Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
Vom Netzwerk:
auszuführen.
    Die Nachricht jagte den Uniformierten natürlich aus seinem Sessel.
    »Warum haben Sie das nicht schon lange vorher gesagt?« brüllte Olsen. »Sie können mich doch nicht davon überzeugen, daß Sie von dem Treiben Ihres Bosses nie etwas geahnt haben.«
    »Erst der Besuch Professor Zamorras brachte mich auf den Gedanken, Sven Bjoerner zu überwachen. Da habe ich es dann bemerkt. Er pflegte offenbar die Sachen, die er zu seiner Maskerade brauchte, in der Rumpelkammer zu verstecken, in der Zamorra das Skelett fand. Ich hatte nie einen Schlüssel und auch kein Recht, den Raum zu betreten. Das müssen Sie doch verstehen.«
    »Egal!« knurrte der Gendarm. »Ich verschwinde jetzt. Was sagten Sie? Wohin ist er gegangen? Ins Dünengebiet?«
    »Ich glaube, er hat ein Messer mit«, heuchelte Rik Sung.
    Er spielte seine Rolle überzeugend. Jeder auf der Insel wußte, daß der merkwürdige Fremde nur von Grünzeug lebte, immer sauber gekleidet ging, höflich und zurückhaltend war.
    Der Koreaner hatte seit seiner Ankunft sorgfältig an diesem Image gebastelt. Seine Mühe machte sich bezahlt.
    Zufrieden legte Rik Sung auf, nahm seine alte Stellung auf der Bastmatte ein.
    Sein Geist begann zu wandern, während der Körper in absoluter Ruhestellung verharrte. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sich Rik Sung. Er suchte sein Opfer und lokalisierte Sven Bjoerner mühelos. Wie ein Film zog das Geschehen an des Koreaners geistigem Auge vorbei. Ein vermummter Mann stieß eine gefesselte Frau vor sich her.
    Rik Sungs Geist blieb bei dem Paar. Er begleitete es auf seinem heimlichen Weg ins Dünengebiet, inspirierte Sven Bjoerner und beeinflußte ihn. Sicher wäre der Däne davon überzeugt gewesen, aus eigenem Antrieb zu handeln. In Wirklichkeit dirigierte ihn der Koreaner aus der Feme wie eine Marionette. Bjoerner besaß nicht mehr Freiheit als ein Stein, der durch die Luft fliegt und behauptet, er bestimme den Kurs allein.
    Rik Sung veranlaßte den hypnotisierten Dänen, langsamer oder schneller zu agieren. Denn er mußte dafür sorgen, daß die Polizei genau im richtigen Augenblick eintraf.
    Sven Bjoerner mußte als Mörder dastehen. Als jemand, der seit Jahren Anholt unsicher machte. Es gab eine Menge Beweise. Abgeschnittene Köpfe, sorgsam präpariert. Gebißproben und Untersuchungen der Haare mußten die wahre Identität der grauenvollen Reliquien ergeben.
    Rik Sung hatte seinen großen Coup geschickt vorbereitet.
    Er hielt alle Fäden in der Hand. Glaubte er.
    ***
    Zamorra rannte wie selten in seinem Leben. Er sprang in den anfahrenden Jeep. Mit durchdrehenden Rädern schoß das Geländefahrzeug über die holprigen Steine des Innenhofes, gewann die Dorfstraße und drehte die platte Schnauze nach Norden.
    Am Lenkrad saß der Lehrer.
    Neben ihm hockte Jens Olsen, der Polizist, aufgeschreckt durch den Anruf des Koreaners. Er schnallte gerade sein Koppel um, an dem die Pistolentasche hing.
    Zamorra begnügte sich mit dem Rücksitz. Dort konnte er sich besser festklammem. Denn der Fahrer scherte sich nicht um das Gelände. Rücksichtslos jagte er den Wagen durch Pfützen und Schlaglöcher. Die Scheinwerfer entrissen Hindernisse ohnehin reichlich spät aus dem Dunkel.
    Die Männer beseelte nur ein Gedanke: nicht zu spät zu kommen und einzutreffen, ehe Sven Bjoerner zum Mörder geworden war.
    Sie ahnten nicht, welch makabres Spiel Rik Sung geplant hatte und nun durchführte. Eiskalt, entschlossen, sich ein für allemal eine so reiche Beute zu sichern, daß es für den Rest seines Lebens langte.
    Keiner der Männer sprach ein Wort.
    Dem Gesicht des Lehrers sah man an, daß er persönlich Anteil nahm am Geschick der Deutschen, die dort irgendwo in den Dünen, nahe dem Hünengrab, von jemandem gequält wurde, der nicht mehr Herr seiner Sinne sein konnte, falls Zamorras Theorie zutraf.
    »Mein Gott!« stöhnte Holger Jerup, als sie den Hohlweg erreichten.
    Sie sprangen aus dem engen Wagen, rannten durch Sand und Heide.
    Der bleiche Mond versteckte sich halb hinter einer pechschwarzen Wolkenbank. Unwirkliches Zwielicht herrschte.
    Irgendwo heulte ein Hund. Sein klagender Ruf hallte über das leere Land wie ein Totenlied.
    Zwischen hartstengeligen Gräsern flackerten Kerzen. Sie beleuchteten eine grausige Szene.
    Sven Bjoerner stand mit kalkweißem Gesicht da, ein Messer in der Faust. Auf einem nahen Pfahl steckte ein Kopf. Die Lippen waren verzerrt. Der Wind spielte mit dem tizianroten Haar. Eine Träne kullerte aus einem

Weitere Kostenlose Bücher