0121 - Horror-Urlaub
Rücken legen. Dann band der Maskierte sie zwischen die Pflöcke wie ein Fell, das zum Trocknen ausgebreitet wird.
Regungslos stand der Unheimliche vor seinem Opfer.
Wolkenfetzen segelten über seinen Kopf dahin. Die Maske verbarg sein Gesicht. Hinter schmalen Sehschlitzen funkelten tückisch die Augen.
Zum zweitenmal befand sich Marion Theben in der Gewalt des Mannes. Diesmal würde das Abenteuer nicht so glimpflich ausgehen wie das im Hünengrab. Die Vorbereitungen verrieten es.
Der Mann warf den Umhang ab.
Darunter trug er ein enganliegendes Trikot, das mit magischen Zeichen und Symbolen bedeckt war.
Der Mann entzündete die Kerzen, die er in einer bestimmten Ordnung aufstellte. Der Wind blies immer wieder die Flammen aus, sobald der Maskierte sie aus den schützenden Nischen in der Böschung holte.
Es dauerte eine Weile, bis er es geschafft hatte. Er stülpte Plastikhauben über die Flammen. Offenbar stieß er jedesmal auf die gleichen Schwierigkeiten, wenn er hier in den Dünen seine nächtlichen Messen feierte. Ob er das Messer benutzte, um sein Opfer zu töten? Marion Theben wand sich in den Fesseln.
Es begann zu regnen.
Dicke Tropfen klatschten in das Gesicht der Lehrerin.
Sie achtete nicht darauf, sondern ließ den Mann mit dem Dreispitz nicht aus den Augen. Er legte jetzt seine merkwürdige Kopfbedeckung ab.
Beschwörungen murmelnd umschritt er die Richtstätte.
Marion Theben verstand kein Wort. Der Mann benutzte eine ihr völlig unbekannte Sprache. Die Lehrerin vermochte nicht einmal zu erraten, um welches Idiom es sich handelte.
Deshalb ging ihr der Sinn der Kulthandlungen auch nicht auf. Sie konnte nur beobachten, was der Maskierte tat.
Der Angriff kam ziemlich überraschend.
Der Mann mit der Dämonenmaske zückte die Waffe und warf sich über die Frau. Stahl blitzte im bleichen Licht des Mondes…
***
Zamorra verabschiedete sich ziemlich spät von Sven Bjoerner. Der Däne konnte, wenn er nur wollte, sehr spannend und fesselnd berichten. Er hatte lange Reisen ins Ausland unternommen - sehr zum Leidwesen seiner Frau. Sie hatten ihn nach Borneo geführt, nach Sumatra und Taiwan. Er war drei Jahre durch den Dschungel Südamerikas gezogen, nur mit einem eingeborenen Führer, und hatte fast ein Jahr unter den Jivaros gelebt, berüchtigten Kopfjägern, die mit den Schädeln Verstorbener oder von ihnen erschlagener Feinde Totenkult betrieben.
Zum Schluß bestand Sven Bjoerner darauf, seine Besucher durch das Haus zu führen. Er zeigte sämtliche Räume bis auf einen, der am Ende des Korridors im ersten Stock lag. Es mußte sich dabei um einen ziemlich kleinen Raum handeln. Er hatte kein Fenster, wie Bjoerner versicherte. Dort gab es nicht einmal elektrisches Licht.
»Es ist so kalt«, klagte Bjoerner. »Ich liebe den warmen goldenen Schein flackernder Kerzen.«
»Da haben Sie nicht unrecht«, pflichtete ihm Zamorra bei. »Ein Essen zu zweit, in einem gemütlichen Lokal, bei Kerzenlicht - das kann sehr romantisch sein. Meine Sekretärin Nicole schwärmt davon. Ich kann nur hoffen, daß ich noch einmal Gelegenhit habe, sie auf diese Art zu verwöhnen.«
»Warum nicht?« fragte Sven Bjoerner verdutzt.
»Wenn sie dem Mann mit dem Dreispitz in die Hände fällt, sehe ich schwarz«, seufzte Zamorra. »Er wird sie in seinem krankhaften Haß auf die Frauen ermorden, fürchte ich.«
»Der Mann mit dem Dreispitz?« lachte Sven Bjoerner. »Das ist doch nur ein Hirngespinst. Wie Rübezahl oder der Schimmelreiter, der gefleckte Aaron, der Golem oder die Heinzelmännchen. Sie sollten das nicht zu ernst nehmen.«
»Tatsache ist, daß Nicole verschwunden ist«, widersprach Zamorra. »Ich konzentriere mich dauernd auf dieses Problem. Normalerweise hätte ich keine Schwierigkeit, mit meiner Sekretärin auf telepathischem Wege Kontakt aufzunehmen. Glauben Sie mir, ich habe das zur Unterhaltung bereits demonstriert. Irgendein Gegenstand wurde versteckt, und ich habe ihn gefunden, ohne herumzukramen oder zu suchen, einfach dadurch, daß ich mich auf ihn konzentrierte.«
»Wie praktisch«, spottete Sven Bjoerner.
»Aber in diesem Fall klappt es nicht. Irgend etwas stört den Empfang. Ich vertiefe mich in das Problem, ich denke intensiv an Nicole, bekomme jedoch keine Verbindung mit ihr. Es ist, als störe mich ein fremdes Magnetfeld. Nichts erscheint vor meinem geistigen Auge. Ich werde Nicole auf diesem Wege nicht finden.«
»Vielleicht liegt es daran, daß es gar keinen Sender mehr gibt?«
»Sie meinen,
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