mord ist eine Falschgeldsache verwickelt. Wenn ich zum nächsten Richter gehe und ihm was von Falschgeld erzähle, unterschreibt er mir postwendend einen Haussuchungsbefehl auf jedes Gebäude, das ich ihm nenne. Auch auf das Gebäude dieser Telefongesellschaft. Suchen Sie sich jetzt selber raus, was sie wollen. Entweder sie sagen mir sofort, wer den Telefonanschluß Murray Hill sechs einundzwanzig fünfunddreißig hat, oder wir stehen in einer halben Stunde wieder hier - aber mit einem Haussuchungsbefehl und hundert G-men!«
Er war fahl geworden.
»Das - das ist Nötigung!« geiferte er.
»Ich war noch gar nicht fertig«, sagte ich gelassen. »Ich wollte nämlich noch eine Drohung dazufügen. Wenn wir mit einem Haussuchungsbefehl wiederkommen müssen, werde ich einen Haftbefehl gegen Sie mitbringen wegen dringenden Verdachtes der Unterstützung und Beihilfe zu gesetzwidrigen Taten.«
Ich zündete mir eine Zigarette an, grinste und sagte nur noch:
»Also?«
Er hatte den Telefonhörer schon in der Hand.
Wir warteten. Nach drei Minuten ungefähr legte er den Hörer wieder auf und brummte:
»Der Anschluß ist auf den Namen Jan Joho eingetragen. Speiserestaurant, 522, East 22nd Street.«
Wir waren schon zur Tür hinaus und flitzten die Treppen hinunter. Unterwegs tastete ich schnell nach meinem Schulterhalfter. Okay, die Kanone war am gewohnten Ort.
***
Als wir im Jaguar saßen, zog ich die Hände vom Starter zurück und sagte:
»Augenblick. Jetzt dürfen wir nichts überstürzen. Wenn wir mit dem Jaguar zu dem Speiselokal fahren, müssen wir damit rechnen, daß die Gangster gewarnt werden. Der Jaguar ist in der Unterwelt bekannt wie Churchills Zigarre bei den Zeitungslesern.«
»Andererseits ist Eile geboten«, wandte Phil ein. »Wir können nicht wissen, was die Falschmünzer Vorhaben. Vielleicht fühlen sie sich jetzt sicher, da sie wissen, daß Ringer nichts mehr verraten kann. Ebensogut kann es sein, dqß sie mit seiner Ermordung nur ein wenig Zeit gewinnen wollten, um sich irgendwohin abzusetzen. Die Ein-Dollar-Noten können Sie praktisch in jeder Stadt loswerden. Bevor man ihnen woanders auf die Spur kommt, können sie schon wieder eine Menge von dem Zeug abgesetzt haben.«
»Richtig«, erwiderte ich. »Aber auf eine Stunde wird es hoffentlich nicht mehr ankommen. Wir fahren zum Distriktgebäude und organisieren die Sache vernünftig. Sollten sie in der Zwischenzeit verduften, haben wir immer noch einen Mann, an den wir uns halten können: Jan Joho. Sehr echt klingt dieser Name übrigens auch nicht.«
Eine Viertelstunde später klopften wir an die Tür unseres Distriktchefs. Mister High saß hinter seinem Schreibtisch, als wir eintraten, und sagte mit seinem unnachahmlich feinen Lächeln:
»Nun, ihr Nachtfalter? Ich fürchte, ich werde eine Bestimmung über das Schlafen in die Dienstvorschriften aufnehmen lassen müssen.«
Ich gähnte sofort. Phil zwei Sekunden später. Mister High griff zum Telefon, rief die Kantine an und bestellte zwei Kännchen extra starken Kaffee.
Wir schilderten ihm unsere Ergebnisse, die wir bis jetzt erzielt hatten. Als ich auf die Unterbrechung zu sprechen kam, die
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